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Schwierige Zeiten fürs Jugendhaus

Die Angebote für Kinder und Jugendliche bleiben trotz Corona erhalten. Einschränkungen gibt es aber dennoch.

Von Frank Korn
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Isabel Spickenreuther (links) ist die Vorstandsvorsitzende des Vereins Jugendhaus Roßwein. Sozialarbeiterin Nicole Schröder ist für die offene Jugendarbeit zuständig.
Isabel Spickenreuther (links) ist die Vorstandsvorsitzende des Vereins Jugendhaus Roßwein. Sozialarbeiterin Nicole Schröder ist für die offene Jugendarbeit zuständig. © Dietmar Thomas

Roßwein. Das Jahr 2020 ist für viele Menschen ein schwieriges Jahr. Das ist für die Mitstreiter des Vereins Jugendhaus Roßwein nicht anders.

Umso wichtiger ist es, dass der Verein auf sich aufmerksam macht. Bei der jüngsten Sitzung des Technischen Ausschusses in Roßwein nutzten Vorstandsvorsitzende Isabel Spickenreuther und Sozialarbeiterin Nicole Schröder die Gelegenheit, um über die Arbeit im Jugendhaus zu berichten.

Der gemeinnützige Verein Jugendhaus Roßwein hat derzeit etwa 70 Mitglieder. Seit 26 Jahren bietet er offene Kinder- und Jugendarbeit an. Eine Sozialarbeiterin ist fest angestellt, der Vorstand arbeitet ehrenamtlich.

In der unteren Etage gibt es einen Konzertsaal mit Barraum. Die mittlere Ebene wird vorwiegend für die nachmittägliche Kinder- und Jugendarbeit genutzt. Des Weiteren ist dort ein kleiner Konzertsaal, ein großes Spielzimmer und eine Küche zu finden. Von der ersten Etage bis zum Dach gibt es einen Lichtschacht mit einer sehr großen Kletterwand. „Die ist sehr beliebt“, sagt Isabel Spickenreuther. Ganz oben befinden sich Bandproberäume und Lagerräume. Zudem gibt es ein großes Außengelände mit Skaterbahn.

Viele Umbauten gestemmt

Der Verein habe in den vergangenen Jahren viele Umbaumaßnahmen bewältigt, vor allem, um den Brandschutzbestimmungen gerecht zu werden. Ein Drittel der Kosten sei über Fördermaßnahmen finanziert worden, zwei Drittel über Eigenleistungen und Spendengelder.

Der Verein hat zwei große Säulen. „Zum Einen ist das die offene Kinder- und Jugendarbeit, und wir sind ein Veranstaltungsort“, so Spickenreuther.

Nicole Schröder ist seit März 2017 als Sozialarbeiterin im Jugendhaus angestellt. Die offene Kinder- und Jugendarbeit ist ein Leistungsbereich der Jugendhilfe und ist im Sozialgesetzbuches Nr. VIII verankert, erklärt Schröder. Diese dient dazu, Kinder und Jugendliche sowie junge Erwachsene auf dem Weg in die Selbstständigkeit zu begleiten. Sie richtet sich an junge Menschen bis zum Alter von 27 Jahren.

„Die Kinder unterliegen keinem Zwang, zu uns zu kommen. Das eröffnet viele Möglichkeiten, hat aber auch viele Herausforderungen“, so Schröder. Bei aller Arbeit seien die Auflagen des Jugendschutzes einzuhalten. Chancen sieht die Sozialarbeiterin darin, dass die Angebote gemeinsam mit den Jugendlichen ausgesucht und geplant werden. „Wir arbeiten bedürfnisorientiert und auf Augenhöhe“, sagt sie.

Soziale Netzwerke wichtig

Als Herausforderung sieht sie, dass verbindliche Zusagen selten sind. Die Zahl der Besucher schwankt stark. „Damit muss ich arbeiten, auch wenn es manchmal frustrierend ist“, so Schröder. Zudem sei die digitale Welt manchmal wichtiger, als Veranstaltungen im Jugendhaus, auch wenn die von den Jugendlichen selbst mit geplant worden seien.

Das Jugendhaus ist montags bis freitags von 13 bis 18 Uhr für die Kinder und Jugendlichen geöffnet. Bis zu 20 Kinder im Alter von 8 bis 15 Jahren besuchen täglich das Jugendhaus, so Schröder. Das bringe viele Herausforderungen mit sich, weil sie sich in verschiedenen Lebenssituationen befinden und demzufolge unterschiedliche Themen auf dem Herzen haben.

