Oberer Gasthof Fürstenwalde geht in Zwangsversteigerung

Der obere Gasthof, das war der Treffpunkt in Fürstenwalde, sagt Frank Gössel, der frühere Bürgermeister des heutigen Ortsteils von Altenberg. Jedoch ist die Gastwirtschaft seit 2014 geschlossen und jetzt steht sie sogar zur Zwangsversteigerung, wie das zuständige Amtsgericht Dresden informierte.
Prunksitzungen, Hochzeiten, alles fand dort statt
„Die Prunksitzungen zum Fasching, Familienfeiern, Hochzeiten, Rentnertreffen, Ratssitzungen, alles hat im Oberen Gasthof stattgefunden“, erinnert sich Gössel. Auch an den Wochenenden war dort viel Betrieb. Ausflügler aus Pirna sind hochgefahren und hier essen gegangen.
Den Saal nach der Wende vorgerichtet
Dabei hat der Gasthof schon viele Höhen und Tiefen erlebt. Der Saal war gegen Ende der DDR schon geschlossen und nicht mehr nutzbar. Die Eigentümerfamilie hat ihn nach der Wende wieder saniert und vorgerichtet. So begannen noch einmal gute Jahre für das Haus. In den 1990er-Jahren war reger Betrieb im Oberen Gasthof. Er liegt zentral im Oberdorf, dort wo die Müglitztalstraße in die Hauptstraße einmündet. Auch ist seit Jahrzehnten die Sirene für Fürstenwalde auf dem Dach des Gebäudes installiert.
In den 1990er-Jahren lebte auch der Fürstenwalder Fasching auf. Bis zu acht Veranstaltungen pro Saison organisierte der Karnevalsklub auf dem Saal. Als 2014 der Gasthof geschlossen wurde, zogen die Narren um ins Vereinshaus im Niederdorf am sogenannten Kratzhammer.
Gasthof ist seit 2014 geschlossen
Denn die gute Zeit hatte nicht auf Dauer angehalten. Die Wirtsfamilie geriet in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Seit 2014 ist der Gasthof nun geschlossen. „Das ist schade für das Dorf. Es fehlt eine Möglichkeit, um mal Kaffeetrinken zu gehen oder sich mit der Familie zu treffen. Wir haben zwar das Vereinshaus, aber dort muss sich jeder selbst um die Verpflegung und die Reinigung kümmern“, sagt Gössel.
Juristisch ist das Anwesen zweigeteilt
Der Gasthof, der für einen vorbeigehenden Spaziergänger wie ein Gebäude aussieht, besteht juristisch aus zwei Immobilien. Ursprünglich war es ein Gesamtanwesen, das in den 1950er-Jahren einmal in zwei Grundstücke geteilt wurde.
Die Zwangsversteigerung ist für zwei Immobilien angesetzt, einmal den ehemaligen Gasthof und einmal das Wohnhaus mit landwirtschaftlichen Flächen, Scheune und Garagen. Für das Wohnhaus mit den Grundstücken setzte der Gutachter des Gerichts einen Wert von 88.000 Euro an, für den Gasthof 45.000 Euro. Der Gasthof ist 1928 nach einem Brand neu gebaut worden. Termin für die Versteigerung ist am Freitag, 4. März, um 9.30 im Amtsgericht Dresden am Olbrichtplatz 1.
Dem Zufall überlassen, ob beide Teile zusammenbleiben
Allerdings ist die Trennung nicht beibehalten worden. Das Saalgebäude und die Wohnung sind baulich miteinander verbunden. Es gibt auch für beide Gebäudeteile nur eine Zufahrt. Daher würde es jetzt schwierig, wenn verschiedene Käufer die beiden Immobilien ersteigern würden. Der Gutachter weist darauf hin, dass es sinnvoll wäre beide Gebäudeteile zusammen zu vermarkten. Doch das wird über einen Makler und über Internetportale schon jahrelang versucht, erfolglos. Wenn es nun zu einer Versteigerung kommt, bleibt dem Zufall überlassen, ob die beiden Hausteile zusammenbleiben.
Renate Rypl, die Miteigentümerin, setzt jetzt noch Hoffnungen auf ein Gespräch mit der Bank, das diese Woche noch geplant ist, wie sie im Gespräch mit Saechsische.de sagte. Verläuft das erfolgreich, könnte die Zwangsversteigerung wenigstens erstmal verschoben oder sogar ganz aufgehoben werden.