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Die Weihnachts-Wurst ist sicher

Der Heilige Abend fällt in diesem Jahr auf einen Sonntag. Kein Problem, sagen Görlitzer Fleischer.

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© Pawel Sosnowski/pawelsosnowski.c

Von Matthias Klaus

Man muss sie nicht brühen. Nicht unbedingt jedenfalls. Es reicht, wenn sie auf schwacher Flamme gebraten wird. „Nicht zu viel Hitze“, rät Barbara Frühauf. Dann gelingt sie schon, die Bratwurst zu Weihnachten. Die Chefin der City-Fleischerei am Demianiplatz macht sich keine Sorgen um den Absatz des beliebtesten Görlitzer Abendessens am Heiligen Abend. Und das, wo doch der 24. Dezember in diesem Jahr auch noch auf einen Sonntag fällt. Die Last-Minute-Bratwurst – ausgeschlossen, die Geschäfte sind dicht. „Macht nichts“, sagt Barbara Frühauf. Wer seine Bratwurst kaufen will, der kommt Freitag oder Sonnabend. Die Wurstware wird frisch hergestellt und hält sich. „Wer an den Tagen vor dem 24. Dezember kauft, kann das mit ruhigem Gewissen tun“, sagt die Fleischerei-Expertin. Und wer schon früher an die Wurst will: Einfrosten geht immer.

Sonntag und 24. Dezember – für den Görlitzer Innenstadthandel ist das kein Thema. „Wir haben uns nicht direkt damit beschäftigt. Unsere Branchen betrifft das auch nicht unbedingt“, sagt Frank Reimann vom Händlerverein Aktionsring Görlitz. Und er findet: Der 24. Dezember, auch noch ein Sonntag, der gehört den Familien. „Drei Tage ohne Einkauf – das muss doch auch mal möglich sein“, findet Frank Reimann.

So sehen es auch die großen Einkaufsmärkte. Ob Aldi, Lidl, Kaufland und Co.  sie geben ihren Mitarbeitern am 24. Dezember frei. Die Lidl-Pressestelle teilt etwa mit, dass sich das Unternehmen trotz möglicher Sonderregelungen gegen eine Öffnung seiner rund 3200 Filialen entschlossen hat. „Unsere Mitarbeiter leisten tagtäglich hervorragende Arbeit. An Heiligabend sollen sie eine entspannte Zeit im Kreise ihrer Liebsten verbringen dürfen“, so Marin Dokozic von Lidl Deutschland. Wie eine Kaufland-Pressesprecherin mitteilte, wolle man die Mitarbeiter nach einer verkaufsintensiven Woche den Heiligabend in Ruhe im Kreis ihrer Familien und Freunde begehen lassen.

Stefanie Nutzenberger von der Gewerkschaft Verdi sieht es so: „Die Einzelhandelsbeschäftigten wollen sich wie jeder andere auf das Weihnachtsfest vorbereiten und gemeinsam mit ihren Familien feiern. Wenn Heiligabend dieses Jahr ein Sonntag ist, ist die Überlegung, gerade an diesem Tag die Sonntagöffnungszeiten anwenden zu wollen, unglaublich zynisch.“

Rein rechtlich gesehen ist der 24. Dezember dabei kein Feiertag, weder kirchlich noch gesetzlich. Aus kirchlicher Sicht beginnt der Heilige Abend am 24. Dezember 18 Uhr. In Deutschland sind Ladenöffnungszeiten Ländersache, über Sonntagsöffnungszeiten wird zudem gesondert beschlossen. Bei der Görlitzer Fleischerei Homilius am Demianiplatz ist jedenfalls ganz klar: „Wir haben am 24. Dezember geschlossen“, sagt der Chef. Dass die Vorweihnachtszeit in diesem Jahr eher sehr kurz ausfällt, sieht Jens Homilius nicht als Problem an, schon gar nicht, was den Bratwurstverkauf betrifft. „Die meisten Kunden kommen am 22. und 23. Dezember“, ahnt er. Das betrifft vor allem die ungebrühten Würste. Bei den Gebrühten kann es schon ein bisschen eher sein.

Barbara Frühauf macht sich derweil eher Gedanken um eine typisch hiesige Bratwurst-Kreation: die mit Zitrone. In ihrer Fleischerei wird es die ungebrühte Wurst mit dem speziellen Geschmack nur kurz vor Weihnachten geben. Gut, am 6. Dezember gibt es schon einmal einen Probelauf. „Es gibt Kunden, die holen sich dann schon ihre Weihnachtswürste und frosten sie ein“, schildert Barbara Frühauf. Aber ansonsten findet sie: Die Zitronen-Bratwürste sind eine Tradition. „Und Traditionen sind doch dazu da, um sie zu erhalten, oder?“, fragt Barbara Frühauf.

Ihr Kollege Jens Homilius sieht das nicht ganz so eng. „Wir bieten die Zitronen-Bratwurst das ganze Jahr über an“, sagt er. Allerdings: Die Weihnachts-Edition bekomme noch einen extra „Schuss“, also etwas mehr an Zitronen-Geschmack.

So oder so, die weihnachtliche Spezialität ist längst über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Barbara Frühauf verschickt die ungebrühten Würste deutschlandweit. „Aus Zittau kommt jedes Jahr ein Kunde mit einem großen Eimer und kauft bei uns Bratwürste ein“, schmunzelt sie. Auch schon eine Tradition.