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Reisetipp: Drei Gründe, warum das Zwei-Seen-Land in Bayern so beliebt ist

Schon König Ludwig II. zog es immer wieder in die Bergwelt rund um Kochelsee und Walchensee. Das lohnt sich auch heute.

Von Anja Sohrmann
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Vom Herzogstand hat man einen wahrhaft königlichen Ausblick auf Kochelsee (links) und Walchensee sowie die Alpen im Hintergrund.
Vom Herzogstand hat man einen wahrhaft königlichen Ausblick auf Kochelsee (links) und Walchensee sowie die Alpen im Hintergrund. © Tourist Information Kochel a. See/Thomas Kujat

1. Grandioser Gipfelblick: Auf den Spuren des Königs der Berge

Diesen Ausblick also liebte der König: Unter uns liegt der grünlich schimmernde Kochelsee, rechts davon der erstaunlich türkisfarbene Walchensee. Zwischen beiden Seen und dahinter türmen sich Felsen auf. Im Süden recken sich die Bergspitzen noch weiter in die Höhe, wir entdecken die Zugspitze. Weiter nördlich flacht die Alpenkette wieder ab, man sieht den Staffelsee, Ammersee, Starnberger See und erahnt München - ein überwältigendes Panorama.

Wir stehen auf dem Herzogstand, einem 1.731 Meter hohen Berg in den Bayerischen Voralpen. Er gehört zu den Lieblingsbergen der Münchner, weil er schnell erreichbar ist und eine fantastische Aussicht bietet. Sein wohl berühmtester Fan war König Ludwig II. von Bayern (1845-1886). Der oft als „Märchenkönig“ bezeichnete Regent lebte zwar im Pomp in seinen drei Schlössern. Am glücklichsten aber war er in den Bergen. Jedes Jahr seiner 22-jährigen Regierungszeit zog er sich für mehrere Wochen auf eine seiner einsam gelegenen Berghütten zurück. Eine davon befand sich auf dem Herzogstand. Sie wurde leider ein Raub der Flammen. An ihrer Stelle steht heute das Berggasthaus Herzogstand und bietet bayrische Schmankerl.

Schöne "bayrische Karibik": Der Walchensee vom Herzogstand aus gesehen.
Schöne "bayrische Karibik": Der Walchensee vom Herzogstand aus gesehen. © Anja Sohrmann

Wir nehmen auf der Sonnenterrasse Platz. Auch hier ist der Blick auf die oft schwelgerisch „bayerische Karibik“ genannte Bergwelt großartig. Erschöpft sind wir nicht wirklich, denn der Aufstieg war leicht. Wanderungen wie diese gibt es etliche hier – perfekt für Anfänger und Familien mit kleinen Kindern. Wer es sportlicher mag, findet auch anspruchsvollere Wege: Die Gratwanderung zum Heimgarten, der am Herzogstand beginnt, ist beispielsweise nur etwas für erfahrene Bergwanderer.

2. Kochelsee-Highlights: Kutter, Kunst und Kraftwerk

Wir machen Urlaub in Kochel am See. Über die durch den Ort führende Bundesstraße wälzt sich tagsüber viel Verkehr. Aber der staatlich anerkannte Luftkurort mit knapp 5.000 Einwohnern, der sich gemeinsam mit dem Dorf Walchensee mit ca. 400 Einwohnern als Zwei-Seen-Land vermarktet, weiß mit vielen touristischen Highlights zu punkten: „Es ist wirklich verblüffend, wie viel Spannendes sich hier auf relativ kleiner Fläche vereint“, sagt Tourismuschef Daniel Weickel. Da sind an erster Stelle natürlich die beiden Seen Kochelsee und Walchensee, die viele Möglichkeiten für Erholung und Freizeitgestaltung bieten. Ob Schwimmen, Angeln, Boot fahren, Tauchen, Stehpaddeln oder Windsurfen: Langeweile kommt hier garantiert nicht auf.

