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Dipps: Preis für Gebrauchtwagenprofis

Das Autohaus Liliensiek hat einen Branchenwettbewerb gewonnen. Wie das Geschäft mit Gebrauchten heute funktioniert.

Von Franz Herz
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Inhaber Daniel Liliensiek und die Gebrauchtwagenverantwortliche Anne Papenfuß stehen mit dem Pokal auf dem Gebrauchtwagenplatz des Autohauses Liliensiek in Dipps.
Inhaber Daniel Liliensiek und die Gebrauchtwagenverantwortliche Anne Papenfuß stehen mit dem Pokal auf dem Gebrauchtwagenplatz des Autohauses Liliensiek in Dipps. © Egbert Kamprath

Anne Papenfuß hat den Gebrauchtwagenplatz des Autohauses Liliensiek immer im Blick. „Wenn ich sehe, dass sich jemand für ein Fahrzeug interessiert, rufe ich sofort einen Verkäufer an, damit der dem Kunden helfen kann“, sagt die Teamleiterin Gebrauchtwagen bei Liliensiek. So ist das ganze Gebrauchtwagengeschäft straff durchorganisiert.

Regelmäßig gut platziert in Branchenwettbewerben

Weil das so gut läuft, hat das Dippoldiswalder VW- und Audi-Autohaus jetzt eine Auszeichnung als bester Gebrauchtwagenhändler Deutschlands bekommen. Die Dippoldiswalder stellen sich immer wieder branchenweiten Wettbewerben und schneiden dabei beachtlich ab. 2015 haben sie einen 7. Platz im Vertriebs-Wettbewerb erreicht, 2017 einen dritten Platz im Service-Wettbewerb und jetzt stehen sie mit ihrem Gebrauchtwagengeschäft an der Spitze vor der Schneider-Gruppe aus Chemnitz und einem Autohaus aus dem bayerischen Deggendorf, wie der Vogel-Verlag informierte, der Fachzeitschriften für die Autobranche herausgibt und den Wettbewerb organisierte.

Fachjury nahm den Betrieb unter die Lupe

Man muss sich um diese Auszeichnung bewerben und dazu eine Menge an Unterlagen über das eigene Haus und seine Arbeit einreichen. Dann laufen mehrere Runden. Zuerst wird die Zahl der Bewerber auf 30 reduziert. Die werden dann von einer Jury unter die Lupe genommen, in der die Dekra, eine Spezialversicherung für Gebrauchtwagen, und Vertreter des Vogel-Verlags, der die Fachzeitschrift „Gebrauchtwagen Praxis“ veröffentlicht, vertreten sind.

Diese Gruppe entschied dann, wer in die Filialrunde der letzten Sechs kam. Die wurden vor Corona auf einem großen Branchenkongress in Würzburg ausgezeichnet. Dieses Jahr lief die ganze Veranstaltung virtuell. Zuerst kamen die Plätze sechs bis vier an die Reihe. „Da wussten wir dann schon, dass wir einen Platz auf dem Treppchen erreicht haben“, sagt Daniel Liliensiek, der Inhaber und Geschäftsführer. Die Freude war natürlich umso größer, als das Autohaus schließlich ganz oben stand. Ganz konkret wird das Autohaus dafür ausgezeichnet, wie professionell es das Gebrauchtwagengeschäft organisiert.

Jetzt kennt die VW-Chefetage den Händler aus Dipps

Es gab dafür eine Auszeichnung aus Glas. Aber das ist nicht das Entscheidende. „Solche Erfolge bringen uns insgesamt auch weiter. Man kennt das Autohaus aus dem Erzgebirge jetzt auch in Wolfsburg in der Chefetage“, sagt Liliensiek. So etwas kann durchaus einmal eine Tür öffnen, die sonst verschlossen bliebe.

Die Auszeichnung ist das Ergebnis einer jahrelangen Entwicklung, für die wesentlich Anne Papenfuß verantwortlich ist. Die Obercarsdorferin hat 2003 ihre Ausbildung zur Automobilkauffrau bei Liliensiek begonnen und ist seit 2015 als Teamleiterin für das Gebrauchtwagengeschäft verantwortlich. „Es ist ein spannendes Geschäft. Jedes Auto ist anders“, sagt sie. Bei Neuwagen sei das nicht so vielfältig.

In sieben Tagen ist ein Gebrauchter verkaufsfertig

Rund ein Drittel des Geschäfts macht Liliensiek mit seinen 54 Mitarbeitern mit Gebrauchtwagen, und deren Bedeutung steigt. Hat im Jahr 2018 das Autohaus 400 Gebrauchte verkauft, waren es 2019 schon 450 und im letzten Jahr 530. In den Corona-Zeiten kamen Kunden, die sonst mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind, aber jetzt wegen der Infektionsgefahr Auto fahren wollten. „Für die war häufig ein Gebrauchter erste Wahl“, erzählt Liliensiek.

Ein wichtiger Beitrag, damit das Geschäft mit den Gebrauchten wirtschaftlich wird, ist die erste Phase. Die beginnt in dem Moment, in dem ein Händler den Gebrauchten übernimmt, weil er es bei einem Neuwagenverkauf in Zahlung genommen hat, weil der Leasingvertrag endet oder weil er ihn selbst aufkauft, in der Hoffnung, dass er dafür Kunden findet. Dann checkt die Werkstatt das Auto. Liliensiek hat sich eine Rundum-Kamera angeschafft, um das Auto von innen und außen optimal aufnehmen zu können und für eine Präsentation im Internet vorzubereiten. Das dauert in der Regel sieben Tage, bis so ein Gebrauchter wieder verkaufsfertig ist. „Früher war das deutlich länger“, sagt Liliensiek. Danach hat jedes Auto seine digitale Visitenkarte. Die ist im Netz zu finden, aber auch mit dem Handy über einen QR-Code aufrufbar, wenn jemand das Auto auf dem Platz ansieht.

Gebrauchtwagengeschäft ganz vorne bei Veränderungen

Anne Papenfuß hat die gesamten Abläufe digitalisiert, die elektronische Fahrzeugakte eingeführt. Jeder Schritt, den das Auto macht, ist nachvollziehbar. „Das kam uns jetzt auch in Coronazeiten entgegen. Wir konnten mit dem Computer von Zuhause aus genauso weiterarbeiten wie im Büro“, erzählt die Teamleiterin.

Liliensiek berichtet, dass bei der Veränderung im Wirtschaftsleben, bei neuen Geschäftsmodellen, der Gebrauchtwagensektor an der Spitze steht. Er hat sich schnell ins Internet verlagert und funktioniert dort deutschlandweit. Liliensiek arbeitet dabei auch mit einem Softwarehersteller zusammen und ist Pilothändler für diesen. Das heißt, die neuesten Programme werden in Dipps eingesetzt und Liliensiek hat Einfluss auf die Entwicklung. „So haben wir eine genaue Auswertung mit vielen Informationen“, sagt der Chef. Das kommt dem Geschäft in Dippoldiswalde zugute und findet deutschlandweit Anerkennung, wie die jüngste Auszeichnung beweist.