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Glashütte verkauft Haus, wo einst die Handwerker feierten

Die Stadt Glashütte macht einen fast schon verzweifelten Anlauf, ein Erholungsheim in Johnsbach zu verkaufen. Mit klaren Regeln will sie Spekulanten fernhalten.

Von Franz Herz
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Es war einmal ein stolzes Gasthaus und das Zentrum des Glashütter Ortsteils Johnsbach, das Handwerkerheim. Nun steht es leer und soll für mindestens 60.000 Euro verkauft werden.
Es war einmal ein stolzes Gasthaus und das Zentrum des Glashütter Ortsteils Johnsbach, das Handwerkerheim. Nun steht es leer und soll für mindestens 60.000 Euro verkauft werden. © Egbert Kamprath

Es ist ein klassischer Dorfgasthof. Mitten im Glashütter Ortsteil Johnsbach liegt das Handwerkerheim. Früher haben sich hier Handwerker aus dem ganzen Bezirk Dresden zum Urlaub getroffen. Es ist immer noch ein durchaus imposantes Bauwerk mit Gaststube und Saal, aber inzwischen dem Verfall geweiht. Nun gibt es nochmal einen Funken Hoffnung für das Anwesen.

Abenteurer, die nichts reinstecken, sind unerwünscht

In der Woche nach Ostern will die Stadt Glashütte beginnen, das ehemalige Handwerkerheim aktiv zu vermarkten. „Wir stellen es auf unsere Internetseite und auch auf andere Portale“, informierte Bürgermeister Sven Gleißberg (parteilos) den Stadtrat. Die Stadt will aber vermeiden, dass sich irgendwelche Abenteurer melden, denen der Gedanke gefällt einen Landgasthof zu kaufen, die aber nicht imstande oder willens sind, daraus auch etwas zu machen. Deswegen verlangt die Stadt mindestens den Bodenwert. Der liegt bei 60.000 Euro. Interessenten müssen ein Nutzungskonzept vorlegen und sich verpflichten, spätestens nach fünf Jahren mit der Sanierung oder anderen Bauvorhaben zu beginnen.

So wie sich die Nachfrage nach Immobilien in den letzten Jahren entwickelt hat, ist es durchaus möglich, dass sich ein Käufer für das ehemalige Gasthaus findet, der auch noch etwas daraus macht. Vielleicht lässt sich der jahrelange Stillstand und Verfall des Gebäudes noch stoppen.

Ausstattung auf DDR-Niveau

Der hat Anfang der 1990er-Jahre begonnen. Wie der Name sagt, war das Haus ein Erholungsheim der Handwerkskammer Dresden. Die Handwerker haben schon dafür gesorgt, dass das Haus in gutem Zustand war, aber eben auf DDR-Niveau. Das bedeutete beispielsweise, dass die Zimmer keine eigene Toilette hatten. Nach der Wende benötigte die Handwerkskammer das Haus nicht mehr und wollte es verkaufen. Sie hatte aber illusorische Preisvorstellungen. Eine knappe Million D-Mark wollte sie haben, heute wäre das eine halbe Million Euro.

Kurzzeitig war das Haus Anfang der 1990er-Jahre wiedereröffnet und zum „Hotel am Golfplatz“ umbenannt worden. Aber die Berliner Investoren, die hinter diesem Konzept standen, ließen den Pachtvertrag wieder auslaufen. Zu einem Kauf kam es nie.

Mehrfach versteigert, aber niemand machte was draus

Schließlich wusste sich auch die Handwerkskammer keinen anderen Rat mehr, als das Haus in eine Versteigerung zu geben. Dort ist es für 59.000 Euro weggegangen. Der Erwerber hat das Eigenheim, das bis dahin dazugehörte, abgetrennt, behalten und das eigentliche Handwerkerheim wieder in einer Versteigerung gegeben. Dabei fand es im Jahr 2000 für 24.000 Euro wieder einen Käufer, der aber nichts daraus machte. Schließlich ging das Haus ins Eigentum des Freistaats Sachsen über, der es erneut in eine Versteigerung gab. Dort hat es ein niederländischer Eigentümer erworben. Aber auch der brachte die notwendigen Investitionsmittel nicht auf.

Abriss geht nicht wegen Denkmalschutz

Zeitweise lagerte er dort Trödelwaren und wohnte auf dem Grundstück. Aber der Verfall ging weiter. Langsam verlor auch der Ortschaftsrat Johnsbach jeden Optimismus und machte sich mit dem Gedanken an einen Abriss vertraut. Die Stadt hat schließlich das Gebäude für einen symbolischen Euro übernommen und wollte es abreißen. Aber da grätschte 2018 das Landratsamt dazwischen. Das Handwerkerheim steht unter Denkmalschutz. „Beim Handwerkerheim handelt es sich um einen Gaststätten- und Wohnhauskomplex im Stil der Bauweise der frühen DDR von orts- und bauhistorischer Relevanz“, teilte das Amt damals mit. Nun startet Glashütte noch einmal den Versuch, das Gebäude zu vermarkten.