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Struppener Campingplatz will sich verdreifachen

Urlaub im Wohnmobil ist wegen der Corona-Krise beliebt wie nie, die Nachfrage nach Stellplätzen enorm. Im Elbsandstein will man auf den Boom reagieren.

Von Katarina Gust
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Hat Großes vor: Markus Guhr will den Campingplatz in Struppen vergrößern. Ein Projekt, das noch mehrere Hürden nehmen muss.
Hat Großes vor: Markus Guhr will den Campingplatz in Struppen vergrößern. Ein Projekt, das noch mehrere Hürden nehmen muss. © Karl-Ludwig Oberthür

Er gehört zu den kleinsten Campingplätzen in der Sächsischen Schweiz. Auf der Alberthöhe in Struppen - mit direktem Blick zum Königstein und Lilienstein - geht es beschaulich zu. Bis zu 40 Wohnmobilisten und Camper können hier Urlaub machen. In unmittelbarer Nähe führt der Malerweg entlang, die Festung und das Elbtal sind zu Fuß erreichbar. Eigentlich ideale Voraussetzungen für Urlauber.

Entsprechend groß ist die Nachfrage nach Stellplätzen. Den Boom verstärkt hat die Corona-Pandemie. Aufgrund von Ausgangsbeschränkungen und geschlossenen Hotels waren Alternativen gefragt. Viele fanden diese im Caravaning. "In der Saison sind wir oft ausgebucht", sagt Markus Guhr, der den Campingplatz in Struppen betreibt. Regelmäßig muss er Urlauber vertrösten, weil kein Stellplatz mehr frei ist.

Seit Längerem spielt der Struppener deshalb mit dem Gedanken, das Areal zu vergrößern. Die Idee ist inzwischen konkret geworden. Zusammen mit einer Landschaftsarchitektin hat er einen Entwurf auf Papier gebracht. "Wir wollen uns komplett neu aufstellen", erklärt Markus Guhr.

140 Stellplätze mit Sauna und Pool

Statt 40 soll es künftig bis zu 140 Stellplätze für Wohnwagen und Reisemobile geben. Auch zwei Mobilheime zum Einmieten und eine Zeltwiese mit zehn bis 15 Plätzen ist geplant. Ein neuer Sanitärbereich, Saunen mit Ruhebereich und ein Fitnessraum gehören zum neuen Konzept. Ein Imbiss mit Biergarten soll ebenfalls entstehen, genauso wie ein Spielplatz und eine Lagerfeuerstelle. Sportlich soll es auf einem Beachvolleyballfeld und an neuen Tischtennisplatten zugehen. Wenn es nach Guhr geht, ist zudem ein kleiner Basketballbereich geplant sowie eine Hundewiese mit Hindernissen.

Im Entwurf des neuen Campingplatzes: sind die begrünten Stellplätze und das Zelt-Rondell deutlich zu sehen. Am linken Rand sollen das Empfangsgebäude, die neuen Sanitäreinrichtungen mit Sauna und Fitnessraum entstehen. Ganz oben ist der Sportbereich gepla
Im Entwurf des neuen Campingplatzes: sind die begrünten Stellplätze und das Zelt-Rondell deutlich zu sehen. Am linken Rand sollen das Empfangsgebäude, die neuen Sanitäreinrichtungen mit Sauna und Fitnessraum entstehen. Ganz oben ist der Sportbereich gepla © privat

Das i-Tüpfelchen des neuen Campingplatzes soll ein kleines Schwimmbecken sein. Das nächste Freibad befindet sich in Pötzscha, auf der anderen Elbseite von Stadt Wehlen, acht Minuten von Struppen mit dem Auto entfernt. "Ansonsten gibt es im Umfeld wenige Alternativen", sagt Guhr, der den Urlaubern etwas bieten will. Ein eigener Pool wäre ein Alleinstellungsmerkmal für seinen Campingplatz. Generell soll der neue Campingplatz grüner werden. Zwischen den einzelnen Stellplätzen sollen Bäume und Sträucher gepflanzt werden. Grün, das es zwischen den jetzigen Plätzen nicht gibt.

Imbiss soll Gastro-Lücke in Struppen schließen

Noch sind die Pläne frisch und in der Entstehung. Im Gemeinderat in Struppen wurden sie bereits vorgestellt. Die Räte hätten positiv darauf reagiert, sagt Guhr. Er hat jedoch auch kritische Stimmen gehört. Markus Guhr will diese Skepsis nehmen, indem er offen und transparent über das Vorhaben spricht. "Von den Plänen profitiert am Ende der ganze Ort und die Region, nicht nur die Urlauber", erklärt der Struppener. Der Spielplatz und das Sportareal mit Tischtennis und Beachvolleyball sollen beispielsweise öffentlich zugänglich sein. Auch der Imbiss und der Biergarten sollen für die Einheimischen eine neue Anlaufstelle und ein Treffpunkt werden.

