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Streitfall Impfpflicht: Muss sie kommen - auch für Kinder?

Kein Thema polarisiert so sehr wie die Impfpflicht. Im Podcast "Debatte in Sachsen" diskutieren ein Kinderklinik-Leiter und der Landesärztekammerchef.

Von Oliver Reinhard
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Professor Reinhard Berner (links) leitet die Kinderklinik an der Uniklinik Dresden. Erik Bodendieck ist Hausarzt und Präsident der Landesärztekammer Sachsen.
Professor Reinhard Berner (links) leitet die Kinderklinik an der Uniklinik Dresden. Erik Bodendieck ist Hausarzt und Präsident der Landesärztekammer Sachsen. © [M] Sven Ellger/Juliane Mostertz/SLAEK/SZ

Dresden. Die Corona-Pandemie stellt die Menschen vor die Wahl: Impfung oder Infektion. Darüber herrscht in der Wissenschaft große Einigkeit. Auch Dr. Erik Bodendieck, Präsident der Landesärztekammer Sachsen, und Professor Reinhard Berner, Leiter der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Dresdner Uniklinikum, sagen: Ohne Impfungen kommen wir nicht dauerhaft aus der Krise.

Deshalb werden die Forderungen nach einer allgemeinen Impfpflicht immer lauter in der Wissenschaft, der Politik und der Gesellschaft. Doch ist sie wirklich nötig? Was spricht dafür, was dagegen? Und wenn sie kommt; sollte man sie auch auf die Kinder ausdehnen? Im Podcast "Debatte in Sachsen" diskutieren Berner und Bodendieck darüber.

"Auch wenn Ministerpräsident Kretschmer sagt, einen Lockdown werde es vor Weihnachten nicht geben: Das, was wir jetzt im Moment erleben, ist bereits ein faktischer Lockdown", so Erik Bodendieck. Wenn nicht schnellstmöglich dafür gesorgt werde, dass wir die Situation in den Griff kriegen, "dann haben wir dadurch, so glaube ich ganz fest, noch sehr viel schwerere ökonomische Auswirkungen, als wenn wir jetzt mal sagen: Okay, Zähne zusammenbeißen, einmal richtig durch, mit der Impfpflicht".

Bis vor wenigen Wochen war Professor Berner noch gegen eine allgemeine Impfpflicht. "Ich halte es auch nach wie vor für sinnvoll, alles zu versuchen, um die Bevölkerung davon zu überzeugen, dass es sinnvoll ist, sich freiwillig impfen zu lassen", so der Mediziner. Er glaube weiterhin, niedrigschwellige Impf-Angebote seien der bessere Weg. "Aber ich bin nicht mehr weit davon entfernt zu sagen: Vielleicht geht es einfach nicht anders als über eine Pflicht, sich impfen zu lassen."

Welche Rolle spielen Kinder in der Pandemie?

Auch Kinder rücken in dieser Diskussion zunehmend in den Fokus. Immer wieder führt Sachsens Kultusminister Christian Piwarz als Argument gegen Schulschließungen Ergebnisse der deutschlandweiten Studie von Professor Berner zum Vorhandensein von Antikörpern bei Schülerinnen und Schülern im Alter von 14 bis 18 Jahren an.

Doch einige Ergebnisse, die immer wieder zitiert werden, sind überholt. Fanden sich im Blut von 2.000 Getesteten im Juli dieses Jahres noch lediglich in 12 Fällen Antikörper - die Zeichen für eine Infektion -, so war das nach den Herbstferien schon bei zwischen 20 bis 25 Prozent der Probanden der Fall. "Das sind die Folgen der Delta-Variante", sagt Berner. Und diese werde über die Kinder in den Familien weiterverbreitet. "Das haben wir bei der ersten Welle noch nicht gesehen."

Außerdem Schwerpunkte der Diskussion:

  • Wie sinnvoll und wirksam ist die Corona-Impfung bei Kindern?
  • Sollte auch bei Kindern über eine Impfpflicht nachgedacht werden?
  • Sind künftig immer wieder Impfungen nötig oder reicht jetzt eine Kraftanstrengung?

Diese Folge "Debatte in Sachsen" hören Sie direkt über den eingebetteten Player.

Hinweis: Das Gespräch wurde bereits am 3. Dezember aufgezeichnet.

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