Eine Seefahrt, die ist spannend: Das Motorschiff steuert verschiedene Sehenswürdigkeiten am Kochelsee an.
Eine Seefahrt, die ist spannend: Das Motorschiff steuert verschiedene Sehenswürdigkeiten am Kochelsee an. © Anja Sohrmann

Mit dem Motorschiff „Herzogstand“ starten wir eine Rundfahrt auf dem Kochelsee. Grün-türkis schimmert das Wasser im Sonnenlicht, in Badebuchten sonnen sich Menschen, kleine Fischerboote mit Anglern schaukeln auf dem Wasser. Betrieben wird die Kochelsee-Schifffahrt von der Familie Kneidl, die seit Generationen vom See lebt. Zunächst als Fischereibetrieb, heute auch als Verleih von Tretbooten und Stehpaddeln. Manfred Kneidl (33) weiß interessante Fakten über den Kochelsee: „Durch seine Lage vereint er zwei ganz unterschiedliche Charaktere in sich: Während ihm im Süden teilweise senkrechte Felswände ein alpines Aussehen verleihen, verliert er sich im Norden als flacher Moorsee in Schilf und Binsen.“ Eine weitere Besonderheit ist, dass der Fluss Loisach einen Schlenker durch den See macht: Bei Schlehdorf fließt er ein, ändert im See aber um 180 Grad seine Richtung, um das Gewässer bei Kochel wieder zu verlassen. Durch die ständige Bewegung bleibt das Wasser auch im Sommer mit maximal 18 Grad recht kühl. Der Walchensee hat etwas freundlichere Badetemperaturen.

Wir erreichen die erste Anlegestelle: Wer hier aussteigt, gelangt zum Franz Marc Museum. Es zeigt nicht nur Meisterwerke des expressionistischen Malers, der viel Inspiration in der Region fand, sondern auch diverse „Brücke“-Gemälde – eine Künstlergruppe, die ja bekanntlich in Dresden gegründet wurde. Auch das Museumsgebäude ist sehenswert.

Mit dem Walchenseekraftwerk hinten links) begann im Jahr 1924 die industrielle Stromerzeugung in Bayern. Im Kochelsee leben über 20 Fischarten. Das macht ihn auch für Angler attraktiv.
Mit dem Walchenseekraftwerk hinten links) begann im Jahr 1924 die industrielle Stromerzeugung in Bayern. Im Kochelsee leben über 20 Fischarten. Das macht ihn auch für Angler attraktiv. © Anja Sohrmann

An der Haltestelle „Altjoch“ verlassen wir das Schiff und laufen ein paar Minuten bis zum Speicherkraftwerk Walchensee. Mit ihm begann im Jahr 1924 die industrielle Stromerzeugung in Bayern. Hierzu muss man wissen, dass der Walchensee 200 Meter höher liegt als der benachbarte Kochelsee. Über sechs Druckrohrleitungen stürzt das Wasser vom Walchensee hinab zu den Turbinen im Maschinenhaus am Kochelsee. Es ist bis heute in Betrieb und seit 1983 ein geschütztes Industriedenkmal. Vor Ort zeigt ein Informationszentrum interessante Fakten zu Technik und Geschichte. Auch Kinder kommen mit interaktiven Spielereien auf ihre Kosten. Apropos Kosten: Der Eintritt ist frei.

Auch Stehpaddeln geht gut am Kochelsee.
Auch Stehpaddeln geht gut am Kochelsee. © Anja Sohrmann

Wir entern wieder die „Herzogstand“ und fahren weiter Richtung Schlehdorf. Wer gerne wandert, sollte hier statt dem Schiff besser den „Felsenweg“ nehmen, der wunderschöne Ausblicke auf den Kochelsee und die umliegende Bergwelt bietet. In einer Stunde ist man in Schlehdorf, wo man wieder aufs Motorschiff steigen kann. Man kann auch den ganzen See zu Fuß umrunden. Für die rund 16 Kilometer braucht man circa fünf Stunden. Leider führt ein Teil des Weges an der Bundesstraße entlang.

Nach der Rundfahrt wollen auch wir uns bewegen: Wir leihen uns bei Kreszentia Kneidl (70) Stehpaddel aus und fahren ein großes Stück über den See. Die Ruhe und die Landschaft ringsum sind einfach herrlich.

3. Schwitzen mit Aussicht: Wellness der Superlative

Da das Wetter am nächsten Tag Regen verheißt, entschließen wir uns zu einem Besuch der Kristall Therme in Kochel. Die liegt direkt am See und ist Freibad, Hallenbad und Wellnesstempel in einem. Letzterer hat es in sich: Auf 12.000 Quadratmetern befinden sich fünf thematische Saunen, ein Hamam und ein Dampfbad. Dazu gibt es verschiedene Thermalsolebecken – und sogar eine Poolbar.

