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So wird DDR-Kunst in Döbeln jetzt zweitverwertet

Die meiste Kunst im öffentlichen Raum in Döbeln stammt noch aus DDR-Zeiten. Was die Stadt jetzt daraus macht.

Von Jens Hoyer
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Während die ehemalige Wilhelm-Pieck-Oberschule abgerissen wird, soll ein Relief , das bisher noch am Giebel der Schule hängt, erhalten bleiben. Das aus Stahlbändern hergestellt Kunstwerk stellt Szenen aus dem Schulalltag dar.
Während die ehemalige Wilhelm-Pieck-Oberschule abgerissen wird, soll ein Relief , das bisher noch am Giebel der Schule hängt, erhalten bleiben. Das aus Stahlbändern hergestellt Kunstwerk stellt Szenen aus dem Schulalltag dar. © SZ/DIetmar Thomas

Döbeln. Die Tage der Grundschule in Döbeln Ost sind gezählt. Das 1969 als erste Döbelner Oberschule errichtete Gebäude, eine Schule vom Typ „Dresden Atrium“, ist für den Abriss vorgesehen.

Die Schule ist eine Energieschleuder, Sanierung und Umbau lohnen sich nicht. Daneben wird die neue Schule gebaut und die alte abgerissen.

Die ehemalige Wilhelm-Pieck-Oberschule, nach dem Kommunisten und ersten und letzten Präsidenten der DDR benannt, hatte seinerzeit stolze 4,3 Millionen DDR-Mark gekostet.

Hochwertiger Entwurf

Zumindest der Entwurf der Schule ist qualitativ hochwertig, meint Denkmalpfleger Jörg Liebig. Unter Denkmalschutz steht sie deshalb aber nicht.

Was aber erhalten werden soll, ist ein Relief , das bisher noch am Giebel der Schule hängt. Das aus Stahlbändern hergestellt Kunstwerk stellt Szenen aus dem Schulalltag dar: Kinder auf dem Weg zu Schule, rennend und auf dem Fahrrad.

Eine Szene im Klassenzimmer, Schüler im Schulgarten, den es damals noch gab.

Kunst am Bau war damals üblich. „Die Kunstwerke sind oft politisch belastet, spiegelt aber den Zeitgeist wider und haben Dokumentationswert“, meint Liebig.

Das Relief der ehemaligen Wilhelm-Pieck-Schule soll auf den Neubau der Grundschule Döbeln Ost verpflanzt werden. Wie das geschieht und an welcher Stelle das Relief platziert wird, stehe noch nicht fest, sagte Stadtsprecher Thomas Mettcher.

Kunst am Bau ist heute eher selten. In der DDR war es dagegen Standard, erklärte Liebig. „Zu DDR-Zeiten sollten ein bis zwei Prozent der Bausumme für baukünstlerische Dinge ausgegeben werden. Kunst am Bau ist eine Erfindung aus der Zeit der Weimarer Republik. Die DDR hat es zum Gesetz gemacht.“

Freistaat integriert Kunst

In Döbeln ist es aktuell der Freistaat, der Kunst am Bau wieder bei seinen Neubauten integriert.

Am Umbau für den Rechnungshof hatte der Meißner Künstler Matthias Lehmann Werk mit dem Namen „Plopp“, ein überdimensionales Loch in der Wand, entworfen. Und auch beim Polizeirevier gibt es Kunst am Bau – symbolische Einschüsse in einer Wand.

Nach der Wende hatte die Stadt Döbeln den Stiefelbrunnen auf den Niedermarkt von Dresdner Künstler Vizenz Wanitschke entwerfen lassen. Aber die meiste Kunst im öffentlichen Raum der vergangenen reichlich 30 Jahre stammt noch aus DDR-Zeiten.

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Döbeln hatte Anfang der 1990er noch von Aufträgen profitiert, die noch zu DDR-Zeiten ausgelöst und bezahlt wurden. So kamen unter anderem die Kegelbrüder, das schwergewichtige Figurenpaar aus einer Sage, an die Ritterstraße.

Die großformatige Keramikwand mit dem Namen „Zünfte“ des Bildhauers Lothar Sell wurde am Spielplatz in „Meyers Hof“ aufgestellt. Die „Windharfe“, eine Edelstahlplastik, fand ihren Platz in Döbeln Nord.

Dort sollte auch ein Brunnen entstehen, der neu gebaut wurde. Die Bronzeskulptur „Liebespaar“, die eigentlich für den Brunnen gedacht war, stand lange Jahre recht verlassen auf einer Rasenfläche im Wohngebiet, bis sie dem Neubau der neuen Sporthalle weichen musste.

Neuer Platz für Liebespaar

Das Liebespaar ist ordentlich eingelagert worden und soll bald Auferstehung feiern, versichert Stadtsprecher Thomas Mettcher. Im Bürgergarten, der ab dem kommenden Jahr neu gestaltet werden soll, ist ein Plätzchen für die Bronzeskulptur vorgesehen.

Sie soll am Hang auf der Südwestseite der Parkanlage stehen. Oberhalb der Blumenuhr, die von ihrem jetzigen Standort dorthin umgesetzt wird.

Noch keine Idee hat man bei der Stadtverwaltung für die Wasserspeier, die ebenfalls aus Bronze für den nie gebauten Brunnen in Döbeln Nord vorgesehen waren.

Die 35 mal 35 Zentimeter großen Platten mit Tiermotiven hatte die Stadt vor einigen Jahren in der Mauer an der Mulde am Wappenhenschstift anbringen lassen, um sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Anfang 2012 hatten Diebe die Bronzereliefs aus der Wand gebrochen und gestohlen. Schaden: um die 10.000 Euro. Drei der Platten wurden später beschädigt im Hof des Rathauses gefunden. Irgendjemand hatte sie dort wohl reumütig abgelegt.