Mit der Polizei auf Corona-Streife in Bus und Bahn

Dresden. Polizeihauptmeisterin Tina S. steigt zusammen mit ihrem Kollegen Tom G. in eine Straßenbahn der Linie 4. Direkt neben der Tür sitzt eine ältere Frau, sie trägt eine OP-Maske. Seit dem 8. November gilt allerdings die FFP2-Maskenpflicht in den Fahrzeugen der Dresdner Verkehrsbetriebe. Seit Mittwoch zusätzlich die 3-G Regel. Die Polizistin spricht die Frau an. Verwunderung. Die nicht mehr ganz so neue Regel scheint der Seniorin unbekannt zu sein. Da sie zwar ihren Impfstatus nachweisen kann, aber keine FFP2-Maske hat, muss sie die Bahn zusammen mit den Polizisten verlassen. An der Haltestelle nehmen die Beamten die Daten der Frau auf. Auf sie kommt nun ein Bußgeld in Höhe von 100 Euro zu. Ähnliche Szenen könnten sich derzeit häufiger im Dresdner Nahverkehr abspielen.
Seit Montag macht die Polizei Ernst. Im Einsatz sind vor allem Beamte, die ursprünglich eingeplant waren, um Weihnachtsmärkte zu überwachen. 50 sind es in der Polizeidirektion Dresden für alle Märkte im Einsatzgebiet der Direktion. Das reicht von der tschechischen Grenze bis nach Riesa. Für die Landeshauptstadt seien in der Regel acht Beamte reserviert, die gemeinsam mit Kollegen von der städtischen Polizeibehörde unterwegs sind - also mit Mitarbeitern des Ordnungsamtes, sagt Polizeisprecher Thomas Geithner. Zudem erhält die Dresdner Polizei regelmäßig Unterstützung durch die sächsische Bereitschaftspolizei.
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Laut Stadt sind die Fahrgäste der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) dabei ständig im Fokus. Zudem seien auch Kontrollteams ohne Polizeibegleitung unterwegs, teilen die Verantwortlichen mit. Bisher ging es dabei vor allem um die richtigen Masken im öffentlichen Personenverkehr, seit Mittwoch auch um 3G. 37 Anzeigen registrierte die Stadt seit dem 8. November. Immer ging es um falsche oder falsch getragene Mund-Nasen-Masken.
"Man weiß in der Bahn gar nicht, wo man anfangen soll"
Auch Polizeistreifen sind seit gestern öfter ohne Ordnungsamt in Sachen Corona-Kontrolle unterwegs. Die Überprüfungen erfolgen allerdings ausschließlich nach dem Stichprobenprinzip. Mit 50 Beamten könne natürlich nicht flächendeckend kontrolliert werden, sagt Polizeipräsident Jörg Kubiessa. Aber dieser Ansatz würde auch im sonstigen Tagesgeschäft der Polizei nicht verfolgt. "Wenn den Menschen erstmal klar ist, dass sie jederzeit in eine Kontrolle geraten können und mit Sanktionen rechnen müssen, wird das oftmals schon zu einer Verhaltensänderung führen", so der Polizeipräsident.
"Man weiß in der Bahn gar nicht, wo man anfangen soll", sagt Polizeihauptmeisterin Tina. Denn viele Menschen scheinen die neuen Regeln noch nicht zu kennen oder beachten sie aus anderen Gründen nicht. Das zeigt sich auch in der Linie 10 Richtung Messe.
Doch zuerst begegnen die Polizisten dort einer Rentnerin, die bestens informiert ist. Rosemarie zeigt, als sie die Beamten sieht, unaufgefordert ihren Impfausweis vor. "Ich kann nicht verstehen, dass es Menschen gibt, die von den Regeln nichts mitbekommen haben wollen. Das steht doch nun wirklich überall", sagt die 70-Jährige.
"Heutzutage muss man besonders viel Solidarität zeigen"
Weiter hinten in der Straßenbahn sitzt ein junger Mann mit OP-Maske. Er wird von den Polizisten auf seine Ordnungswidrigkeit angesprochen. Doch er hat Glück. Eine Frau hinter ihm reicht ihm schnell eine verpackte FFP2-Maske. So entgeht er dem Bußgeld. Die Hauptmeisterin lobt die solidarische Geste. "Heutzutage muss man besonders viel Solidarität zeigen, sonst geht alles zugrunde", stimmt die Maskenspenderin der Polizistin zu.
"Ich trete den Menschen höflich und mit Respekt entgegen. Wir sind alle Menschen und eine anständige Kommunikation ist bei den Kontrollen besonders wichtig", erklärt die Polizistin ihr Vorgehen. Einige blieben trotzdem nicht friedlich, da müsse auch mal ein anderer Ton angeschlagen werden. Es schalle eben zurückk, wie es in den Wald hereinschallt, ergänzt ihr Kollege.
Ein 18-Jähriger auf den hintersten Plätzen der Linie 10 hat nicht soviel Glück. Er hat zwar einen tagesaktuellen Test dabei, aber nur eine OP-Maske auf. Die Ordnungswidrigkeit wird von den Beamten aufgenommen und an die Stadt weitergeleitet. Auch auf den Jugendlichen kommt nun ein Bußgeldbescheid in Höhe von 100 Euro zu. Das ist der Satz für das Tragen der falschen Maske - die Missachtung der 3-G Regel würde mit 150 Euro Strafe geahndet werden.
Doch nicht nur Polizei und Ordnungsamt sind mit der Überwachung der Vorschriften beauftragt. Auch die Fahrscheinkontrolleure, die im Auftrag der Verkehrsbetriebe unterwegs sind, sollen die Einhaltung der Maskenregeln überwachen. "Sie sind angehalten, Fahrgäste je nach Situation anzusprechen", sagt DVB-Sprecher Falk Lösch. Fehler bestrafen dürfen sie dabei aber nicht, das ist Aufgabe von Ordnungsamt und Polizei. Auch für die DVB-Mitarbeiter gilt die Maskenpflicht, allerdings dürfen sie selbst entscheiden, ob sie bei der Arbeit eine OP- oder eine FFP2-Maske tragen.