"In Struppen gibt es seit Jahren keine Gaststätte mehr", sagt er. Beim Bäcker gäbe es zwar frische Brötchen und alles rund ums Frühstück, der Landschlachthof biete zudem Mittagstisch. Damit höre es aber auch auf. "Wer abends essen gehen will, findet in Struppen selbst nichts", kritisiert Markus Guhr. Er selbst würde sich freuen, wenn es im Ort fußläufig ein Gasthaus gäbe. Mit dem Imbiss will er versuchen, diese Lücke zu schließen.

Wird der Campingplatz tatsächlich vergrößert, würden zudem Arbeitsplätze entstehen. Bislang kümmert sich Markus Guhr um alles, sein Opa übernimmt unter anderem den Job des Hausmeisters. Werden die Pläne umgesetzt, sei das mit der Familie allein nicht mehr zu schaffen. Zwei Hausmeister will Guhr einstellen, zudem sei zusätzliches Reinigungspersonal nötig. "Perspektivisch wird auch ein Mitarbeiter an der Rezeption gebraucht", kündigt er an.

Kritiker befürchten mehr Verkehr in Struppen

Kritiker befürchten zudem, dass sich durch einen größeren Campingplatz erhebliche Verkehrsprobleme ergeben. Markus Guhr versucht schon jetzt, dass seine Camper nicht über den schmalen Kirchsteig aufs Gelände rollen, sondern erst an der Spitzkehre am Landschlachthof abbiegen und so die Anwohnerstraße umfahren. Struppen könne zudem über die B 172 bis zum Kreisverkehr Leupoldishain komplett umfahren werden, bevor die Wohnmobilisten von Osten her auf den Campingplatz zusteuern. Per Anfahrtsskizze weist Markus Guhr seine Kunden bereits auf diese Möglichkeit hin. "Ich habe aber am Ende keinen Einfluss darauf, welche Route das Navigationsgerät im Wohnmobil anzeigt", sagt er.

Der Campingplatz liegt am Ortsrand von Struppen. Rot markiert ist das Gelände, auf dem er sich künftig erstrecken soll.
Der Campingplatz liegt am Ortsrand von Struppen. Rot markiert ist das Gelände, auf dem er sich künftig erstrecken soll. © Googlemaps

Sein Versuch, den Durchgangsverkehr vom Kirchberg wegzuhalten, hat ihn bis zum Google-Konzern geführt, der eigenes Kartenmaterial erstellt. Erfolg hatte seine Anfrage bislang nicht. Die Stadt Königstein prüfe laut Guhr bereits, ob eine Tonnagebeschränkung für den Kirchberg möglich ist. Eine Entscheidung dazu gibt es noch nicht, und diese wird Zeit kosten.

B-Plan-Verfahren dauert etwa zwei Jahre

Für Markus Guhr ist es generell ein weiter Weg. Im nächsten Schritt soll ein Aufstellungsbeschluss für den neuen Bebauungsplan gefasst werden. Guhrs Planerin bereitet diesen Teil gerade vor. Den B-Plan finanziert er selbst. Dann beginnt das übliche B-Plan-Verfahren, zudem auch die Beteiligung der Träger öffentlicher Belange gehört. Behörden, aber auch Privatpersonen können darin Einwände zum Entwurf äußern. Diese werden dann abgewogen - im Zweifel muss der Entwurf nachgebessert werden. Erst wenn alles stimmt, wird der B-Plan genehmigt.

Bevor der Campingplatz expandieren kann, muss jedoch eine weitere Hürde genommen werden. Das Gelände, auf dem Markus Guhr anbauen will, befindet sich im Landschaftsschutzgebiet. Dort gelten strenge Regeln, die mit seinen Plänen kollidieren. Um sie umzusetzen, müssten die Flächen aus dem Landschaftsschutzgebiet ausgegliedert werden, um den Schutzstatus zu verlieren. Das ist nicht einfach. In der Theorie gibt es drei Möglichkeiten für den Austritt aus dem Schutzgebietsstatus. Die erste ist über den Flächennutzungsplan und den Bebauungsplan, die zweite ist eine Einzelfallprüfung und die dritte ist eine Änderung der Rechtsgrundlage.

Guhr hofft, dass sein Projekt an dieser Hürde nicht scheitern wird. Geduld braucht er so oder so. Allein für das B-Plan-Verfahren rechnet er mit zwei Jahren.