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Medienschulung für Uhrmacher

Der Glashütter Uhrenhersteller Nomos möchte die digitale Bürgerkultur stärken. Deshalb lädt er seine Mitarbeiter zu Schulungen ein.

Von Maik Brückner
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Der Uhrenhersteller Nomos Glashütte lädt seine Mitarbeiter während der Arbeit zu Medienschulungen ein.
Der Uhrenhersteller Nomos Glashütte lädt seine Mitarbeiter während der Arbeit zu Medienschulungen ein. © Nomos Glashütte

Der Uhrenhersteller Nomos Glashütte möchte die Demokratie im Land stärken. Deshalb beteiligt sich das Unternehmen an einer Demokratie-Initiative, die von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, dem Institute for Strategic Dialogue und der Robert-Bosch-Stiftung ins Leben gerufen wurde.

Ziel sei es, der Ausbreitung von Verschwörungsmythen und gezielter Desinformation bewusst entgegenzutreten. Damit verbunden sind Schulungen für Mitarbeiter, die in den nächsten acht Wochen coronabedingt digital stattfinden. "Stets während der Arbeitszeit", sagt Unternehmenssprecher Florian Langenbucher. Die Teilnahme ist freiwillig. In den Schulungen sollen die Mitarbeiter zum einen mehr über digitale Bürgerkultur erfahren und zum anderen Kompetenzen für die Kommunikation im Netz erwerben. "Das ist wichtig geworden, denn manipulative, falsche und auch gewalttätige Inhalte verbreiten sich online immer schneller", so der Sprecher.

Schulungen sind kein Neuland

Mit den Schulungen betritt Nomos Glashütte kein Neuland. Mit Workshops für Beschäftigte engagiert sich das Unternehmen seit knapp drei Jahren für die Stärkung der Demokratie. "Denn nicht nur, aber insbesondere in Ostdeutschland, wo auch Nomos Glashütte beheimatet ist, ist Demokratie schutzbedürftig", so Langenbucher.

Bei Nomos hat man auch die Gründe für die teils mangelnde Wertschätzung ausgemacht: Es sind Brüche im Lebenslauf, Verlust von Identitäten, nach der Wende erlittene Traumata, Erfahrung von Entwertung, der Exodus vieler Ortschaften und das Mediennutzungsverhalten. "Doch Demokratie muss überall selbstverständlich sein, darf nicht durch Hassrede im Netz gefährdet werden“, sagt Nomos-Geschäftsführerin Judith Borowski. Dies gelte ihrer Meinung nach für alle Akteure in der Gesellschaft, also für Privatleute, Institutionen, Kirchen und Unternehmen.

„Und wir Unternehmen sind auf rechtsstaatliche Strukturen besonders angewiesen, Demokratie ist die Grundlage unseres Handelns.“ Die Gründung von Nomos Glashütte sei erst möglich geworden, weil in Sachsen Menschen für die Demokratie auf die Straße gegangen sind und die Mauer fiel. Das dürfe man nicht vergessen. Und das habe Nomos bewogen, sich an der Initiative zu beteiligen. „Beschäftigte, die mitdenken und selbstbewusst agieren“, so Judith Borowski weiter, "machten Unternehmen widerstandsfähiger und die Gesellschaft insgesamt ein Stück populismusfest“.

Auch Volkswagen beteiligt sich am Projekt

Nomos ist nicht das einzige Unternehmen, das sich an der Demokratie-Initiative beteiligt, die unter dem Label Business Council for Democracy (#BC4D) stattfindet. Daran nehmen auch der Automobilhersteller Volkswagen, das Entsorgungs- und Recyclingunternehmen Alba Group und das Filmunternehmen UFA teil.

Nach dem Abschluss des Pilotprojektes möchten die Initiatoren dieses auswerten. Fällt die Bilanz positiv aus, soll das Programm im Laufe des Jahres im größeren Rahmen anderen Unternehmen angeboten werden.

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