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Klinikum Pirna: Immer mehr Ungeimpfte auf der Intensivstation

Die Klinik auf dem Sonnenstein behandelt derzeit über 50 Corona-Patienten. Am meisten grassiert die Delta-Variante, es gelten strenge Regeln.

Von Thomas Möckel
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Behandlung eines Corona-Patienten auf einer Intensivstation: Die Zahl schwerer Verläufe bei jüngeren ungeimpften Menschen nimmt zu.
Behandlung eines Corona-Patienten auf einer Intensivstation: Die Zahl schwerer Verläufe bei jüngeren ungeimpften Menschen nimmt zu. © Symbol: dpa-Zentralbild

Die Zahlen im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge sind längst alarmierend, nun ist die Corona-Inzidenzrate auf einen neuen Negativ-Rekord geklettert. Am Freitag lag sie nach übereinstimmenden Aussagen des Robert-Koch-Institutes und des Landratsamtes bei 1.031. Einen so hohen Wert hat es seit Beginn der Corona-Statistik im März 2020 bislang nicht gegeben – nicht einmal in der Virus-Hochphase zum Jahreswechsel 2020/21.

Dementsprechend besorgniserregend lesen sich auch die Zahlen zu den Kliniken. Nach Aussage des Landratsamtes befanden sich mit Stand vom 12. November insgesamt 148 positiv auf Covid-19 getestete Personen in Krankenhäusern. 40 von ihnen wurden intensivmedizinisch betreut, 108 auf Normalstationen. Die Folge: Von den Covid-Betten in den Krankenhäusern im Landkreis war kein einziges Intensivbett mehr frei, verfügbare Normalbetten gab es noch sieben.

Dieses Bild spiegelt sich auch im Helios Klinikum Pirna wider. Noch ist die Lage beherrschbar, die Intensivbetten sind allerdings alle belegt. Wegen des exponentiellen Wachstums laufen die Kliniken aber zunehmend mit Corona-Patienten voll, möglicherweise ist auch in Pirna das Limit bald erreicht.

Täglich eine neue Situation

Mit Stand vom 11. November behandelt das Pirnaer Klinikum 47 Covid-19-Patienten auf Normalstation, acht Covid-19-Patienten auf der Intensivstation. Zudem waren zehn Intensivbetten mit anderweitig Erkrankten belegt. Damit die ist die Kapazität nahezu ausgeschöpft.

Nach einer Auskunft des Klinikums vom März 2020 verfügt das Krankenhaus auf dem Sonnenstein regulär über 14 Intensivbetten. Bei Bedarf könne man aber bis zu sechs weitere Beatmungsplätze schaffen. Allerdings schwankt die Zahl der zur Verfügung stehenden Betten ständig.

Da man es im Landkreis mit einer sehr dynamischen Entwicklung an Covid-19-Infektionen zu tun habe, bewerte die Klinik die Lage täglich neu. Durch die Erfahrungen in den ersten drei Wellen sei man inzwischen routiniert, um schnell die verfügbaren personellen und strukturellen Ressourcen bündeln zu können. So passe man das Programm der planbaren Eingriffe stets der aktuellen Situation an, um Kapazitäten nicht zu überlasten. „Eingriffe, die aus medizinischer Sicht unserer Ärzte keinen Aufschub erlauben, nehmen wir weiterhin mit größter Sorgfalt vor“, sagt Kliniksprecherin Birte Urban.

Das Operationsprogramm werde täglich in Abhängigkeit von der Belegung auf der Intensiv- und Corona-Normalstation überprüft. Aus diesem Grund sei die Zahl der verfügbaren Betten keine fixe Zahl, denn die Belegungssituation ändere sich stündlich durch Zugänge, Abgänge und interne Verlegungen. Zudem sei auch der Krankenstand des Personals ein limitierender Faktor.

Delta-Variante tritt am häufigsten auf

Die meisten Corona-Patienten, die derzeit im Pirnaer Klinikum behandelt werden, haben sich mit der Delta-Variante des Virus infiziert. Das liegt hauptsächlich daran, dass sich diese Form sehr schnell und in hoher Zahl überträgt.

Die Zahlen zeigen laut Helios darüber hinaus, dass im Vergleich wenig geimpfte Patienten auf den Intensivstationen behandelt werden. Daraus leite man ab, dass Geimpfte seltener schwere Covid-19-Verläufe haben als Ungeimpfte.

Allerdings steige derzeit die Zahl der geimpften Corona-Patienten auf den Normalstationen. Dabei registriere Helios immer mehr ältere geimpfte Patienten. Die ungeimpften Corona-Patienten seien im Vergleich dazu durchschnittlich 20 Jahre jünger. „Die Impfung ist der einzige sinnvolle Weg aus der Pandemie zurück in die Normalität“, sagt Professor Dr. Andreas Meier-Hellmann, Helios Geschäftsführer Medizin.

Klinikbesuch nur in Ausnahmefällen

Um angesichts der sich rasant ausbreitenden vierten Infektionswelle gleichermaßen Patienten und Mitarbeiter zu schützen, hat das Pirnaer Klinikum ein umfangreiches Sicherheitskonzept entwickelt. Dazu gehört unter anderem, dass sich das Personal täglich testen lässt und in allen Bereichen des Krankenhauses die Hygiene- und Abstandsregeln einhält. Patienten werden sowohl bei Aufnahme und Aufenthalt getestet und bei einer Covid-19-Infektion isoliert untergebracht.

Darüber hinaus gilt schon seit einiger Zeit wieder ein genereller Besucherstopp. Besuche sind daher nur in Ausnahmefällen nach Vorabsprache mit dem Stationspersonal oder Ärzten aufgrund von rechtlichen, medizinischen oder sozialen Gründen für einen Elternteil je stationär betreutem Kind in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, für werdende Väter oder eine Begleitperson zur Entbindung sowie für Angehörige bei Schwerstkranken oder zur Sterbebegleitung möglich.

Für die Besuche in Ausnahmefällen gilt die 3-G-Regel. Selbsttests unter Aufsicht werden im Klinikum angeboten. Besucher müssen beim Aufenthalt eine FFP2-Maske oder einen medizinischen Mund-Nase-Schutz tragen sowie die Hygieneregeln einhalten.

172 Patienten maschinell beatmet

Seit Ausbruch der Pandemie hat das Klinikum Pirna bisher insgesamt 1.239 Covid-19-Patienten behandelt und entlassen. Die durchschnittliche Liegedauer beträgt 12,3 Tage. 242 Patienten sind bislang im Krankenhaus an oder mit Corona gestorben.

311 dieser Covid-19-Patienten wurden auf der Intensivstation behandelt, deren durchschnittliche Liegedauer beträgt 6,8 Tage. 173 dieser Patienten mussten maschinell beatmet werden, die durchschnittliche Beatmungsdauer lag bei 190 Stunden.

Die täglich aktualisierten Belegungszahlen für jedes einzelne Helios Klinikum lassen sich im Internet unter www.helios-gesundheit.de/qualitaet/auslastung nachlesen.