Wer genau hinschaut, findet auch was. Diese Erfahrung machen Polizisten und Zöllner immer wieder an der A17 nahe der tschechischen Grenze. So auch vergangene Woche. 7.500 Euro Falschgeld, 7.000 unechte Markenartikel, eine gewisse Menge an Drogen und vieles mehr wären sonst ungehindert nach Deutschland gebracht worden.
Der Verkehr rollte während der dreitägigen Kontrolle wie immer über die Autobahn, nur diesmal mit einem kleinen Abstecher. Die Autos wurden in geringem Tempo über den Rastplatz Am Heidenholz geleitet. Stichprobenartig hielten die Ordnungskräfte etliche Fahrzeuge an und schauten sich genau an, wer drin sitzt und was er im Gepäck hat. Allein der Zoll, federführend bei der Aktion, war in drei Schichten mit insgesamt 60 Kräften vor Ort. Dazu kamen mobile Kontrollgruppen aus Dresden, Chemnitz, Pirna und Leipzig nach Breitenau, verstärkt durch Kräfte der Bundespolizei.
Die Zöllner rückten mit einer mobilen Röntgenanlage an, so wie man diese etwa von den Flughäfen kennt. Die verschluckte Beutel, Teppiche und Taschen der Reisenden auf der einen Seite und „spuckte“ sie nach dem Durchleuchten auf der anderen Seite wieder aus. „Dazwischen“ erledigte ein Zöllner seine Arbeit, indem er sich jedes Teil auf dem Monitor anschaute. Insbesondere im Blick: Gegenstände, deren Einfuhr illegal ist oder an bestimmte Regeln gebunden ist. So muss zum Beispiel jemand, der mit mehr als 10.000 Euro Bargeld eine EU-Grenze passiert, den Betrag beim Zoll anmelden.
Die 7.500 Euro, die in einem rumänischen Pkw entdeckten wurden, wären noch innerhalb dieser Grenze gewesen. Allerdings waren die Scheine gefälscht. Hinzu kamen britische Pfund und US-Dollar, ebenfalls kein echtes Geld. Außerdem stießen die Zöllner auf 7.000 gefälschte Markenartikel, vom Spielzeug bis zum Parfüm. Beschlagnahmt wurden auch 156 Softairwaffen, die ein Transporter mit Berliner Kennzeichen geladen hatte. Bei einer Person wurden 300.000 Euro gefunden. Herkunft und geplante Verwendung des Geldes werden nach Mitteilung des Hauptzollamtes Dresden jetzt geprüft. Dazu kamen mehrere Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz.
Auf der Suche nach Drogen hatten die Zöllner gleich mehrere Spürhunde im Einsatz, die abwechselnd ihren Schnüffeldienst verrichteten. Entdeckten sie etwas, half bei der Auswertung wiederum modernste Technik. Ermittler, die ihre Zunge zum Testen in die Drogentüte stecken, gibt es allenfalls im Film. In der Realität sitzt in Breitenau eine Zollamtssekretärin an einem Stoffdetektionsgerät und weiß nach kurzer Zeit, worum es sich genau handelt. Das mobile Labor vom Flughafen Leipzig kann über Laser- und Infrarotmessungen 16.000 verschiedene Substanzen erkennen. Das Spektrum umfasst Medikamente, Drogen, Chemikalien bis zu Dopingmittel. Ist das weiße Pulver auf dem Sensor hingegen nur Milchpulver, gibt es Entwarnung. So schnelle Analysen wären nach Auskunft von Heike Wilsdorf, Pressesprecherin des Hauptzollamtes Dresden, noch bis vor Kurzem nicht so einfach gewesen. Früher hätten im Zweifelsfall Proben in ein Labor geschickt werden müssen.
Dass der Aufwand solcher Schwerpunktkontrollen gerechtfertigt ist, zeigen die Beispiele der jüngsten Vergangenheit. Heike Wilsdorf denkt da an die beiden mongolischen Diplomaten, die im letzten Jahr mit 70 Kilo Heroin erwischt worden waren. 31 auf der Ladefläche eines türkischen Lkws versteckte Menschen wären ohne den Einsatz der mobilen Röntgenanlage wohl nicht entdeckt worden. Deshalb sind bei diesen Einsätzen neben dem Zoll auch immer die Beamten der Bundespolizei dabei, da zum Beispiel die Bekämpfung illegaler Einreise Polizeiaufgabe ist.
In nur drei Tagen wurden jetzt sieben versuchte Einschleusungen aufgedeckt, bei denen insgesamt 37 Personen illegal nach Deutschland gelangen wollten. Die Liste der Herkunftsländer ist lang und reicht von Afghanistan, Albanien, Algerien, Bangladesch, dem Irak, Libyen, über Mazedonien, Russland, Serbien bis zu Syrien, der Türkei und der Ukraine. Doch es gab noch weitere 65 Fahndungstreffer. So lagen für sechs Personen nationale Haftbefehle vor. Auch gab es 13 Verkehrsverstöße und sieben weitere strafbare Delikte.
Auffällig war, dass der sogenannte kleine Grenzverkehr deutlich nachgelassen hat. Nachdem die Corona-Situation im tschechischen Nachbarland wieder angespannter ist, sind deutlich weniger Autos mit Kennzeichen aus Dresden oder dem Landkreis Sächsische Schweiz-Ostergebirge unterwegs. Man fährt offensichtlich lieber auf Nummer sicher, zumal sich offizielle Warnungen und Verhaltensregeln immer wieder ändern.
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