Personalsituation: "Corona macht uns derzeit massiv zu schaffen"

Dresden. Selbst infiziert oder in Quarantäne mit den Kindern oder dem Partner: Dresdner Unternehmen kämpfen mit Personalsorgen wegen der stark steigenden Coronazahlen.
Am Freitag musste das Dresdner Gesundheitsamt wieder 485 neue Fälle melden, damit waren zum Ende der Arbeitswoche 6.194 Infektionen aktiv. 16 Menschen mussten neu wegen Corona in die Klinik eingewiesen werden.
Zu den Unternehmen, die wegen Corona derzeit Personalsorgen haben, zählen die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB). Nicht jeder fahrbereite Bus und nicht jede einsatzfähige Straßenbahn können tatsächlich unterwegs sein, denn bei den Verkehrsbetrieben machen sich wie auch anderswo steigende Coronazahlen bemerkbar. Das gilt vor allem für die Bereiche, in denen Mitarbeiter besonders viele Kundenkontakte haben, sagte Pressesprecher Falk Lösch am Donnerstag. "Wir haben etwa 1.000 Fahrer und einen Krankenstand von rund 13 Prozent", so Lösch. Es fehlen also deutlich mehr als 100 Mitarbeiter, die Straßenbahnen und Busse fahren können.
Wie groß ist der Ausfall in den Kliniken?
"Wir verzeichnen seit Ende Juni leicht ansteigende Zahlen der Corona-Infektionen – sowohl bei Patienten als auch bei Mitarbeitenden", sagt Viviane Piffczyk aus dem Städtischen Klinikum. Die Anzahl der zu behandelnden Patienten mit einem positiven Corona-Befund schwanke zwischen 15 und 30. Häufig dauert deren Behandlung weniger als eine Woche, da die Verläufe eher mild sind.
Trotz der kranken Mitarbeitenden könne man den Versorgungsauftrag ohne Einschränkungen gewährleisten. "Stationen oder Bereiche mussten aufgrund der aktuellen Corona-Variante bisher nicht geschlossen werden", sagt Piffczyk. "Die Personalsituation ist angespannt, auch weil im Sommer mehr Kollegen ihren Urlaub planen." Die Situation unterscheide sich aber immer noch deutlich von den Corona-Hochzeiten im vergangenen Herbst und Winter.
Im Diakonissenkrankenhaus ist die Lage im Moment stabil. "Zurzeit fallen lediglich drei Mitarbeiter aufgrund einer bestätigten Covid-19-Infektion aus. Auch sonst ist die Personalsituation im Diakonissenkrankenhaus momentan stabil", sagt Sprecher Victor Franke. Der Klinikalltag laufe ohne Beeinträchtigung.
Wie sieht es bei der Verwaltung und den Versorgern aus?
Der Grund der Krankschreibung von Mitarbeitern wird im Rathaus nirgends erhoben. "Deshalb können wir für die gesamte Stadtverwaltung keine Aussage dazu treffen, ob Corona derzeit für Personalausfälle sorgt. Festzuhalten bleibt, dass weniger Beschäftigte als im Juni 2021 krankgemeldet waren", teilt die Pressestelle mit.
Die Dresdner Feuerwehr ist ebenfalls betroffen von Krankheitsfällen und Corona, aber auf "für diese Jahreszeit typischem Niveau. Die Einsatzbereitschaft ist uneingeschränkt sichergestellt", heißt es. Eine genaue Anzahl von Mitarbeitern mit Corona-Erkrankungen könne man nicht nennen, da Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht verpflichtet seien, den Grund ihrer Krankschreibung anzugeben.
Auch bei Sachsen-Energie gibt es Krankheitsfälle aufgrund des Coronavirus, dort arbeiten 3.300 Beschäftigte. "Allerdings sind es mit aktuell zwölf Fällen deutlich weniger als beispielsweise in den Wintermonaten", sagt Sprecherin Nora Weinhold. Die Fälle verteilten sich auf sieben unterschiedliche Bereiche. Aber: "Es gibt aufgrund Corona keine Beeinträchtigung in der Versorgung unserer Kunden."
Wie stark betroffen sind soziale Einrichtungen?
"Sowohl im Fachbericht Migration als auch in den Migrationsfachdiensten haben wir aufgrund Corona derzeitig einen deutlich höheren Personalausfall", sagt Arbeiterwohlfahrt-Sprecherin Ulrike Novy. Die Awo betreibt in Dresden Kitas, Pflegeheime und macht Soziale Arbeit für Geflüchtete.
Novy spricht deutlich über die Folgen der Infektionen. "Wenn eine Mitarbeiterin in den Migrationsfachdiensten ausfällt, fallen zugleich 60 bis 70 Termine, Beratungsangebote und Unterstützungen bei Anträgen auf Sozialleistungen aus." Daran hängen dann schnell auch versäumte Antragsfristen und das längere Warten auf Ersthilfen. "Neben der aktuellen hohen Belastung durch die Ukraine-Situation macht uns Corona derzeitig massiv zu schaffen", sagt sie. Auch bei der Hilfe für Menschen mit Behinderungen kommt es zu Ausfällen. "Die Corona-Fälle der Mitarbeitenden in der Eingliederungshilfe häufen sich, wir können aber keine genauen Zahlen benennen", so Novy.