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Der neue Schlossherr

Lange Jahre stand das Schloss in Naundorf leer und lag im Dornröschenschlaf. Nun fand sich der rettende Prinz.

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© Egbert Kamprath

Von Franz Herz

Naundorf. Im Märchen hat ein Prinz das Dornröschen in ihrem Schloss wachgeküsst. In Naundorf bei Schmiedeberg hat ein Historiker aus Frauenstein diese Rolle übernommen. Dr. Konstantin Hermann hat vor wenigen Wochen das Schloss gekauft. Mit ihm kehrt zum ersten Mal seit Jahren wieder Leben in dem alten Gemäuer ein, auch wenn dieses Leben derzeit aus Beräumungs- und Abrissarbeiten besteht.

Neue Blicke auf das alte Schloss

Die Büsche ringsherum hat der neue Eigentümer bereits weggeschnitten. So haben auch Spaziergänger wieder einen freien Blick auf das Schloss Naundorf.
Die Büsche ringsherum hat der neue Eigentümer bereits weggeschnitten. So haben auch Spaziergänger wieder einen freien Blick auf das Schloss Naundorf.
Bis 1999 war das Schloss Pflegeheim. Der neue Eigentümer hat das Schild abgenommen, das noch an diese Zeit erinnerte.
Bis 1999 war das Schloss Pflegeheim. Der neue Eigentümer hat das Schild abgenommen, das noch an diese Zeit erinnerte.
An einzelnen Stellen ist das Dach undicht. Noch müssen Eimer helfen, das hereintropfende Wasser aufzufangen.
An einzelnen Stellen ist das Dach undicht. Noch müssen Eimer helfen, das hereintropfende Wasser aufzufangen.
Eine Wandergruppe steht vor der runden Öffnung, durch die einst die Hexentreppe geführt hat. Kinder, die früher im Schloss lebten, haben sie so genannt, weil sie diese nicht betreten durften.
Eine Wandergruppe steht vor der runden Öffnung, durch die einst die Hexentreppe geführt hat. Kinder, die früher im Schloss lebten, haben sie so genannt, weil sie diese nicht betreten durften.

„Ich bin ja in Dippoldiswalde zur Schule gegangen. Aber dass es hier ein Schloss gibt, davon habe ich nie etwas gewusst“, erzählt der neue Eigentümer. Das ist nicht verwunderlich. Denn von 1949 bis 1999 war es kein Schloss, sondern Pflegeheim. Danach stand es leer – bis Konstantin Herrmann 2016 das Dornröschenschloss im Internet entdeckt hat. Er hat sich dann an Steffen Steger gewandt, der als Makler den Auftrag zur Vermarktung des Schlosses hatte. Mit ihm wurde er handelseinig, und als schließlich die französischen Eigentümer, welche die Immobilie 2004 ersteigert hatten, auch zugestimmt hatten, konnte er den Kaufvertrag schließen.

Konstantin Hermann, der als Abteilungsleiter in der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek arbeitet, hat sich nun an die Arbeit gemacht. Mit dem Landesamt für Denkmalpflege stimmte er seine Pläne ab. Es geht darum, Einbauten, die für das Pflegeheim gemacht wurden, zu entfernen und den ursprünglichen Charakter des Schlosses wieder herauszuarbeiten. Teilweise muss er noch Inventar vom Heim wegräumen. „Bettlaken habe ich noch jede Menge gefunden“, sagt Hermann. Das zu entsorgen, ist einfach. Was er mit dem Lastenaufzug macht, weiß er noch nicht. Der wurde gleich im Eingangsbereich eingebaut und stört den Raumeindruck. Hinten ist ein Küchentrakt angebaut worden. Den will Hermann abreißen, damit die frühere U-Form des Schlosses auch wieder deutlich zutage tritt.

Dabei will er nichts überstürzen. „Ich bin jetzt Anfang 40. Da habe ich über zwanzig Jahre Zeit für mein Projekt“, sagt er. Hermann will das Schloss im Erdgeschoss als öffentliches Gebäude nutzen. Später möchte er dem Naundorfer Heimatverein Ottos Eck Räume mit zur Verfügung stellen. Der hat in besseren Jahren hier zum Parkfest Ausstellungen präsentiert. Hermann führt auch bereitwillig eine Wandergruppe durch die Räume, die zufällig vorbeikommt und einmal neugierig an der Tür rüttelte. Ihr zeigt er gleich seine neueste Entdeckung: ein rundes Loch im Boden. Hier hat früher eine Treppe von unten in den herrschaftlichen Essraum geführt. Die Kinder im Schloss haben sie die Hexentreppe genannt. Das und anderes hat Hermann von Ellen Felicitas Reichardt, der Nichte des letzten Besitzers von Schloss Naundorf bis 1945, erfahren. Sie war vor einigen Monaten hier und hat Hermann viel erzählt über das frühere Leben im Schloss.

Maik Biber, der Vorsitzende des Naundorfer Heimatvereins, ist sehr froh, dass sich endlich wieder jemand um das Schloss kümmert. „Es war höchste Zeit, dass der Verfall gestoppt wird“, sagt er. Er könnte sich gut vorstellen, dass sein Verein wieder Ausstellungen in dem Dornröschenschloss organisiert und auf längere Sicht dort vielleicht ein Vereinszimmer einrichtet.