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So sieht die Dippser Fensterausstellung aus

Die Tradition im Museum ist Jahrzehnte alt. Sie drohte aber wegen des Umbaus abzureißen. Wie nun daraus die Dippser Weihnachtsausstellung 2.0 geworden ist.

Von Franz Herz
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Jana Paula Herold hat die Fenster im leerstehenden ehemaligen Möbelgeschäft in der Dippser Bahnhofstraße mit Schaustücken aus ihrer Sammlung zu einem kleinen Museum gestaltet.
Jana Paula Herold hat die Fenster im leerstehenden ehemaligen Möbelgeschäft in der Dippser Bahnhofstraße mit Schaustücken aus ihrer Sammlung zu einem kleinen Museum gestaltet. © Egbert Kamprath

Viele Kindergenerationen haben schon die Weihnachtsausstellung im Dippser Lohgerbermuseum bestaunt. Diese Volkskunstschau gehört einfach zur Vorweihnachtszeit in Dippoldiswalde. Das ganze Museum war immer ein Weihnachtshaus. Nun ist die Ausstellung im vergangenen Jahr ersatzlos ausgefallen, weil das Museum seit Oktober 2019 umgebaut und saniert wird. Eigentlich sollte sie dieses Jahr zur Wiedereröffnung gezeigt werden. Doch die Baustelle ist noch nicht so weit. Die Weihnachtsausstellung darf aber kein zweites Mal ausfallen. Zu diesem Schluss kamen Anita Göhler, Museumsmitarbeiterin im Ruhestand, und Uwe Göhlert, Inhaber eines Rundfunkgeschäfts am Freiberger Platz.

Pakete gepackt für die Dippser Schaufenster

Sie nahmen Museumsleiter Thomas Klein und weitere Helfer ins Boot, und jetzt haben die Dippser eine Weihnachtsausstellung, die weit über das Museum hinaus in die ganze Stadt ausgreift, sozusagen eine Weihnachtsausstellung 2.0. Thomas Klein hat Pakete gepackt mit Schaustücken aus seinem Fundus und dazu Informationen über die einzelnen Stücke sowie die Lebensdaten der Volkskünstler, von deren Drechsel- oder Schnitzbank die Stücke stammen.

Jens Tennert, Vorsitzender des Handels- und Gewerbevereins, und Ortsvorsteher Dirk Massi haben die Schaustücke dann an die einzelnen Geschäfte verteilt, damit diese damit ihre Fenster dekorieren. Großteils handelt es sich um die klassischen Figuren Engel und Bergmann, um Nussknacker oder Schwibbögen. Dazu kommen Informationen zum Künstler. Manche Geschäfte haben diese in ihre sonstige Dekoration eingebaut, manche stellen sie für sich alleine auf.

Uwe Göhlert hat die Museumsstücke mit seiner Warenpräsentation zu einer Einheit gestaltet.
Uwe Göhlert hat die Museumsstücke mit seiner Warenpräsentation zu einer Einheit gestaltet. © Egbert Kamprath
Wir auch im privaten Haushalt stehen die Museumsstücke bei Möbel Moses in einer Küche.
Wir auch im privaten Haushalt stehen die Museumsstücke bei Möbel Moses in einer Küche. © Privat/Uwe Göhlert
Als Weihnachtslandschaft sind die Schaustücke im Friseursalon Eckstein am Markt gestaltet.
Als Weihnachtslandschaft sind die Schaustücke im Friseursalon Eckstein am Markt gestaltet. © Privat/Uwe Göhlert
Mario Eilert hat im Teeklipper das Museum selbst in seine Dekoration einbezogen.
Mario Eilert hat im Teeklipper das Museum selbst in seine Dekoration einbezogen. © Privat/Uwe Göhlert

Besonders ins Auge fällt die Gestaltung des ehemaligen Möbelgeschäfts in der runden Ecke an der Kreuzung Bahnhofstraße/Dr. Friedrich-Straße. Dafür hat Jana Paula Herold den Hut auf. Die Kunstlehrerin, die mit ihrem Unternehmen Bertholdin Produktion historische Feste veranstaltet, hat auch einen reichhaltigen Fundus von Volkskunst. Diese stellt sie zur Weihnachtszeit in ihrem Wohnzimmer aus, verwendet sie im einen oder anderen Stück als Requisite oder stellt sie in diesen Wochen zur Freude der Dippser öffentlich aus. Sie kam dazu, weil sie als Mitglied im Museumsbeirat, von der Idee der Weihnachtsausstellung in Dippser Fenstern erfahren und dabei ihre Mitarbeit angeboten hat.

Kleines Museum in der Runden Ecke

Jedes Fenster in dem leerstehenden Geschäft hat sein eigenes Thema. Eine große Pyramide des Frauensteiner Künstlers Hans-Jürgen Schulze ist ein Blickfang. Weiter gibt es ein englisches Fenster. Herold hat über ihren Mann enge Beziehungen nach Großbritannien. „Dort machen es sich die Menschen zu Weihnachten richtig gemütlich, stellen aber nicht so Figuren auf wie wir“, erzählt sie. Mehrere Fenster sind dem Thema weihnachtliches Spielzeug gewidmet und eines einem besonderen Brauch, dem Paradiesspiel. Früher gab es auch Aufführungen zur Weihnachtszeit, die zeigten aber nicht die Geburt Jesu, wie die heutigen Krippenspiele, sondern die Geschichte von Adam und Eva im Paradies. Dieses Thema haben auch Volkskünstler im Erzgebirge aufgegriffen.

Auch hat Herold in jedes Fenster eine Erklärung gestellt, die beschreibt, was zu sehen ist und woher die Schaustücke kommen. „Wie ein kleines Museum“, sagt die Künstlerin und Sammlerin.

Tradition bleibt lebendig auf einer ganz neuen Stufe

So bleibt die Tradition der Weihnachtsausstellung in Dippoldiswalde lebendig, auch wenn das Museum derzeit noch Baustelle ist. Zugleich hat sie einen ganz neuen Charakter bekommen. Aus dem Weihnachtshaus im Museum ist die Weihnachtsstadt geworden. Und das ist eine Form der Ausstellung, die Zukunft haben kann. Denn mit der Neugestaltung des Museums wird es nicht mehr das Weihnachtshaus auch nicht mehr geben, sondern einen Raum für Sonderausstellungen, in dem dann auch die Traditionsschau ihren Platz finden wird, aber nicht mehr im ganzen Haus, wie die Museumgestalter schon angekündigt haben.

„Wir wollen das auch weiterentwickeln“, kündigt Uwe Göhlert an. So sind jetzt relativ einfache Figuren ausgestellt. Die großen Weihnachtsberge und Landschaften sind im Depot des Museums geblieben. „Wir müssen mal sehen, in welchem Zustand die Stücke zurückkommen. Wenn das gut geht, können künftig auch aufwendigere Gegenstände in die Schaufenster kommen“, sagt Göhlert. Das könnte im Jahr 2021 die Weihnachtsausstellung 2.1 werden.

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