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Politiker fordert Absage des Striezelmarkts

Meistgelesen: Wegen der Corona-Lage in Dresden sollten keine Weihnachtsmärkte stattfinden, sagt ein Stadtrat. Wie der Oberbürgermeister reagiert.

Von Andreas Weller
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Soll er stattfinden? Oder lieber doch nicht? Auch in diesem Jahr gibt es nun die ersten Forderungen nach Absage des Dresdner Striezelmarktes.
Soll er stattfinden? Oder lieber doch nicht? Auch in diesem Jahr gibt es nun die ersten Forderungen nach Absage des Dresdner Striezelmarktes. © Sven Ellger

Dresden. Die Corona-Situation spitzt sich mehr und mehr zu - bezogen auf die Pandemie und politisch. Noch nie hatte Dresden so viele Neuinfektionen wie aktuell.

Deshalb fordert nun ein Politiker, den Striezelmarkt und alle anderen Weihnachtsmärkte in Dresden abzusagen, zum Schutz der Dresdner und Besucher.

Im vergangenen Jahr hatte der Striezelmarkt kurz vor dem geplanten Start wegen der Corona-Zahlen abgesagt werden müssen. Davor hatte OB Hilbert sich noch 600.000 Euro vom Stadtrat genehmigen lassen, um den Markt pandemiegerecht zu machen. Doch auch das reichte am Ende nicht.

Kurz zuvor war bereits heftige Kritik am Oberbürgermeister wegen seiner angeblich unzureichenden Corona-Politik laut geworden. Jetzt, knapp ein Jahr später, gewinnt diese Debatte neue Fahrt.

"Den Striezelmarkt und die anderen Weihnachtsmärkte jetzt nicht abzusagen, ist die gleiche ängstliche Herangehensweise wie im vergangenen Jahr", so SPD-Stadtrat Richard Kaniewski. Sonst drohe - wie im vergangenen Jahr - ein langes Hinhalten und Planen, bis zur endgültigen Absage. "Das ist auch für die Händler nicht gut."

"Es ist in der aktuellen Lage nicht angezeigt, Weihnachtsmärkte wie den Striezelmarkt durchzuführen", so Kaniewski. Das berge nur weitere Gefahren für Infektionen und die Überlastung der Krankenhäuser mit Corona-Patienten. Wenn sich die Stadt dazu nicht durchringe, fordert der Stadtrat "mindestens 2G, lieber 2G+." Also nur Geimpfte und Genesene auf die Märkte zu lassen, die sich im Fall + zusätzlich testen lassen. "Ist das nicht umsetzbar oder gewünscht, dann geht Gesundheitsschutz vor und sie sollten gänzlich geschlossen bleiben. Wir dürfen die Augen vor den aktuellen Infektionszahlen und Hospitalisierungen nicht verschließen. Auch wenn dann bestimmte Ableitungen und Maßnahmen emotional schmerzen oder unpopulär erscheinen."

"Wie soll das kontrolliert werden"?

Oberbürgermeister Hilbert hat darauf eine eindeutige Antwort. "Soweit die Verordnung des Freistaates es zulässt und es für uns möglich ist, werden wir natürlich einen Striezelmarkt durchführen. Weihnachtsmärkte sind als Teil des Brauchtums wichtig für das gesellschaftliche Miteinander."

Zudem denke er dabei auch an die Händler. "Gleichzeitig sind sie für die Händler eine Grundlage ihres Geschäfts, die schon im letzten Jahr unter der Corona-Pandemie gelitten hatten", so der OB.

Marktbaum oder nicht? Der Weihnachtsbaum für den Striezelmarkt beim Weg über die Carolabrücke.
Marktbaum oder nicht? Der Weihnachtsbaum für den Striezelmarkt beim Weg über die Carolabrücke. © Marion Doering

"Ich kann gut verstehen, dass man den Striezelmarkt und die anderen Weihnachtsmärkte nicht erneut absagen will", so Grünen-Gesundheits-Experte Wolfgang Deppe. "Aber dann müssen strenge Zugangskontrollen geschaffen werden."

Das was der Freistaat plane - Flanierbereiche ohne Beschränkung und Verweilbereiche mit zu kontrollierenden Regeln - sei "zu kompliziert". "Wie soll das kontrolliert werden?", fragt Deppe. "Ohne Zugangskontrollen für alle Besucher wird es nicht gehen." Die Besucher wie ursprünglich von der Stadt Dresden geplant, ohne Kontrollen auf den Striezelmarkt zu lassen oder die 3G-Regel, also geimpft, genesen oder getestet, sei "nicht verantwortbar". Die Situation sei sehr bedrohlich, in den Kliniken herrsche große Angst vor dem, was auf sie noch zukomme.

Angst sei der falsche Ratgeber sagt hingegen FDP-Fraktionschef Holger Zastrow, der selbst für die Stadt den "Augustusmarkt" an der Hauptstraße, organisiert. "Es ist bitter zu hören, wenn einigen nichts Besseres einfällt als im vergangenen Jahr."

Weihnachten gehöre zur Dresdner und zur sächsischen "Identität". "Das ist wie das Oktoberfest in München oder Karneval in Köln und Düsseldorf. Für eine Absage wird es wenig Verständnis in der Bevölkerung geben."

"Wer absagt, muss Ausgleich zahlen"

Zastrow geht aber noch weiter. Er sagt, eine erneute Absage der Märkte führe dazu, dass es zukünftig gar keine oder nur noch sehr wenige Weihnachtsmärkte in Dresden geben werde. "Es ist bereits viel verloren gegangen, weil viele Händler aufgegeben haben. Außerdem sind die Kosten alle ausgelöst." Hohe Summen würden in den Sand gesetzt. "Wer die Märkte absagt, muss auch einen Ausgleich dafür zahlen."

Verschärfte Regeln seien ebenfalls problematisch, glaubt Zastrow. "Wir haben alle so geplant, wie es die Verordnung des Freistaates vorsieht, sodass selbst beim Erreichen der Überlastungsgrenze die Märkte geöffnet bleiben können." Wenn jetzt neue Regeln wie Deppe sie benennt, also Zugangskontrollen eingeführt werden, würde das weitere hohe Kosten bedeuten, um Zäune auf- und Personal zum Kontrollieren einzustellen. "Dann müsste es dafür Schadenersatz geben." Ein etwaiges Glühwein-Verbot sieht Zastrow am kritischsten. "Dann sind die Weihnachtsmärkte tot." Denn ein Markt rechne sich nur damit. Blieben die Glühweinhändler weg, gebe es weitere Absagen. "Das Aus war bereits im letzten Jahr falsch, denn die Infektionszahlen sind danach weiter gestiegen."