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Immer mehr Platz für immer weniger Dippser

Das Entwicklungskonzept für Dippoldiswalde steht jetzt auch auf der Internetseite der Stadt zu lesen. Was es zum Thema Wohnen sagt.

Von Franz Herz
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Die Wohnungsgenossenschaft hat dieses ehemalige Verwaltungsgebäude in Dippoldiswalde zu einem Wohnhaus umgebaut. Solchen Umnutzungen schlagen Stadtplaner vor.
Die Wohnungsgenossenschaft hat dieses ehemalige Verwaltungsgebäude in Dippoldiswalde zu einem Wohnhaus umgebaut. Solchen Umnutzungen schlagen Stadtplaner vor. © Archivfoto: Egbert Kamprath

Nach den Zahlen aus dem neuen Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept (Insek) der Stadt Dippoldiswalde nimmt die Einwohnerzahl der Stadt zwar seit Jahren leicht ab, aber die Anzahl der Wohngebäude und die Fläche pro Einwohner nimmt zu. Was heißt das für die Stadtentwicklung? Zumal Oberbürgermeisterin Kerstin Körner (CDU) ja das Ziel ausgegeben hat, dass Dippoldiswalde die 15.000-Einwohner-Grenze überschreiten soll.

Viele große Wohnungen auf dem Land

Einfach mehr Häuser bauen, ist nicht der Weg zu diesem Ziel. Dipps braucht passende Wohnungen, damit die Menschen hier wohnen bleiben können und wollen oder auch andere herziehen wollen. Ein Zehntel der Wohnungen im gesamten Stadtgebiet sind Ein- und Zweiraum-Wohnungen. Das halten die Planer der Steg, die das Insek bearbeitet haben, für einen sehr geringen Anteil. Dem gegenüber haben über ein Drittel aller Wohnungen fünf oder mehr Räume. Die großen Wohnungen überwiegen vor allem in den ländlich geprägten Ortsteilen.

Wenn die Kinder aus der Familienwohnung ausziehen

Im Schnitt leben in den Haushalten der Stadt immer weniger Menschen. 1995 gehörten im Schnitt noch 2,3 Einwohner zu einem Haushalt in Dippoldiswalde und Schmiedeberg, 2019 waren es noch 1,9. Eine Hauptursache dafür liegt darin, dass Kinder heranwachsen, bei den Eltern ausziehen und bis in die 2000er-Jahre oft auch wegziehen mussten, um Arbeit zu finden. Diese Entwicklung trifft nicht nur Altbauten, sondern auch Gebiete mit neueren Häusern wie das Mühlfeld in Paulsdorf. Dort sind Mitte der 1990er-Jahre viele junge Familien mit ihren Kindern eingezogen. Inzwischen sind die vielfach ausgezogen, die Eltern leben jetzt allein in der Familienwohnung.

Ein Drittel mehr Wohnraum pro Kopf

Eine solche Entwicklung führt auch dazu, dass der Wohnraum pro Einwohner zunimmt. Im Jahr 2000 hat ein Einwohner der Stadt im Durchschnitt 32 Quadratmeter Wohnraum gehabt. Im Jahr 2019 waren es schon 44 Quadratmeter. Das ist ein gutes Drittel mehr. Teilweise ist das wirklich ein Gewinn für den Einzelnen, der sich dann beispielsweise ein eigenes Arbeits- oder Hobbyzimmer einrichten kann. Es kann aber auch das Gegenteil bedeuten, wenn ältere Menschen in einer viel zu großen Wohnung leben, die ihnen mehr Last als Nutzen bedeutet.

Viele Ein-Personen-Haushalte in der Stadt

Bedarf besteht in Dippoldiswalde an Wohnungen für Ein-Personen-Haushalte. Die machen in Dippoldiswalde ein gutes Drittel aller Haushalte aus. Hier spielen vor allem ältere Menschen eine große Rolle. Für sie reicht es dann nicht, eine kleine Wohnung anzubieten, die vielleicht billig und einfach zu unterhalten ist. Hier muss sie auch altersgerecht sein, beispielsweise Platz für einen Treppenlift bieten.

Leerstand weit geringer als woanders in Sachsen

Eingehend betrachten die Planer auch den Leerstand in der Stadt. Über fünf Seiten listen sie brachliegende Grundstücke und Häuser auf, die komplett leer stehen. Da sind ehemalige Industriebetriebe verzeichnet, wie die Ratsmühle oder der ehemalige Behälterbau in der Kernstadt, die Reste der Pappenfabrik Nitzsche in Obercarsdorf oder die Ruine der Polstermöbelfabrik in Seifersdorf. Auch stehen viele frühere Gaststätten in dieser Auflistung. Das reicht von der alten Gaststätte in Dönschten über das Erbgericht in Hennersdorf oder ein Ferienheim in Oberpöbel bis zum ehemaligen Altenberger Hof in Schmiedeberg.

Die Botschaft für Dippoldiswalde ist dabei aber ganz zufriedenstellend. Die letzte exakte Erhebung war der Zensus 2011. Damals hatte die Stadt eine Leerstandsquote von 6,6 Prozent. „Weit unter den durchschnittlichen Leerstandquoten der meisten Städte in Sachsen“, stellen die Planer fest. Sie schlagen vor, Gebäude, die schon lange leer stehen, abzureißen. Vorrangig sollen Bauwillige dann dahin gelenkt werden, andere alte Gebäude neu zu beleben. Auch dafür gibt es gute Beispiele in der Stadt. So hat ein Privatinvestor das ehemalige Haus eins des Landratsamts zu Eigentumswohnungen und die Wohnungsgenossenschaft das Haus zwei zu einem Mietwohnhaus für gehobene Ansprüche umgebaut.

Das Integrierte Entwicklungskonzept für Dippoldiswalde steht inzwischen auf der Internetseite der Stadt unter dem Menüpunkt "Förderungen und Entwicklungen" links oben.