Länger konzentriert lernen: Die Wandfarbe macht’s

Leisnig. Dass in den Wänden und Böden hunderte Meter Kabel für die Digitalisierung des Schulhauses verbaut worden sind, das sollen die Nutzer nicht unbedingt merken. Den Großteil dieser Bauspuren wollen die Handwerker dann auch schon beseitigt haben. Nicht ganz fertig werden wahrscheinlich die Maler. Und was sie in den Ferien getan haben, das wird Schülern und Lehrern bestimmt sofort auffallen.
Im Neubau, der eigentlich keiner ist, sondern vom Grunde her ein ehemaliges Produktionsgebäude des Elektromotorenwerkes, haben zwei der Hauptgänge einen neuen Anstrich bekommen. Der eine präsentiert sich jetzt in Himmelblau, der andere in Limettensaftgrün. „Keine knalligen, sondern schon eher gedeckte Farben“, beschreibt Mirko Joerg Kellner.
„Vielleicht sind die Schüler sogar geschockt“
Der Dresdner Promi-Fotograf hat auf Anfrage der Kommune und in Absprache mit der Schulleitung für das Innere des Schulgebäudes ein Farbkonzept entwickelt. Dazu qualifiziert ihn seine jahrzehntelange Erfahrung als Fotograf und Galerist. „Als Galerist ist man auch immer ein Stück Innenarchitekt“, erklärt der 47-jährige Dresdener.
Er verlässt sich aber auch gern auf seine Intuition. Und die sagt ihm, dass manche Schüler, Lehrer und Besucher vielleicht erstmal kurz tief durchatmen, wenn sie das tiefe Grau sehen, in dem verschiedene Wände in den Klassenzimmern gestrichen sind. „Vielleicht sind sie sogar geschockt“, vermutet Kellner. Doch die Farbwahl kommt nicht von ungefähr.

Während er die Flurfarben Himmelblau und Limettensaftgrün als erfrischend bezeichnet, soll das Grau dafür sorgen, dass die Augen der Schüler weniger schnell ermüden. Dieser Farbton kommt an die Wände, an denen später die interaktiven Tafeln installiert werden.
Die Bildschirme selbst sind beleuchtet, die Darstellungen darauf sind oft farbig. „Wäre dahinter noch eine weiße Wand, dann entstünde ein Strahleffekt, der wiederum dazu führen könnte, dass die Schüler schneller ermüden. Studien belegten das. Daher habe er auch dort, wo noch die Farbe Weiß eingesetzt wird, kein leuchtendes, sondern eher ein schattiges Weiß vorgeschlagen.
Der rote Faden kommt noch
In dieser Woche will sich Mirko Joerg Kellner vor Ort anschauen, wie sein in ersten Teilen umgesetztes Farbkonzept wirkt. Der Knüller, so ist er sich sicher, wird der rote Faden, der sich durch weite Teile des Schulhauses ziehen soll.
Ausgangspunkt sind die roten Feuerschutztüren, die in genau diesem Farbton auch erhalten bleiben sollen. Hinzu kommen Kellner zufolge nun aber noch Handläufe an den Treppenhausgeländern in derselben Farbe. Das werde bestimmt ein schöner Farbtupfer in den ebenfalls in einem Grauton gehaltenen Treppenhäusern.
Wenn Kellner an den ersten Besuch der Peter-Apian-Oberschule zurückdenkt, dann sei die farbliche Gestaltung dort eher ernüchternd gewesen. Alles habe auf ihn einen solide-seriösen Eindruck gemacht. Bei der Überlegung, wie das geändert werden könne, habe er sich von der Historie des Gebäudes und davon inspirieren lassen, wie es auf den Betrachter beziehungsweise Nutzer wirkt oder vielmehr wirken soll.
Er meint, der Industriecharakter muss auf jeden Fall erhalten bleiben. Dem trage die farbliche Gestaltung der Wände – etwa das Grau in den Aufgängen – genauso Rechnung, wie die Tatsache, dass die vorhandenen Metallsäulen „da sein und ihre tragenden Aufgaben erfüllen dürfen“, so der 47-Jährige.
So würden diesem Gebäude seine Eigenheiten gelassen. Kellner hofft, dass die gewählte Farbgestaltung auch den Lehrern und Schülern gefällt, sie diese vielleicht sogar „stylish“ finden.
Zur Person: Mirko Joerg Kellner
Mirko Joerg Kellner, Jahrgang 1974, ist gebürtiger Dresdener. Relativ spät, erst mit Anfang 20, habe er das Fotografieren für sich entdeckt, schreibt er in seiner Homepage-Biografie.
Auf der Internetseite sind neben seinen Kunstfotografien auch einige seiner prominenten Kunden zu sehen. Dazu gehören unter anderem die Schauspieler Stephanie und Wolfgang Stumph, Till Schweiger, Dominique Horwitz und Jan-Josef Liefers sowie Michael Jacksons Schwester La Toya.
Seit 2019 engagiert sich der Fotograf und Künstler auch in Leisnig. Er ist dabei, den Keller des „Belvedere“, einst Hotel, später Berufsschule, wiederzubeleben und ein Moosdorf-Museum an der Muldenstraße einzurichten.