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Wo rollt das Erz durchs Osterzgebirge?

Wenn in Zinnwald Lithium abgebaut wird, muss es auch transportiert werden. Die Frage ist nur wie und wohin genau?

Von Franz Herz
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Hier auf dem ehemaligen Gelände von Zinnerz Altenberg könnte auch die Aufbereitung des Lithium-Erzes geschehen. Von dieser Entscheidung hängen dann auch die weiteren Transportwege ab.
Hier auf dem ehemaligen Gelände von Zinnerz Altenberg könnte auch die Aufbereitung des Lithium-Erzes geschehen. Von dieser Entscheidung hängen dann auch die weiteren Transportwege ab. © Egbert Kamprath

Sächsische.de-Leser Jens Steudten verfolgt die Entwicklung der Bergbauprojekte im Osterzgebirge und schreibt dazu: „Als gebürtigen Erzgebirgler interessiert sicher nicht nur mich: Wo wird das Erz aufbereitet und welche Transportwege soll die Fracht dann nehmen?“ Seine Sorge ist, dass durch den Einsatz von Lithium zwar eine ausgeglichene Energiebilanz bei den Batterien entsteht. Demgegenüber könnten aber die Wohn- und Erholungsqualität, die Natur und die Straßen im Gebirge zerstört werden. „Insgesamt ergäbe sich dann ein sehr negativer Effekt, und sofern die Verarbeitung nicht vor Ort erfolgt, ist der Energieverbrauch der vielen Lkw um vieles höher als der Nutzen“, vermutet er.

Deutsche Lithium hat zwei Varianten diskutiert

Die Deutsche Lithium hält sich dazu mit Aussagen zurück. Auf ihrer Webseite schreibt sie „Das Zinnwalditkonzentrat wird an einem regionalen Chemiestandort in einer neu zu errichtenden chemischen Fabrik der Deutschen Lithium GmbH zu verschiedenen Lithiumverbindungen umgearbeitet werden.“

Zwei Varianten für die Aufbereitung und den Transport hat das Unternehmen bisher schon öffentlich diskutiert. Es gibt sozusagen einen Plan A, der auch im Rahmenbetriebsplan dargestellt ist, den die Deutsche Lithium ausgearbeitet hat und der momentan beim Oberbergamt zur Prüfung liegt. Dieser sieht eine Aufbereitung in Altenberg am Europark vor, dem Gelände, wo früher schon Zinnerz Altenberg gearbeitet hat.

Plan A ist die Aufbereitung in Altenberg am Europark

Demnach will die Deutsche Lithium auf dem ehemaligen Bergwerksgelände in Altenberg eine Aufbereitung errichten, die sofort nach dem Abbau Lithiumkonzentrat vom tauben Gestein trennt. Ein bis zwei Lkw pro Tag müssten dann das Konzentrat zur weiteren chemischen Verarbeitung transportieren, rechnete Armin Müller, Geschäftsführer der Deutschen Lithium bei der Präsentation im Stadtrat Altenberg vor.

Allerdings steht dann das Problem im Raum, was mit dem Abraum wird. Findet sich keine Lösung, diesen in der Nähe von Altenberg zwischenzulagern, müsste er auch weggefahren werden, entweder auf Deponien oder zu Baufirmen, die ihn verwerten können. Das würde dann eine Verkehrsbelastung von sechs Lkw pro Stunde bringen, war die Rechnung der Deutschen Lithium. Über welche Straßen die dann fahren, hinge davon ab, wohin der Abraum gebracht wird. Auf jeden Fall würde der Verkehr durch Altenberg rollen, entweder auf der B 170 oder ins Müglitztal und durch Lauenstein in Richtung Autobahn. Die Variante, die der Stadt Altenberg am besten gefällt, wäre, den Abraum durch den sogenannten Trübestolln ins Bielatal zu transportieren.

Eine Aufbereitung in Freiberg ist auch möglich

Sollte der Plan A nicht aufgehen, hat die Deutsche Lithium eine andere Möglichkeit untersucht. Der Plan B wird aktuell, wenn es zu schwierig wird, in Altenberg die Aufbereitungsanlage zu betreiben. Denn ein Brecher, der rund um die Uhr Erz zerkleinert, passt schlecht in einen Kurort. Sollte es dabei und mit der Lagerung des Abraums unüberwindliche Probleme geben, ließ das Unternehmen auch untersuchen, wie die gesamte Aufbereitung in Freiberg erfolgen kann. Das Roherz zu fahren, würde ungefähr die sechs Lkw pro Stunde erfordern, die auch erforderlich wären, wenn der Abraum weggebracht würde.

Steinbruchunternehmer will Bahnanschluss schaffen

Hendrik Schwarz hat schon einmal Pläne ausarbeiten lassen für eine Bahn-Verladestation im Müglitztal nahe an seinem Steinbruch Bärenstein.
Hendrik Schwarz hat schon einmal Pläne ausarbeiten lassen für eine Bahn-Verladestation im Müglitztal nahe an seinem Steinbruch Bärenstein. © Egbert Kamprath
Die Hammermühle im Müglitztal bei Bärenstein verfällt seit Jahren. Hier plant Hendrik Schwarz eine Verladestation für Erz und Steine.
Die Hammermühle im Müglitztal bei Bärenstein verfällt seit Jahren. Hier plant Hendrik Schwarz eine Verladestation für Erz und Steine. © Egbert Kamprath

Für den Transport von Abraum und Erzkonzentrat hat der Steinbruchunternehmer Hendrik Schwarz eine Idee. „Auf die Schiene damit“, ist sein Motto. Er könnte sich vorstellen, das Erz durch den vorhandenen Trübestolln in den Steinbruch nach Bärenstein zu transportieren, der ihm gehört.

Dort könnte eine Aufbereitung arbeiten, ohne Anwohner zu stören. Der Steinbruchbetrieb hatte ja bisher dort auch schon Brecheranlagen betrieben. Vom Steinbruch wären es noch zweieinhalb Kilometer Weg bis zur Müglitztalbahn. Dort würde Schwarz eine Verladestation bauen.

Verladestation wäre nicht nur für Lithium interessant

Das Grundstück der ehemaligen Hammermühle direkt an der Bahnstrecke hat er schon gekauft. Dort könnte das Lithiumkonzentrat auf die Bahn verladen und mit wesentlich günstigeren Kosten als auf der Straße transportiert werden. Eine Bauvoranfrage dafür hat er schon gestellt und vom Altenberger Stadtrat grünes Licht bekommen.

Er hat sein Projekt der Deutschen Lithium schon vorgestellt, aber kein Signal bekommen, dass es in deren Planungen eine Rolle spielt. Für ihn wäre das Projekt unter einem zweiten Aspekt interessant. Der Bärensteiner Steinbruch enthält noch größere Vorräte. Mit einem Bahnanschluss könnte er diese Steine in einem größeren Umkreis wirtschaftlich vermarkten.

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Momentan ist noch offen, welchen Weg das Erz nimmt. Erst müssen genug Investoren zusammenkommen, welche die 159 Millionen Euro aufbringen, damit ein Bergwerk eingerichtet werden kann und es überhaupt irgendetwas zu transportieren gibt. Soviel soll der Aufbau eines Bergwerks in Zinnwald mit Aufbereitung kosten. Erst wenn es so weit kommt, fallen die Entscheidungen im Detail, eben auch über die Verkehrsführung.