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Letzter Gong für Roßweiner Box-Idol

Der sächsische Boxsport trauert um Horst Merkel. Im Alter von 91 Jahren ist der Mitbegründer der Roßweiner Boxabteilung am 14. Januar verstorben.

Von Dirk Westphal
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Horst Merkel war Mitbegründer der Roßweiner Boxabteilung, der er in den verschiedensten Funktionen über sieben Jahrzehnte sportlich verbunden blieb.
Horst Merkel war Mitbegründer der Roßweiner Boxabteilung, der er in den verschiedensten Funktionen über sieben Jahrzehnte sportlich verbunden blieb. © Frank Korn

Roßwein. Horst Merkel, oder besser Merkel, Horscht, wie ihn seine Sportfreunde nannten, stand wie kein anderer Name für den Boxsport in Roßwein.

Nicht nur als aktiver Faustkämpfer war der Sportsmann ein Vorbild, sondern später auch in verschiedenen ehrenamtlichen Funktionen in denen er dem Boxsport bis zu seinem Lebensende treu blieb.

Neben dem Sport war ein wichtiger Bestandteil von Horst Merkels Leben vor allem die Familie. Mit dieser und Ehefrau Edith verbrachte er jede freie Minute.

Aktiv bis ins hohe Alter

Horst Merkel hatte im Jahr 1949 im Alter von 17 Jahren mit dem Boxsport begonnen. Damit war er Gründungsmitglied der Abteilung des Roßweiner SV, deren 70. Geburtstag er im Jahr 2019 noch aktiv mitfeierte.

Der zu diesem Zeitpunkt 87-Jährige brachte sich sogar in die Organisation des Festes ein, obwohl er 2010 den Abteilungsvorsitz abgegeben hatte. So kontrollierte er in seiner unnachahmlichen Art, ob rund um den Ring alles seinen korrekten Gang ging.

Selbst im Ring hatte Horst Merkel bis 1961 insgesamt 126 Mal gestanden und dabei begeisternde Kämpfe geliefert. Im Anschluss an seine aktive Zeit stand er fortan mehrmals wöchentlich als Trainer in der Sporthalle und an den Wettkampfringen in ganz Deutschland.

Neben dem Traineramt fungierte er als Sektionsleiter, fuhr den Bus und war überall für den Boxsport da, wo er gebraucht wurde.

„Wir waren die besten Freunde“, erzählt Karl-Heinz Pohl, der Ehrenpräsident des Boxclubs Döbeln, und dass er und Horst Merkel gemeinsam irgendwann das Kriegsbeil begruben, das es zwischen den Döbelner und Roßweiner Boxern gegeben hatte.

„Das hat lange gehalten“, erzählt der Döbelner, der zwischenzeitlich von Horst Merkel nach Roßwein geholt worden war, dort bis zu seinem 40. Lebensjahr DDR-Liga boxte und später Sektionsleiter Horst Merkel als Trainer zur Seite stand.

Ein Mann – ein Wort

„Ein Mann – ein Wort“, beschreibt Karl-Heinz Pohl seinen Sportfreund. „Er war ein Mann der klaren Worte, hatte seinen eigenen Kopf, aber stets uneigennützig im Sinne des Sportes.“

So habe Horst Merkel nicht nur eine große Ehrlichkeit, sondern auch Fairness ausgezeichnet. Er sei vor zum Ring gegangen, wenn er mit einem Urteil im Sinne des Sportes nicht einverstanden war, auch wenn es sich um eigene Sportler handelte.

„Seid ihr verrückt“, schimpfte der tadelsfreie Sportsmann dann. Merkel wäre ein Diplomat im Trainingsanzug gewesen, wenn es Zoff gab, erzählt Karl-Heinz Pohl.

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„Ein ganz feiner, lieber Kerl, auch wenn es manchmal hitzig wurde. Kein Schleimer. Wenn es gesagt wurde, wurde es gemacht, auch wenn es manchmal falsch war“, fügt der Döbelner Ehrenpräsident schmunzelnd an. „Einen Mann, der in seinem Leben so viele ehrenamtliche Stunden abgeleistet hat, findest du wahrscheinlich nicht wieder.“

Das bescheinigen dem Familienmenschen Horst Merkel auch seine Sportkameraden vom Roßweiner SV. „Mit seiner humorvollen, väterlichen, aber auch fordernden Art war er jahrzehntelang ein immer treuer Sportkamerad“, schreibt Steve Hengst in einem Nachruf auf der Vereinshomepage.

Dass das keine leeren Worte sind, widerspiegelt dabei auch ein Erlebnis, dass die Sportler ihrem ehemaligen Abteilungsleiter im vergangenen Jahr zum 91. Geburtstag bereiteten.

Letzte Trainingseinheit

Vorm Balkon seines Zimmers im Seniorenheim absolvierten sie eine kleine Trainingseinheit. „Horscht“ hatte daran nicht nur seinen Spaß, sondern gab auch das eine oder andere Kommando.

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Dass die ehrenamtliche Arbeit von Horst Merkel Wertschätzung erfuhr, zeigen unzählige Ehrungen, die ihm zuteilwurden. Unter anderem erhielt er die Goldene Ehrennadel des Deutschen Boxsportverbandes und wurde als Ehrenmitglied im Boxverband Sachsen aufgenommen.

„Horst war im Roßwein/Döbeln lange Jahre eine Bank im Boxen, hat sehr viele Meriten gesammelt, vor allem im Altkreis Döbeln. Das Roßweiner Boxen ist ganz klar von ihm geprägt worden“, würdigt Benjamin Kahlert, Geschäftsführer des Kreissportbundes Mittelsachsen, den Verstorbenen.

Ein Leben für den Boxsport

Auch Olaf Leib, Präsident des Box-Verbandes Sachsen, bestätigt das riesige Engagement von Horst Merkel. „Er war ein Macher, mit seinem feinen Humor als Mensch ein echter Typ, der andere mitgenommen hat“, beschreibt er ihn und fügt an: „Immer hat er versucht, für die Entwicklung des Boxsportes in Sachsen unsere gemeinsamen Ziele voranzubringen. Dabei hatte er ein großes Herz für die Nachwuchssportler.“

Dass Horst Merkel beim Roßweiner SV und da speziell in der Abteilung Boxen ein Denkmal bleibt, verspricht der Vereinsvorsitzende Jürgen Krondorf. „Wir verlieren einen gestandenen Mitarbeiter. So lange wie er die Geschäfte der Abteilung Boxen geführt hat, das verdient allerhöchste Anerkennung“, so der Vereinschef. „Es ist ein schwerer Verlust für den Sport und für uns alle.“

Das bestätigen auch seine Nachfolger Steve Hengst und Tobias Hinke, die bereits seit über einem Jahrzehnt das Erbe von Horst Merkel angetreten haben. „Er war ein Vorbild, wir haben viel von ihm gelernt“, sagt Abteilungsleiter Tobias Hinke und ergänzt: „Die Roßweiner Boxer werden sein Andenken in Ehren halten.“