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Kommt die Welle wieder?

Wenn der Elbe das Wasser ausgeht, können tschechische Kollegen damit aushelfen.

Von Udo Lemke & Christoph Springer
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Die Dampferparade zum Stadtfest Dresden im vergangenen August schwamm auf einer Wasserwelle aus Tschechien.
Die Dampferparade zum Stadtfest Dresden im vergangenen August schwamm auf einer Wasserwelle aus Tschechien. © Sven Ellger

Elbland. Wenn die Hitze so weiter geht, dann wird sie wie im vergangenen August wieder gebraucht – die Welle aus Tschechien. 

Ohne sie hätte die Dampferparade am 19. August 2018 nicht stattfinden können. Die Sächsische Dampfschiffahrt bat ihre tschechischen Kollegen um Wasser und die schickten es. Es kommt meist aus Strekov (Schreckenstein) aus der größten der 28 tschechischen Elb-Staustufen. Gespeist wird sie aus dem Stausee hinter der Staustufe. Bis nach Dresden braucht die Welle dann zwischen 16 und 20 Stunden.

Ihr Wasser kommt aber nur zum Teil aus der Elbe, sondern auch aus den Staustufen der Moldau, aus denen Wasser in die Elbe abgelassen werden kann. So stieg der Pegel in Dresden im vergangenen Juli für ein paar Stunden von 61 Zentimeter auf 1,20 Meter, was die Sächsische Dampfschiffahrt für Arbeiten und Schiffsfahrten nutzte, für die mindestens 65 Zentimer Wasserstand vonnöten waren. Genutzt wird die Welle auch, um Konvois von Frachtschiffen zusammen zu stellen, die dann quasi auf ihr talwärts fahren.

„Diese Welle spürt man noch bis Wittenberg, aber in Magdeburg merkt man nicht mehr viel davon, weil sie natürlich immer mehr abflacht“, erklärt Elke Kühne vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt in Dresden. Nein, von anderen Flüssen wie der Donau oder dem Rhein, sei ihr so etwas nicht bekannt. „Die haben nicht so die Probleme mit dem Wasser.“

Auf einer rund vier Meter breiten weißen Tafel leuchten kleine grüne Lampen. Daneben stehen viele Zahlen und 28 Ortsnamen. Lovosice und Strekov ist da zu lesen, Lobsitz und Schreckenstein. Sie sind die Nummern 27 und 28 in einer langen Reihe von Staustufen an der tschechischen Elbe, die bei unseren Nachbarn Labe heißt. Sie ist von der Quelle im Riesengebirge bis zur Grenze bei Schmilka etwa 280 Kilometer lang. 

Dort entscheidet sich, ob in Dresden die Dampfer fahren können oder ob Hochwasserschutzwände aufgebaut werden müssen. Die reichlich 50 Kilometer von der Grenze bis Dresden sind dafür viel weniger wichtig. Die Tafel hängt im Dispatcherraum eines Staatsunternehmens, das für die Elbe zuständig ist. 

Hier in Hradec Králové, die Universitätsstadt liegt gut 100 Kilometer nordöstlich von Prag am Zusammenfluss von Elbe und Adler, arbeitet Jirí Petr. Der Hydrologe ist Abteilungsleiter bei diesem Unternehmen, dem Wasserwirtschaftsbetrieb Elbe. Er heißt Povodi Labe und ist für den Unterhalt des Flusses und aller Anlagen in Tschechien zuständig.

Der Pegel in Dresden und weiter stromabwärts hängt davon ab, wie viel Wasser die Elbe in Tschechien führt, was aus der Moldau dazu kommt und wie viel seine Mitarbeiter abfließen lassen. „Wir haben viele Aufgaben“, sagt der Abteilungsleiter. Vor allem gehe es um die Trinkwasserversorgung, konstante Wasserpegel, intakte Ufer und zuletzt auch um die Schifffahrt.

Der Stausee hinter der Staustufe Strekov ist fast 20 Kilometer lang und fasst rund 16 Millionen Kubikmeter Wasser. Drei Millionen davon können abgelassen werden, um weiter flussab den Elbpegel anzuheben, ohne dass der Stausee Schaden nimmt oder die Menschen an seinem Ufer Probleme bekommen. „Dann fließen pro Sekunde 34,72 Kubikmeter Wasser ab“, weiß Jirí Petr. Einen Tag lang kann so der Elbpegel in Usti um fast 25 Zentimeter angehoben werden und es entsteht die Welle, die dann einen halben Tag später in Dresden zu spüren ist.