Sauna der Superlative: Platz für 300 Menschen bietet die Herzogstandsauna in der Kristall Therme in Kochel.
Sauna der Superlative: Platz für 300 Menschen bietet die Herzogstandsauna in der Kristall Therme in Kochel. © Kristall Therme Kochel a. See

Den beeindruckendsten Saunagang erleben wir in der Herzogstandsauna: So ein riesiges Schwitzbad habe ich noch nie gesehen. Es bietet Platz für bis zu 300 Personen. In der Mitte stehen zwei mit Edelsteinen verzierte Saunaöfen, die Schwitzbänke ziehen sich über fünf Etagen hin, in den holzverkleideten Wänden sind geschnitzte Tiere aus der hiesigen Bergwelt dargestellt. Das wunderbarste aber ist der Blick durch das riesige Panoramafenster auf den Herzogstand und den Kochelsee. Der Clou: Im See kann man direkt nach dem Saunagang ein paar Runden schwimmen.

König der Berge: Überraschende Funde im Geheimarchiv

Bei König Ludwig II. von Bayern (1845-1886) denken die meisten an Prunk, pompöse Schlösser und seinen mysteriösen Tod. Doch was viele nicht wissen: Der „Kini“ liebte die Natur und die Bergwelt über alles. Schon seine Mutter, Königin Marie, eine leidenschaftliche Bergsteigerin, nahm ihn mit auf ausgiebige Bergtouren. Später zog er sich jedes Jahr in seiner 22-jährigen Regierungszeit für mehrere Wochen auf eine seiner einsam gelegenen Berghütten in den Alpen zurück. So konnte er der Enge des Hofes entfliehen, hier fand er Ruhe und Besinnung. Eine der Hütten befand sich auf dem Herzogstand – einem seiner Lieblingsplätze, wie er einst in einem Brief mitteilte: „Diese Zeilen schreibe ich in einer meiner vertrautesten, am schönsten gelegenen Gebirgshütten zwischen dem Kochel- und Walchensee.“ Die „Königshütte“, wie sie genannt wurde, gibt es nicht mehr, sie brannte nieder. An ihrer Stelle steht nun ein Berggasthaus.

Eine Büste unweit des Berggasthauses Herzogstand erinnert an König Ludwig II.
Eine Büste unweit des Berggasthauses Herzogstand erinnert an König Ludwig II. © Anja Sohrmann

Heute erinnern unter anderem das Belvedere (ein Holzpavillon) auf dem Herzogstand sowie eine Bronzebüste am Wegesrand an den Märchenkönig. Die Gemeinde Kochel am See widmete in diesem Jahr der Bergliebe des Königs eine Themenwoche und eine sehr sehenswerte Ausstellung. Bei Recherchen dazu, u. a. im geheimen Hausarchiv der Wittelsbacher, stieß man auf einige neue historische Erkenntnisse – zum Beispiel besaß Ludwig mehr Berghütten als bisher bekannt.

Nützliche Informationen:

  • Anfahrt: mit dem Auto ab Dresden etwa 535 Kilometer; mit der Bahn ca. 6,5 Stunden.
  • Übernachtung: z. B. Danner-Hof ab 76 €/DZ + Frühstück; Camping: ab 6 €/8,50 €/Nacht
  • Herzogstandbahn: tgl. geöffnet; Berg- und Talfahrt 16 €/6 €, Kinder unter 6 Jahren frei.
  • Motorschifffahrt: Di-So (Juni bis Sept.); Rundfahrt Erw. 14 €/Kinder 4-14 Jahre 7 €.
  • Kristall Therme: tgl. geöffnet; Eintritt (2h) Erw. 25 €, Jugendliche 18 €, Kinder (U 6) 9 €.
  • Franz-Marc-Museum: Di-So; 9,50 €/3,50 €.
  • Erlebniskraftwerk Walchensee: Di bis So (April bis November); Eintritt frei.
  • Internet: zwei-seen-land.de www.könig-der-berge.de

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Die Recherche wurde unterstützt von der Gemeinde Kochel am See.