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Verein will in Döbeln neue Schule gründen

Die "Freie Landschule der Generationen" soll im kommenden Schuljahr als Oberschule eröffnet werden. Dafür ist noch viel Geld und ein Schulhaus nötig.

Von Jens Hoyer
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Der Verein "Freie Landschule", das sind Susann Gasse, Thomas Sparrer, Doreen Laschet, Marco Schuricht, Andy Jentzsch, Sofia Trautmann (vorn), Tina Jentzsch und Sven Rockstroh.
Der Verein "Freie Landschule", das sind Susann Gasse, Thomas Sparrer, Doreen Laschet, Marco Schuricht, Andy Jentzsch, Sofia Trautmann (vorn), Tina Jentzsch und Sven Rockstroh. © Stefan Lehnert

Döbeln. Seit zwei Jahren arbeitet eine Gruppe von Enthusiasten an der Idee: die Gründung einer freien Oberschule in Döbeln. Der Verein „Freie Landschule“ ist mit seinen Vorbereitungen mittlerweile weit gekommen. So weit, dass er mit den Ergebnissen in die Öffentlichkeit tritt. Im kommenden Schuljahr soll die „Freie Landschule der Generationen“ in Döbeln eröffnet werden. Als Ergänzung zu den staatlichen Schulen, wie es die Vorsitzende Susann Gasse formulierte. Die Motivation seien die Kinder. „Wir wollen, dass die Kinder ihren Schulalltag lieben.“

Der Trägerverein will in seiner freien Schule andere Schwerpunkte setzen als staatliche Schulen. Die Betonung liege dabei auf „frei“, „Land“ und „Generationen“, so Susann Gasse.

Freies Lernkonzept und keine Noten

Frei will der Verein in der Gestaltung seiner Lernprozesse sein. Statt Jahrgangsklassen soll es jahrgangsübergreifende Lerngruppen geben. Das heißt, Fünft- und Sechstklässler, Sieben- und Achtklässler, Neun- und Zehntklässler lernen jeweils zusammen.

Fächerverbindender Unterricht, in anderen Schulen als eine Besonderheit im Schuljahr praktiziert, soll in der Freien Schule zum Alltag gehören, damit der Unterricht einen engeren Bezug dazu bekommt. Noten wird es nicht geben, sondern ein "Kompetenzraster" mit einer Bewertung der Dinge, die der Schüler schon kann.

Ländlich will die Schule durch ein "umweltbewusstes und mit der ländlichen Region verbundenes Lernen" sein. Die Schule will auch auf die Erfahrungen der älteren Menschen zurückgreifen. „Wir wollen die Schule für alle Generationen öffnen. Das Wissen von Oma und Opa geht sonst verloren. Wir wollen das an der Schule in Form von Ganztagsangeboten vermitteln. Zum Beispiel Imkerei, Schulgarten, Kochen und damit gesunde Ernährung. Auch die jungen Leute können Wissen an die Älteren weitergeben. Das ist eine ganz wichtige Säule in unserem Konzept“, sagte Gasse.

So stellt sich der Planer den Eingangsbereich der neuen Schule vor. Der Verein verhandelt  mit der TAG Wohnen über den Umbau eines geeigneten Gebäudes.
So stellt sich der Planer den Eingangsbereich der neuen Schule vor. Der Verein verhandelt mit der TAG Wohnen über den Umbau eines geeigneten Gebäudes. © Rico Ulbricht
So könnte der Schulhof der neuen Schule aussehen.
So könnte der Schulhof der neuen Schule aussehen. © Rico Ulbricht

Beginnen will die Schule zum neuen Schuljahr mit einer fünften und einer sechsten Klasse, insgesamt 48 Kinder, sagte Susann Gasse. Was heißt: Die Sechstklässler müssten von einer anderen Schule an die freie Schule wechseln. „Das ist eine Herausforderung“, gibt die Vorsitzende zu.

Bis zur geplanten Eröffnung der Schule ist auch die Personalfrage zu klären. Sieben Lehrkräfte werden benötigt, „Einige haben wir schon. Wir brauchen Leute mit der richtigen Kombination der Fächer. Nicht alle müssen in Vollzeit arbeiten“, sagte Gasse. Der Verein hofft dabei auch auf Pädagogen, die im Ruhestand vielleicht noch arbeiten wollen.

Der Verein kann nicht die gleiche Bezahlung bieten wie eine staatliche Schule und er kann auch niemanden verbeamten. Ein Problem, dessen man sich bewusst ist. „Eine Arbeitsgruppe beschäftigt sich nur mit der Frage: Was können wir den Lehrern außer Geld bieten?“, sagte Sparrer.

Zum Beispiel, sich um die Lehrergesundheit sorgen und das nicht nur mit Yoga-Entspannungsübungen im geplanten „Raum der Stille“. „Es gibt viele Lehrer, die ausbrennen“, sagte die Vorsitzende. „Wir arbeiten deshalb an einem Arbeitszeitenmodell, bei dem der Lehrer um 16 Uhr aus dem Haus geht und mit seiner Arbeit fertig ist.“

Schulgeld 100 bis 120 Euro

Ein Schulhaus hat der Verein gefunden und mit dem Eigentümer, der TAG Wohnen, schon Gespräche geführt. Näher will er darüber informieren, wenn weitere Fragen geklärt sind. Offen ist auch noch die Finanzierung. Drei Jahre lang muss der Verein einen großen Teil der Kosten vorfinanzieren. Dafür ist er mit einer Bank in Verhandlung.

Die freie Schule bekommt Förderung vom Land: etwa 80 Prozent des Satzes einer staatlichen Schule. Schulgeld sei daher zur Finanzierung unerlässlich, sagte Susann Gasse. Es wird etwa 100 bis 120 Euro im Monat betragen. Weil die Schule für alle Schüler offen sein muss, sei auch eine Möglichkeit vorgesehen, wie weniger zahlungskräftige Familien vom Schulgeld entlastet werden können.

Mehr Infos gibt es am Elternstammtisch des Vereins am Mittwoch, 29. September, 19 Ihr, im KL 17 an der Ritterstraße.