„Wir haben schnell festgestellt, dass Jugendliche eher selten zum Festnetztelefon greifen. Für sie sind die sozialen Netzwerke wichtig“, sagt Schröder. Deshalb sei der Verein über Facebook und über Instagram erreichbar.

Das Betätigungsfeld für die Jugendlichen ist breit gestaffelt. Die Angebote reichen von sportlichen Aktivitäten wie Tischtennis, Fußball und Klettern über Hausaufgabenhilfe, Unterstützung bei Bewerbungsschreiben, Musik und Tanz bis hin zu Festivitäten und Workshops.

Pandemie wirkt sich auf Angebote aus

Allerdings wirkt sich auch die Corona-Pandemie auf die Angebote aus. So sei die letzte große Feier zum Fasching im Februar gewesen. Dennoch habe es auch in diesem Jahr Angebote gegeben: Bastel- und Kreativangebote, interkulturelle Ferientage mit Referenten aus Ghana, Eritrea, Syrien und Tschechien, eine Graffiti-Aktion mit der Firma Gemeinhardt-Service sowie Thaiboxen und Selbstbehauptung für Mädchen. Wichtig sei die Kooperation mit verschiedenen Partnern. Nicole Schröder nennt das Bürgerhaus Roßwein, Grund- und Förderschule sowie den Hort.

Während des ersten Lockdowns im Frühjahr sei die Verbindung über Videochats aufrechterhalten worden. Derzeit sei es so, dass die Kinder und Jugendlichen ins Jugendhaus kommen dürfen. Jedoch sind aufgrund des Hygienekonzeptes verschiedene Auflagen einzuhalten.

Das Jugendhaus ist auch wegen seiner Musikveranstaltungen beliebt. „Die Palette reicht von Punk Rock über Techno bis hin zu Hip Hop. Aber es gibt auch Singer-Songwriter-Abende, Lesungen oder Workshops“, erkärt Isabel Spickenreuther. Die Veranstaltungen werden oft von anderen Anbietern organisiert. „Unser Ziel ist es, einen Ort der Kultur und des Austausches für Jugendliche und junge Erwachsene anzubieten“, so Spickenreuther. Im näheren Umkreis seien Veranstaltungshäuser für Konzerte sehr rar geworden, deshalb sei der große Konzertsaal sehr beliebt.

Coronabedingt ruht derzeit der Konzertbetrieb. „Nicht nur jetzt aufgrund der aktuellen Bestimmungen. Auch vorher waren wir uns unserer Verantwortung bewusst und haben auf Konzerte in unseren Räumen verzichtet“, sagt die Vereinschefin. Lediglich im Außenbereich – mit Hygienekonzept – habe es Angebote gegeben.

Finanzielle Situation angespannt

Der Wegfall der Konzerte schlägt sich auch auf die finanzielle Situation nieder. „Wir müssen jedes Jahr kämpfen, um am Ende auf Null zu sein“, so Spickenreuther. Einnahmen generiert der Verein aus Eintrittsgeldern für die Konzerte, aus Vermietungen, Mitgliedsbeiträgen und vor allem Spenden. Zudem steuert die Stadt Roßwein jährlich einen kommunalen Eigenanteil von etwa 11.000 Euro zu den Lohnkosten für die Sozialarbeiterin bei.

Monatlich fallen Betriebskosten in Höhe von 1.000 Euro an. Außerdem Lohnkosten für die Sozialarbeiterin sowie weitere Ausgaben in Höhe von 2.500 Euro jährlich. „Als der Konzertbetrieb weggebrochen ist, wussten wir erst einmal nicht, wie es weitergeht. Durch viele Spenden und eine Soforthilfeauszahlung sind wir bis zum Jahresende gesichert“, so Spickenreuther. Man werde im Hinblick auf Veranstaltungen neue Sachen ausprobieren müssen, damit es weitergehe.

Ein Ausschussmitglied fragt, wie es um den Lärmschutz sowie die Genehmigung der Konzerte bestellt sei. „In der Regel sind die Konzerte beim Ordnungsamt angemeldet“, so Spickenreuther. Uwe Hachmann bricht eine Lanze für die Arbeit des Vereins. „Wir müssen froh sein, dass wir Jugendhaus und Bürgerhaus in unserer Stadt haben. Es ist beachtlich, was in beiden Einrichtungen auch für sozial schwächere Menschen geleistet wird“, sagt Hachmann.

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