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Grünlichtenberger vertreibt Besiedlungszug

Der historische Tross muss sich wegen eines Querulanten in dem Ort einen anderen Lagerplatz suchen. Letztendlich ist das sogar ein Glück.

Von Cathrin Reichelt
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Am Sonnabend geht der Historische Besiedlungszug auf seine 28. Tour. Bei der ist einiges anders.
Am Sonnabend geht der Historische Besiedlungszug auf seine 28. Tour. Bei der ist einiges anders. © André Braun/Döbelner Anzeiger

Mittelsachsen. Dank eines Querulanten in Grünlichtenberg ändert der 28. Historische Besiedlungszug kurzfristig seinen Aufenthaltsplatz, teilt der Verein mit. Am Sonnabend startet er zu seiner diesjährigen Tour.

In all den Jahren, in denen der Verein mit seinen Planwagen durch die Region zieht und so die Besiedlung der Striegistäler im Zeitraum zwischen 1156 und 1162 nachstellt, sei es noch nie vorgekommen, dass jemand sein Veto gegen einen der Lagerplätze eingelegt hat, sagt Lokator Michael Ehnert auf Nachfrage des Döbelner Anzeigers.

In der schriftlichen Mitteilung hatte Klaus Ricken vom Verein seinem Unmut Luft gemacht: „Seit über 28 Jahren fanden alle Historischen Besiedlungszüge gesetzes- und bestimmungskonform statt. Nun kommt ein Erbsenzähler aus der Nachbarschaft und versucht, das langjährig durchgeführte Kulturereignis zu sabotieren.“

Neuer Platz schöner als der erste

Laut Michael Ehnert seien eine befürchtete Lärmbelästigung und das Schankrecht als Begründung für das Veto gegen den geplanten Lagerplatz am Nonnenwald genannt worden. Allerdings könne der Verein dem Platzverweigerer fast dankbar sein, meint Ehnert. „Der neue Platz ist viel schöner als der erste.“

Der jetzige befindet sich auf einer Wiese zwischen dem Hof Braune an der Oberen Dorfstraße und dem Hof Straube an der Mittleren Dorfstraße. Beiden Familien sei der Verein sehr dankbar für ihr schnelles und selbstloses Handeln.

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Der 28. Besiedlungszug wird einer der Kleineren sein. Statt der meist 150 Teilnehmer haben sich nach der coronabedingten Zwangspause nur 86 angemeldet. Mit den Kutschern werden bis zum 24. Juli etwa 110 Personen unterwegs sein.

„Es wird ein gemütlicher Zug mit acht Wagen“, so der Lokator. Vor Corona waren immer etwa 15 Planwagen dabei. Neben den mit Material beladenen Wagen fahre auch ein umgebauter Kremser mit. Auf dem könnten all jene Platz nehmen, denen der Fußmarsch doch zu anstrengend wird.

Zwischen Etappen gibt’s Ruhetag

Dass sich diesmal nicht so viele Mitstreiter gefunden haben, sei vor allem der Anmeldezeit geschuldet, vermutet Ehnert. „Wir haben erst im Februar mit der Anmeldung begonnen. Da hatten viele Familien ihren Urlaub schon geplant.“

Der Preis für die etwas andere Reise sei in diesem Jahr noch derselbe wie 2019. „Nächstes Jahr werden wir ihn aber nicht mehr halten können“, vermutet der Lokator. Sowohl die Logistik als auch die Verpflegung seien teurer geworden, begründet er.

Neben dem Lagerplatz in Grünlichtenberg sind auch die Etappen neu. Es sind weniger. Zwischen jedem „Wandertag“ legen die Siedler einen Ruhetag ein. Die Eröffnung erfolgt wie immer am 16. Juli in Sachsenburg. Dann geht es bis zum 19. Juli nach Grünlichtenberg.

Die nächste Station ist Marbach, wo sich die Siedler bis zum 21. Juli in der Nähe des Museums niederlassen. Die Räuberschänke in Hartha bei Oederan wird anschließend bis zum 23. Juli „belagert“, bevor es am 24. Juli zurück zu Seidels Hof in Sachsenburg geht.

Gaukler begleitet die Truppe

Dieser Rhythmus werde erstmals getestet. „Aber ich gehe zu 85 Prozent davon aus, das wir ihn auch im kommenden Jahr beibehalten“, meint Ehnert. Von Montag bis Freitag werde ein Gaukler die Truppe begleiten und an jedem Ruhetag sowie zum Abschluss in Sachsenburg eine Band auftreten. Auch Theater sei geplant.

Wie die Siedler mit der für kommende Woche angekündigten Hitze umgehen, werde spontan entschieden. Durch die Ruhetage könnten die Pferde gemächlich und ohne Zeitdruck von einem Etappenziel zum nächsten traben, da sich die Siedler dort ja dann noch einen ganzen Tag aufhalten. An allen Lagerorten seien gut gelaunte Gäste immer willkommen.