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Warum es diese junge Frau vom quirligen Leipzig ins ruhige Osterzgebirge zieht

Charlotte Kalmakhelidze ist die neue Pfarrerin in Dippoldiswalde. Sie ist froh: Die Stadt war ihre erste Wahl. Auf sie warten eine Menge Aufgaben.

Von Maik Brückner
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Die 32-jährige Charlotte Kalmakhelidze wird künftig häufiger in Dipps anzutreffen sein. Sie ist die neue evangelisch-lutherische Pfarrerin.
Die 32-jährige Charlotte Kalmakhelidze wird künftig häufiger in Dipps anzutreffen sein. Sie ist die neue evangelisch-lutherische Pfarrerin. © Egbert Kamprath

Obwohl Charlotte Kalmakhelidze in Sachsen aufgewachsen ist, kannte sie Dipps und das Osterzgebirge bisher nur dem Namen nach. Jetzt ist die 32-Jährige hierher gezogen und will - wenn es die Zeit zulässt - die Region erkunden. Gründe wird es viele geben - vor allem berufliche. Denn die junge Frau ist die neue evangelische Pfarrerin von Dippoldiswalde mit zuletzt rund 1.100 Gemeindemitgliedern und Reichstädt mit rund 360 Mitgliedern.

Am 3. März wurde Charlotte Kalmakhelidze feierlich in ihr Amt eingeführt. Die nächsten Tage will sie nutzen, um die Gemeindemitglieder kennenzulernen, die hier regelmäßig aktiv sind. "Gleichzeitig möchte ich die Menschen um mich herum kennenlernen." Sie hofft auf Begegnungen in Geschäften, Kitas und Schulen und ist optimistisch, leicht Zugang zu den Menschen zu finden. "Ich bin Sächsin, auch wenn man es nicht mehr hört und mein Nachname nicht so klingt", sagt sie.

Die ersten sechs Lebensjahre verbrachte Charlotte Kalmakhelidze in der Heimatstadt ihres Vaters, im vogtländischen Plauen. Dann zog die Familie nach Liegau-Augustusbad bei Radeberg. Dort lebte Charlotte Kalmakhelidzesie bis zum Ende der Schulzeit. Nach dem Abitur wusste sie jedoch nicht, in welche Richtung es für sie weitergehen sollte. Zwar wuchs sie in einer christlichen Familie auf, mit der sie oft in die Kirche ging. Ausschlaggebend war das aber nicht. Vielmehr war es ihr Freiwilliges Soziales Jahr, das sie zu ihrem Beruf führte. "Ich bin durch Zufall in einer Kirche gelandet, in Düsseldorf in einer Citykirche." Dort war sie für die Kulturarbeit zuständig.

In Leipzig, Halle und Rumänien studiert

"Dieses Jahr hat mich dazu gebracht, Theologie zu studieren." Sie begann in Leipzig, wechselte dann nach Halle/Saale. Zwischendurch ging sie für ein Jahr nach Hermannstadt/Sibiu in Siebenbürgen. Dort hat sie neben evangelischer auch orthodoxe Theologie studiert. Und dort lernte sie ihren heutigen Mann kennen - einen Georgier. Vor dem Studienabschluss 2019 wurde sie noch Mutter. Im September 2020 begann sie ihr Vikariat in Leipzig an der Peterskirche, das sie vor wenigen Tagen erfolgreich beendet hat. Gern wäre sie in Leipzig geblieben - auch ihrem Mann zuliebe, der hier beruflich Wurzeln schlagen konnte.

Doch die Sächsische Landeskirche hatte andere Pläne mit ihr. Im September 2023 wurden ihr drei Pfarrstellen angeboten. Sie schaute sie sich an, um zu entscheiden, welche am besten zu ihr passen würde. In die engere Wahl kamen Dipps und eine Stelle in der Lausitz. Sie wollte in der Nähe ihrer Familie sein, damit diese sie bei der Erziehung der Kinder unterstützen.

Schließlich wurde es Dippoldiswalde. Hier trat sie die Nachfolge von Sebastian Schurig an, der die Gemeinde vor mehr als zwei Jahren verlassen hatte, um nach Thum ins Erzgebirge zu gehe. Sie ist froh, hier zu sein: "Dippoldiswalde war unsere erste Wahl". Der Kontakt zur Gemeinde sei sehr angenehm gewesen. "Ich hatte das Gefühl, dass wir gut zusammenarbeiten können." Auch die Stadt, die Umgebung und die große Pfarrwohnung haben es der Familie angetan. "Hier hat alles am besten gepasst." Inzwischen ist die Familie, zu der neben ihrem Mann noch zwei Kinder im Alter von zwei und fünf Jahren gehören, in das Pfarrhaus eingezogen. Hier hat Charlotte Kalmakhelidze auch ihr Pfarrbüro, dessen Einrichtung noch nicht ganz abgeschlossen ist.

Die Kirchgemeinde ist in sich nicht homogen

Obwohl die junge Pfarrerin erst seit wenigen Tagen in Dipps wohnt, ist ihr nicht entgangen, dass die Stimmung teilweise sehr aufgeheizt ist. Regelmäßig finden hier regierungskritische Demonstrationen statt. "Ich werde mir das mal anschauen und zuhören." Sie weiß schon, dass auch Menschen aus der Gemeinde an diesen Märschen teilnehmen. Und sie weiß, dass andere Gemeindemitglieder diese Demonstrationen überhaupt nicht gut finden.

"Die Gemeinde ist in sich nicht homogen." Als "Amtsperson" möchte sie politisch neutral bleiben. Um den Austausch zu fördern, würde sie sich auch als Vermittler anbieten. Inwieweit sie sich außerhalb der Gemeinde engagieren wird, kann sie noch nicht sagen. Sie wisse aber, dass sich die Regionen außerhalb der großen Städte abgehängt fühlten und es viel Frustration gebe. Dippoldiswalde sei zwar eine schöne Stadt. "Aber kleine Unternehmen haben es hier schwer", sagt sie.

Für die Kirche von heute ist es nicht einfach, die Menschen zu erreichen. Das entmutige sie aber nicht: "Die Chance der Kirche heute ist, dass wir Räume haben, in denen sich Menschen begegnen können. Und zwar auf unterschiedliche Weise." Sie können gemeinsam Musik machen oder etwas Kulturelles unternehmen. "Und wir haben total gut ausgebildete Leute, die geschult sind und die für Menschen da sind."