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Der umschwärmte Angeklagte

Ein Prozess in Dresden zeigt, wie Täter über Jahre Kinder missbrauchen können. Wenn sie das Umfeld ihrer Opfer geschickt manipulieren.

Von Tobias Wolf & Alexander Schneider
 11 Min.
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Prozess wegen schweren Kindesmissbrauch gegen Thomas H. Hier mit Verteidiger Jürgen Saupe.
Prozess wegen schweren Kindesmissbrauch gegen Thomas H. Hier mit Verteidiger Jürgen Saupe. © Sven Ellger

Die Augen sind durchdringend, fast stechend. Sie hangeln sich von Gesicht zu Gesicht, bleiben stehen, suchen Blickkontakt. Dann ein unmerkliches Nicken. Der Blick ist erwidert worden. Jedes Mal. wenn der wegen Kindesmissbrauchs angeklagte Aikido-Trainer Thomas H. in den Gerichtssaal geführt wird, versucht er das. Mit jedem neuen Prozesstag, mit jedem neuen Detail gucken weniger Menschen zurück.

So wie seine einst beste Freundin Anna Sauer*, die an jedem Prozesstag ein Stück mehr ihrer Freundschaft verliert. Besuchte sie ihn anfangs noch in der Untersuchungshaft und half, seine Wohnung aufzulösen, guckt sie jetzt zu Boden, wenn H. den Saal im Dresdner Landgericht betritt. „Ich will erst mal nichts mehr mit ihm zu tun haben“, sagt die 44-Jährige. „Andere haben es vielleicht schon eher gespürt, ich war vielleicht einfach zu nah an ihm dran.“

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