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Im Osterzgebirge sorgen Fichten für Blütenstaub-Wolken

Ein Naturphänomen, das nur alle vier bis sieben Jahre vorkommt, ist derzeit im Osterzgebirge zu beobachten. Manchen ärgert das aber auch gewaltig.

Von Franz Herz
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Der Wind treibt Blütenstaubwolken über die Fichtenwälder im Erzgebirge. Das kommt in dem Ausmaß nur alle vier bis sieben Jahre vor.
Der Wind treibt Blütenstaubwolken über die Fichtenwälder im Erzgebirge. Das kommt in dem Ausmaß nur alle vier bis sieben Jahre vor. © Egbert Kamprath

Gelber Blütenstaub lagert sich derzeit überall ab. Deutlich sichtbar ist er auf dem Lack der Autos. Aber auch wer sich auf den Balkon setzen will, sollte vorher abwischen, um keine Flecken auf der Hose zu bekommen. Diese Mengen an Pollen sind ein Naturphänomen, das nicht alle Jahre vorkommt.

Ihre eigene Strategie zur Fortpflanzung

Auch wenn zurzeit der Raps oder der Löwenzahn blühen und ebenfalls ganze Felder mit ihrem Gelb prägen, die Ursache für den vielen Blütenstaub liegt woanders.

"Die Nadelbäume blühen", erklärt Kristina Funke vom Forstbezirk Bärenfels die Mengen von Blütenstaub, die derzeit in der Luft schweben und sich überall ablagern. Fichten und Kiefern haben ihre eigene Strategie zur Fortpflanzung. An ihren Zweigen wachsen kleine Blüten, aus denen sich später die Zapfen entwickeln. Diese sind meist rötlich gefärbt und wachsen oben in den Bäumen. Ohne Fernglas sind sie oft nicht zu erkennen.

Ein Pollenkorn und zwei Luftsäcke trägt der Wind davon

Anders ist es dagegen bei den Pollen. Denn gleichzeitig geben die Bäume Wolken von Blütenstaub in die Luft ab. Diese gelblichen Körnchen werden vom Wind verteilt und wenn sie zufällig irgendwo bei einem anderen Baum die kleine Blüte treffen, entwickeln sich dort neue Samen. Die Fachleute sprechen von einer windblütigen Pflanzenart. Die Fichtenpollen sind ungefähr einen Zehntelmillimeter groß. Unterm Mikroskop ist das Pollenkorn in der Mitte zu erkennen und links und rechts zwei große Luftsäcke. Durch diese hat der Blütenstaub die Leichtigkeit, um vom Wind kilometerweit mitgetragen zu werden.

Weil dabei aber der Zufall eine große Rolle spielt, entwickeln die Bäume so große Mengen an Blütenstaub. Damit haben sie doch noch eine realistische Chance, dass Blüte und Staubkorn zusammentreffen und neue Samen wachsen können.

Das Phänomen tritt alle vier bis sieben Jahre auf

Das passiert nicht jedes Jahr, sondern in gewissen Abständen. Zuletzt war es vier oder fünf Jahre her, erinnert sich Funke. Wann die Bäume ein solches Mastjahr haben, wie es die Fachleute nennen, hängt von vielen Faktoren ab. Das Wetter im Vorjahr spielt mit rein und auch andere Faktoren. "Möglicherweise hat die leichte Entspannung bei der Wasserversorgung im letzten Jahr die Blüte zusätzlich angeregt", teilt die Försterin mit.

Dieses Jahr kommt noch hinzu, dass es seit Tagen kaum geregnet hat. So kann der Blütenstaub länger in der Luft bleiben oder wird sogar wieder aufgewirbelt, wenn er sich schon abgesetzt hat. Bei nassem Wetter würde er schnell weggespült. So hält diese Naturerscheinung auch länger an.

Die Forstleute hoffen auch bei den anderen wichtigen Waldbaumarten wie Rotbuche, Ahorn und Eichen auf reichen Blütenansatz, um im Frühherbst dann reichlich Saatgut ernten zu können. In den unteren Lagen scheinen die Anzeichen dafür bereits sehr gut. Entscheidend ist am Ende aber das Wetter in den kommenden Monaten.

Andere Pollen von Birken oder Gräsern sind gefährlicher

Menschen, die an Allergien leiden, erschrecken bei der Vorstellung, dass ganze Wolken von Pollen durch die Luft treiben. Das Allergierisiko durch Fichtenpollen ist aufgrund von deren Größe relativ gering. Häufig führt allerdings die schiere Menge des Blütenstaubes zu Augen- und Nasenjucken sowie Hautirritationen, berichtet Kristina Funke. Das hat die Försterin diese Woche schon bei einem Termin mit einer Schulklasse in der Dippser Heide gemerkt. "Obwohl ich keine Allergien habe, hat es die Augen gereizt", berichtet sie.

Für Allergiker sind andere Baumarten problematischer. Hasel, Erle, Birke oder auch Gräser und Kräuter machen immer wieder Probleme, wie Hautärztin Ewa Nawalaniec vom Medizinischen Versorgungszentrum in Dippoldiswalde berichtet.