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80-Jährige Leisnigerin: „Hier fühle ich mich gebraucht“

2017 ist Erika Mann zur Seniorentanzgruppe des Kulturbundes Leisnig gestoßen. Seitdem hat sie an immer mehr Angeboten des Vereins Gefallen gefunden. Inzwischen ist sie eines der rührigsten Mitglieder – und jetzt sogar ausgezeichnet.

Von Heike Heisig
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Zwei Frauen aus Leisnig hat der Kulturbund Sachsen jetzt mit der Goldenen Ehrennadel ausgezeichnet. Erika Mann ist eine der beiden.
Zwei Frauen aus Leisnig hat der Kulturbund Sachsen jetzt mit der Goldenen Ehrennadel ausgezeichnet. Erika Mann ist eine der beiden. © Andreas Weihs

Leisnig. Wer Erika Mann zuhört, möchte meinen, der Tag der inzwischen 80-jährigen Rentnerin hat mehr als 24 Stunden. Viel Zeit verbringt sie bei Angeboten des Kulturbundes Leisnig.

Sie gehört zu den Seniorentänzern und zu den Literaturfreunden, die sich einmal im Monat treffen. Sie hilft bei der Vorbereitung von Veranstaltungen wie dem Frauentreff oder dem Stadtgutstündchen, backt dafür schon mal Kuchen. Mohntorte ist ihre Spezialität. Auch zum neu gewählten Vorstand gehört sie wieder, sitzt bei den regelmäßigen Beratungen mit am Tisch.

Für dieses verlässliche Engagement hat der Kulturbund Sachsen Erika Mann mit der Goldenen Ehrennadel ausgezeichnet. Die Ehrung überreichte Carla Lichtenstein, seit inzwischen 50 Jahren Vorsitzende der örtlichen Kulturbund-Gruppe, zur Jahreshaupt- und Wahlversammlung.

An diesem Abend konnte sie ebenfalls Rosemarie Grafe mit der Goldenen Ehrennadel des Landesverbandes ehren. Auch Rosemarie Grafe gehört weiterhin zum Kulturbund-Vorstand.

Neu im Kulturbund: AG Reformation

Mit fast 100 Mitgliedern ist Verein einer der größeren in Leisnig. Die Mitglieder stellten im vergangenen Jahr 118 interne wie öffentliche Veranstaltungen auf die Beine. Blütenfestbesucher konnten zum Beispiel die Line Dancer bei einem Auftritt erleben, und auch der Frauenchor bereicherte das Kulturangebot in Leisnig mit mehreren Konzerten.

Zu den verschiedenen Gruppen – also den „Linien“- und Seniorentänzern, den Literaturfreunden, den Sängerinnen und Wanderfreunden – ist 2023 eine neue Arbeitsgruppe dazu gekommen: die AG Reformation.

Hervorgegangen ist sie aus dem Kuratorium, das sich bis dahin gemeinsam mit dem Kulturbundvorstand um die Dauerausstellungen (Reformation, Luther, Kirchenmusik) im Stadtgut gekümmert hat. Dafür sehen sich die Mitglieder der AG auch weiterhin verantwortlich.

Durch die Aufnahme in den Verein, „gibt es nunmehr auch ein finanzielles Zuhause, können Spenden angenommen und eingesetzt werden“, erklärt Vorsitzende Carla Lichtenstein.

Leisniger Persönlichkeiten unvergessen

Neben vielen sichtbaren Aktionen wie der Präsentation bei Blüten- und Altstadtfest oder eben bei Konzerten und vielen Kulturveranstaltungen gibt es eine Menge andere, manchmal wenig öffentlichkeitswirksame Dinge, um die sich Kulturbund-Mitglieder kümmern.

Sie führen auf Anfrage durch die Ausstellungen im Stadtgut, über deren Entstehung sie eine ausführliche Publikation vorgelegt haben. Sie erinnern an Leisniger Persönlichkeiten, die wie Kantor Franciscus Nagler oder Puppenspieler Heinz Kotte längst verstorben sind, deren Erbe sie aber bewahren.

Viele der Aufgaben bewältigt der Kulturbund schon seit Jahren. Die Zeit der Pandemie sei hinderlich gewesen, habe einiges lahmgelegt. „Seit 2022 können wir wieder in altbewährter Form rege sein“, so Carla Lichtenstein.

Sie wünscht sich, dass es immer Menschen gibt, die sich zusammenfinden, um ein für alle gutes Ziel zu verfolgen. Junge Menschen, aber auch solche mit Erfahrung wie Erika Mann. Sie ist nicht nur unheimlich gern für den Kulturbund da, sondern der Verein gibt auch ihr etwas zurück: „Ich bin gern unter Leuten, helfe gern und fühle mich gebraucht“, begründet die 80-Jährige ihr Engagement.

Der Kulturbund und noch andere Hobbys

Zum Kulturbund ist sie 2017 gekommen – ein Jahr nach dem Tod ihres Mannes. „Freizeitsport habe ich beim SV Leisnig schon immer gemacht. Dann wollte ich noch etwas Neues beginnen und habe mir den Line Dance angeschaut“, erinnert sie sich.

Doch das sei nichts für sie gewesen. „Stattdessen habe ich mich den Seniorentänzern angeschlossen“, sagt Erika Mann. Bereut hat sie das nicht. Das Tanzen fordere Geist und Beweglichkeit gleichermaßen. Das halte sie auch fit, denkt sie.

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Ihre Begeisterung für Literatur hat Erika Mann dann zur nächsten Kulturbundgruppe gebracht: dem Literaturkreis. Mittlerweile mischt sie fast überall mit. Außer dem Kulturbund hat die 80-Jährige aber auch noch andere Hobbys.

Sie ist nach wie vor sportlich unterwegs, geht zum Tanz und zu anderen Veranstaltungen in die Begegnungsstätte in Leisnig. Mittwochsvormittags trifft sie sich mit Freundinnen zum Frühstück im Café von Familie Plötz am Markt.

Und sie verreist gern. Nur zu Hause zu sitzen, ist für die Wahl-Leisnigerin undenkbar. In die Muldestadt ist sie 1965 der Liebe wegen gezogen. Bis zur Wende hat sie im VEB Elastik gearbeitet und im Werk an der Georg-Friedrich-Händel-Straße Miederwaren hergestellt.