SZ + Dippoldiswalde
Merken

Erst ein Viertel der Ernte ist unter Dach

Landwirte zwischen Colmnitz und Sebnitz brauchen jetzt ein paar trockene Tage, sonst drohen Schäden am Getreide.

Von Franz Herz
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Die Mähdrescher der Colmnitzer Agrargenossenschaft ernten bei Klingenberg Raps. Auf dem Feld sieht man die Folgen der Feuchtigkeit. Manche Pflanzen sind schon umgefallen.
Die Mähdrescher der Colmnitzer Agrargenossenschaft ernten bei Klingenberg Raps. Auf dem Feld sieht man die Folgen der Feuchtigkeit. Manche Pflanzen sind schon umgefallen. © Karl-Ludwig Oberthür

Die Landwirte in der Sächsischen Schweiz und im Osterzgebirge haben sich über die Regenfälle dieses Frühjahr und im Sommer gefreut. Der Boden hat wieder Wasser bekommen und das ist Grundvoraussetzung für jegliches Wachstum. Aber jetzt wären ihnen einige Tage trockenes, sonniges Erntewetter dringend willkommen.

Immer wieder Regen, immer wieder Verzögerung der Ernte

Sie hängen derzeit mit den Arbeiten hinterher. In den vergangenen trockenen Sommern liefen die Ernteeinsätze hintereinander weg. „Da waren wir Mitte August damit schon fertig“, sagt Andreas Rüger, Pflanzenbauchef der Agrargenossenschaft in Colmnitz. Jetzt hat er gerade mal seine Wintergerste unter Dach und mit dem Dreschen der Rapsbestände erst begonnen. Ein gutes Viertel der Ernte ist erst eingebracht. In den vergangenen warmen Sommern war Mitte August die ganze Ernte schon in der Scheune. Das ist dieses Jahr nicht mehr zu schaffen.

Die Zeit reichte nicht zum Trocknen

Das ist nicht nur in Colmnitz so, sondern gilt für das ganze Kreisgebiet von Wilsdruff bis Sebnitz, von Stolpen bis Hermsdorf/E., wie Sylvia Konrad, Geschäftsführerin des Regionalbauernverbands Sächsische Schweiz-Osterzgebirge berichtet.

Andreas Rüger saß die letzten Tage gespannt und hat das Wetter beobachtet. Seine Früchte auf den Feldern sind reif. Aber einbringen kann er sie nur, wenn sie auch einigermaßen trocken sind. Solange aber jeden Tag eine Husche Regen fiel, reichte die Zeit nicht zum Abtrocknen. Seine Mähdrescher musste er in der Halle lassen.

Die Nerven behalten

Vor Wochen schon hatten seine Mitarbeiter die Wintergerste eingebracht. Aber danach kam immer wieder das Wetter dazwischen und es ging nicht weiter. Erst jetzt am Montag war wieder Erntewetter. Am Nachmittag sind die Landwirte auf die Rapsfelder an der Neuklingenberger Höhe gefahren. „Uns bleibt jetzt nichts anderes übrig, als die Nerven zu behalten. Die letzten drei Jahre sind wir mit dem Erntewetter verwöhnt gewesen, jetzt läuft es mal wieder anders“, sagt er.

Qualitätsverluste drohen

Colmnitz kann als Beispiel für die gesamte Region stehen. „Überall warten die Bauern auf schönes Erntewetter“, sagt Sylvia Konrad, Geschäftsführerin des Regionalbauernverbands Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Dass die Landwirte spät dran sind mit der Ernte, ist ein Problem. "Die Zeit für die Neuaussaat drängt auch schon wieder. Der Raps fürs nächste Jahr sollte bis 20. August gesät sein. Bis dahin müssen aber noch die Felder bestellt werden. Da ist nicht mehr viel Zeit", sagt Konrad.

Das zweite Problem sind die drohenden Qualitätsverluste. Wenn die Früchte zu lange stehen bleiben, werden sie überreif. Im Regen fallen die Halme um, was dann zu Lagerschäden führt. Beim Raps kann es passieren, dass die Hülsen aufbrechen und die wertvollen Kerne herausfallen.

Zusätzliche Technik rangeholt

„Manche Betriebe haben sich deswegen zusätzliche Technik rangeholt, damit sie umso schlagkräftiger sind, wenn das Wetter dann einmal mitspielt“, sagt Konrad. Die Liebenauer Agrargesellschaft pflegt solche technische Zusammenarbeit schon seit Langem. „Wir haben seit 25 Jahren einen Partnerbetrieb bei Radeberg. Wenn die ihre Ernte abgeschlossen haben, kommen die Ende der Woche zu uns“, sagt Geschäftsführer Simon Neisemeier. Mit einem anderen Betrieb im Dresdner Hochland arbeiten die Liebenauer ebenfalls zusammen. Von dort werden die Mähdrescher in der kommenden Woche erwartet.

Der Liebenauer Betrieb bewirtschaftet Felder, die bis an die tschechische Grenze reichen. Dort auf den Höhenlagen des Osterzgebirges ist die Ernte schon immer etwas später dran als in tieferen Lagen. Weizen, Roggen, Sommergerste steht alles noch auf den Feldern. Je mehr Zeit vergeht, desto schwieriger wird es. Die Tage werden kürzer. Also trocknet es am Morgen weniger. Neisemeier ist aber weiter optimistisch. Er sagt: „Wir brauchen jetzt zwei gute Wochen, dann wäre alles unter Dach.“