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Die ersten Container sind da

Die ehemalige Autoliv-Werkhalle wird zurzeit hergerichtet. Ende Oktober sollen die ersten Flüchtlinge einziehen.

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© Dietmar Thomas

Von Tina Soltysiak

Döbeln. Nun gibt es keinen Zweifel mehr: Die ehemalige Produktionshalle der Autoliv Sicherheitstechnik GmbH in Döbeln wird zur Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge. Die Vorbereitungen sind in vollem Gange. Die ersten Sanitärcontainer sind am frühen Freitagnachmittag angekommen und in eine ehemalige Produktionshalle gebracht worden.

Auf dem Gelände haben sich am Nachmittag Vertreter von Behörden, Politik, Polizei und Hilfsorganisationen umgesehen.
Auf dem Gelände haben sich am Nachmittag Vertreter von Behörden, Politik, Polizei und Hilfsorganisationen umgesehen. © Dietmar Thomas

„Das Gebäude wird an den Freistaat Sachsen verkauft. Der Prozess läuft“, sagte Autoliv-Sprecherin Birgit Degler am Vormittag auf DA-Nachfrage. „Der bauliche Zustand der Halle ist in Ordnung. Da sie vorher aber für die Produktion genutzt wurde, werden die Verhältnisse sicherlich noch angepasst werden müssen“, ergänzte sie. Fakt ist: Die vorhandenen Sanitäreinrichtungen reichen nicht aus. Ob bauliche Veränderungen vorgenommen werden, „ist noch nicht abschließend geklärt. In jedem Fall werden Container Teil der Lösung sein“, teilte Mandy Taube, stellvertretende Pressesprecherin der Landesdirektion, auf DA-Nachfrage mit.

Platz für 400 Menschen

Auf dem Gelände haben sich Vertreter von Behörden, Politik, Polizei und Hilfsorganisationen umgesehen. Die Pläne, wie die Halle eingerichtet werden soll, sind seitdem etwas ausgereifter: Damit auch in solch einer Halle ein gewisses Maß an Privatsphäre vorhanden ist, werde für Sichtschutz gesorgt. Es wird geheizt. „Die Erstbelegung soll laut aktuellem Planungsstand mit 400 Personen sein“, so Mandy Taube. Bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Dresden hieß es, es sei Platz für bis zu 600 Betten. Einziehen sollen die Flüchtlinge voraussichtlich in der letzten Oktoberwoche, so Taube. Das Objekt wird durch ein beauftragtes Wachschutzunternehmen gesichert, so die Pressesprecherin.

Das Treiben auf dem Werksgelände hat in der Nachbarschaft Aufsehen erregt. Während einige verstohlen hinter ihren Gardinen stehen bleiben, beobachten andere von der Straße aus, was vor sich geht. „Wir haben Angst um unser Hab und Gut“, sagt ein Mann, der gerade von Arbeit kommt. Eine junge Familie meint: „Die Leute müssen ja irgendwo hin. Wir haben zwei Kinder. Ganz wohl ist uns nicht. Aber solange sie uns in Ruhe lassen, haben wir kein Problem damit.“

Sie hätten es aber gern gesehen, dass sie vorab über die Pläne informiert werden. Dasselbe hätte sich Alexander Ludwig, Geschäftsführer der Syko Systemkonstruktion GmbH, gewünscht. Seine Firma grenzt unmittelbar an das Autoliv-Werksgelände. „Die gestrige Aussage des Bürgermeisters, dass er nichts dazu sagt, regt mich auf. Von einem Bürgermeister kann man verlangen, dass er den Leuten klar und sachlich erklärt, was hier passieren soll.“ Angst vor den „neuen Nachbarn“ hat er nicht. Im Gegenteil. Er wünscht sich nur klare Regeln. „Schutzbedürftige Menschen sind willkommen. Aber niemand, der das System ausnutzt. Und wer zu Gast ist, muss sich an die Regeln des Landes anpassen“, sagte er.

Auch Mathias Rasser reagierte am Donnerstag überrascht. Die Anwaltskanzlei Buschmann Rasser Renner Döbeln hatte unlängst den gegenüberliegenden Kuppelbau gekauft. Der Ausbau läuft. Im Dezember solle der Umzug erfolgen. „An unseren Plänen ändert sich nichts. Von dem Vorhaben der Erstaufnahmeeinrichtung haben wir vorab nichts erfahren“, sagte er.

Der Döbelner Oberbürgermeister Hans-Joachim Egerer (CDU) ist am frühen Freitagnachmittag mit dem Rad an dem Gelände vorbei gefahren. Er hat nur geschaut, aber nicht angehalten. Am Donnerstag hatte er auf DA-Nachfrage nur gesagt, dass er sich zu den Dingen, die da im Gange sind, nicht äußern wird.

Polizeirevier wird trotzdem gebaut

Der Freistaat ist bereits seit geraumer Zeit im Besitz von einem Teil des Autoliv-Geländes – dem bisherigen Firmenparkplatz nämlich. Den Kaufvertrag für das 2 900 Quadratmeter große Grundstück an der Grimmaischen Straße 14 hatte der Staatsbetrieb Immobilien- und Baumanagement (SIB) im Juli dieses Jahres notariell beurkunden lassen. Dort soll ein neues Polizeirevier gebaut werden. Denn das Revier an der Burgstraße war in den vergangenen Jahren zweimal vom Hochwasser überflutet worden. „Das für das Polizeirevier vorgesehene Grundstück ist nicht für eine Asylunterkunft vorgesehen“, teilte Mandy Taube, Pressesprecherin der Landesdirektion, mit. Daraus ergibt sich, dass die Pläne für das Polizeirevier nicht zurückgestellt werden müssen.

Autoliv hatte Ende letzten Jahres das Werk in Döbeln geschlossen und die Produktion nach Rumänien verlagert. Und zwar nicht, weil es keine Arbeit mehr gibt, sondern weil in Rumänien wesentlich billiger produziert werden kann. Etwa 240 Mitarbeiter bekamen die Kündigung. 1991 hatte Autoliv in Döbeln die Produktion aufgenommen. In den Hoch-Zeiten war der Betrieb mit 500 Mitarbeitern der größte in Döbeln.