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Wie die Trinkwassertalsperre Lehnmühle fit gemacht wird

Seit 2014 läuft die Sanierung in Etappen, um letztlich Hochwasserschutz und Trinkwasserversorgung zu gewährleisten. Jetzt ist ein Ende in Sicht.

Von Anja Ehrhartsmann
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Die Fugen an der Talsperrenmauer müssen neu gemacht werden. Die Handwerker erledigen diese Arbeit von schwimmenden Gerüsten aus.
Die Fugen an der Talsperrenmauer müssen neu gemacht werden. Die Handwerker erledigen diese Arbeit von schwimmenden Gerüsten aus. © Egbert Kamprath

Es ist heiß. Michael Humbsch, Projektleiter bei der Landestalsperrenverwaltung (LTV), steht auf der Mauerkrone der Talsperre Lehnmühle. Weit unter ihm sind die Handwerker der Firma Stump-Franki schwer beschäftigt. Auf schwimmenden Gerüsten sind die Männer mit dem Presslufthammer zugange, um die lockeren Fugen zwischen den Steinen zu lösen.

Auf der Wasserseite der Bruchsteinmauer sind die Fugen über die Jahre durchlässig geworden. Das liegt daran, dass beim Bau der Staumauer Ende der 1920er-Jahre im oberen Bereich ohne Abdichtung gebaut wurde. Michael Humbsch führt das auf die Mangelwirtschaft damals zurück. Seit Juni vergangenen Jahres wird die Staumauer deshalb neu verfugt. Die beauftragte Firma mit Niederlassung in Chemnitz ist spezialisiert auf die Instandsetzung von Bruchsteinmauerwerk. Auf insgesamt 4.400 Quadratmetern untersuchen die Handwerker die Fugen. Bei circa 20 Prozent müssen sie richtig in die Tiefe gehen, bis zu 30 Zentimeter. Beim Rest werden nur zwei Zentimeter abgetragen und neu gemacht. Der Trockenspritzmörtel wird dazu unter Hochdruck zwischen die Steine gepresst. Doch bei den jetzigen hohen Außentemperaturen ist daran nicht zu denken. Der Mörtel würde angesichts der Hitze zu schnell austrocknen, weiß Michael Humbsch. Deshalb werden aktuell nur Stemmarbeiten gemacht.

Das schwimmende Gerüst muss im Zuge der Arbeiten regelmäßig umgesetzt werden, da strangweise vorgegangen wird. Im vergangenen Jahr wurden die unteren Bereiche der Mauer bereits neu verfugt. "Wir haben dazu die Talsperre Klingenberg zu einem kleinen Teil überstaut." Das geschah über die Sommermonate, als kein Hochwasser weit und breit in Sicht war. "Im September war das dann schon wieder Geschichte", erinnert sich Michael Humbsch.

Staumauer soll bis Jahresende fertig verfugt sein

1,8 Millionen Euro investiert die LTV in die Instandsetzung der Mauer und ein kleines Stück Zuwegung. Die Bauarbeiten liegen gut im Zeitplan. "Wir hatten ein mildes Frühjahr und konnten zeitig beginnen. Das verschafft uns nun einen kleinen Puffer." Wenn die Instandsetzung der Staumauer hoffentlich gegen Jahresende abgeschlossen sein wird, ist die Mauer trotz allem nicht wasserdicht, aber weniger durchlässig, so Michael Humbsch.

Alle zehn bis fünfzehn Jahre werden große Bauwerke wie die Talsperren genau unter die Lupe genommen. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Bauzustand. Anhand einer Checkliste werden die Mängel festgestellt und seit 2016 sukzessive abgearbeitet. "Mit den wesentlichen Sachen sind wir durch", sagt Michael Humbsch, der Ingenieur für Wasserbau ist. Abgesehen von der Mauer stehen noch einige kleinere Arbeiten an. So muss zum Beispiel das Geländer auf der Mauerkrone neu gemacht werden. Derzeit werden außerdem die denkmalgeschützten Außentüren der Schiebertürme restauriert. "Im Inneren sind das hochmoderne Türen", sagt Michael Humbsch. Was für den Denkmalschutz zählt, ist in diesem Fall die Optik.

Auch auf dem Betriebsgelände wurde seit 2018 schwer gearbeitet. Das Gebäude aus den 1970er-Jahren ist derzeit eingerüstet. Im oberen Stockwerk wird gerade der Balkon erweitert, bevor dann die Fenster versetzt werden. Michael Humbsch hat auch schon den Umbau der Talsperre Klingenberg betreut. Beide Talsperren werden von der LTV im Verbund betrieben.

Dieser Tage fällt der Wasserspiegel der Talsperre Lehnmühle täglich um zehn Zentimeter. Wegen der hohen Temperaturen steigt der Wasserverbrauch in den tieferen Lagen des Osterzgebirges und in der Landeshauptstadt, die mit dem Wasser aus den Talsperren Lehnmühle und Klingenberg versorgt werden. Inzwischen wurde auch die Rohrleitung, die von der Talsperre Rauschenbach zur Vorsperre Klingenberg führt, aktiviert. Das passiert dann, wenn die beiden Trinkwasserspeicher in Summe ein bestimmtes Volumen unterschreiten, erklärt der Fachmann. Damit die Reste von Steinbrückmühle aber wieder auftauchen, wie es im Dürre-Sommer 2018 der Fall war, müsste der Wasserspiegel noch um weitere 14 Meter fallen, so Michael Humbsch.

Michael Humbsch ist Ingenieur für Wasserbau und leitet das Bauprojekt der Landestalsperrenverwaltung.
Michael Humbsch ist Ingenieur für Wasserbau und leitet das Bauprojekt der Landestalsperrenverwaltung. © Egbert Kamprath

Die Sanierung der Talsperre Lehnmühle erfolgt seit 2014 in mehreren Etappen. Um die Talsperre im Hochwasserfall leistungsfähiger zu machen, wurden in einer ersten Etappe zunächst Rohrleitungen wiederhergestellt, über die Wasser abgegeben werden kann. Die Arbeiten dazu wurden 2015 abgeschlossen.

Nach hydraulischen Modellversuchen wurde die Hochwasserentlastung 2017 umgebaut. Dazu wurden vier Überläufe umgebaut.

Die beiden Schiebertürme und das Natursteinmauerwerk wurden bis 2019 instandgesetzt.

Im Jahr 2020 wurden sogenannte Störkörper ins Tosbecken eingebaut. Diese sorgen dafür, dass das Wasser verwirbelt und nicht überläuft. Auf der Luftseite dürften so im Hochwasserfall keine nennenswerten Schäden entstehen. Seither gilt die Anlage als überflutungssicher.

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