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Steigende Corona-Zahlen: Soll ich mich jetzt noch einmal impfen lassen?

Für den Herbst haben Hersteller angepasste Coronaimpfstoffe entwickelt. Doch welchen Vorteil bringen die – und wie gut kann man sich vor erneuten Infektionen schützen?

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Welche Vorteile hätten eine vierte oder fünfte Impfung gegen das Coronavirus?
Welche Vorteile hätten eine vierte oder fünfte Impfung gegen das Coronavirus? © Uwe Zucchi/dpa (Symbolbild)

Von Birgit Herden

Verlässliche Inzidenzwerte gibt es nicht mehr, aber es spricht einiges dafür, dass das Coronavirus derzeit in einer kleinen Sommerwelle verstärkt in Deutschland zirkuliert. Seit Juli gehen wieder mehr Menschen mit Atemwegsinfektionen zum Arzt, und in Stichprobenuntersuchungen des Robert-Koch-Instituts steht Sars-Cov-2 nach den Rhinoviren an zweiter Stelle.

Das passt auch zu den Abwasseruntersuchungen, in denen die Viruslast seit Juli wieder leicht angestiegen ist. Gleichzeitig breitet sich in Deutschland die neue Virusvariante EG.5 aus, und mehrere Hersteller kündigen für den Herbst neue, angepasste Impfstoffe an. Höchste Zeit also für eine Impfauffrischung?

Spricht man mit führenden Immunologen diese Frage, äußern die sich eher entspannt. "Für immungesunde Menschen unter 60 Jahren und ohne besondere Risikofaktoren gibt es keinen Grund, sich im Herbst erneut gegen das Coronavirus impfen zu lassen", sagt Christine Falk, bis 2023 Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie und Mitglied im Corona-Expertenrat der Bundesregierung.

Mögliche Vorteile einer vierten oder gar fünften Impfung für jüngere, gesunde Menschen? Allenfalls minimal. Allerdings, so betont sie, können die Statistiken nicht für die Millionen individuellen Einzelfälle verlässliche Antworten liefern.

Auch andere renommierte Immunologen geben sich ungewohnt gelassen. "Eine jährliche Infektionswelle hat auch einen Vorteil: Sie frischt den Immunschutz in der Bevölkerung auf", sagt der Dortmunder Immunologe Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie.

Und der Immunologe Andreas Radbruch, der bis 2023 das Deutsche Rheuma-Forschungszentrum in Berlin geleitet hat und sich seit langem mit dem immunologischen Gedächtnis beschäftigt, sagt: "Für jüngere Menschen wäre ein regelmäßiger jährlicher Booster völlig sinnlos, vielleicht sogar kontraproduktiv."

Doch wie sollten es die vielen nicht ganz gesunden oder jüngeren Menschen mit der Impfung halten? Was ist mit Long-Covid-Patienten? Und könnten die neuen Impfstoffe, die es ab dem Herbst geben wird, eine mitunter leidvolle Erkrankung verhindern?

Wer sollte sich noch einmal gegen Corona impfen lassen?

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