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Ostrauer Geflügelzüchter ärgern sich übers Landratsamt

Für Ausstellungen erteilt die Behörde den Züchtern strenge Auflagen. Dafür haben sie wenig Verständnis. Denn die Folgen sind weitreichend.

Von Cathrin Reichelt
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Der Vorsitzende des Rassegeflügelzuchtvereins Ostrau und Umgebung Erhard Pranke züchtet Voorburger Schildkröpfer und Luchstauben. Zur Kreisschau am Wochenende erwartet er weniger Züchter als üblich. Schuld sind Vorgaben des Landratsamtes.
Der Vorsitzende des Rassegeflügelzuchtvereins Ostrau und Umgebung Erhard Pranke züchtet Voorburger Schildkröpfer und Luchstauben. Zur Kreisschau am Wochenende erwartet er weniger Züchter als üblich. Schuld sind Vorgaben des Landratsamtes. © SZ/DIetmar Thomas

Mittelsachsen/Ostrau. Bei den Rassegeflügelzüchtern ist es nicht anders als bei anderen Vereinen. Die älteren Mitglieder halten zur Stange – zumindest die meisten – und Nachwuchs fehlt.

Junge Leute könnten die Züchter auch bei Ausstellungen für ihr Hobby begeistern. Doch schon die Tierhalter haben kaum noch Lust, an einer solchen Schau teilzunehmen.

Veterinäramt erteilt Auflagen

Das Veterinäramt des Landratsamtes Mittelsachsen hat den Züchtern Auflagen erteilt, die einige veranlassen, auf alle oder bestimmte Ausstellungen zu verzichten.

„Die Tiere müssen geimpft sein“, sagt der Vorsitzende des Rassegeflügelzuchtvereins Ostrau und Umgebung Erhard Pranke. Das könne er noch nachvollziehen. „Ich bin selbst interessiert daran, dass der Bestand gegen gefährliche Krankheiten geschützt ist“, meint er.

Zusätzlich müssen die Bestände fünf Tage vor der Schau von einem Tierarzt begutachtet werden. Ein Arzt soll auch bei der Anlieferung der Tiere zur Ausstellung dabei sein. Die erstreckt sich über mehrere Stunden. Beides kostet zusätzlich Geld.

Zudem müssen sich die Züchter in ein Ausstellungsregister eintragen und dort bestätigen, dass in den 21 Tagen vor der Schau im Bestand keine Krankheit aufgetreten ist.

Außerdem dürfen die Tiere 21 Tage nach der Schau auf keiner anderen Ausstellung gezeigt werden.

Auswirkungen für Ausstellung

Das hat Auswirkungen auf die für das kommende Wochenende geplante Rassegeflügelausstellung in Ostrau. Statt 24 haben diesmal nur 18 Züchter zugesagt.

„Einige wollen auf die Lipsia in Leipzig. Das könnten sie aber nicht, wenn sie vorher bei uns ausstellen“, erklärt Pranke.

Auch für ihn selbst bedeuten die Vorgaben Einschränkungen. Nach der Ostrauer Schau hat er früher mit seinen Voorburger Schildkröpfern und Luchstauben eine spezielle Taubenschau in Lommatzsch besucht.

Das ist jetzt nicht mehr möglich. Erhard Pranke züchtet seit 33 Jahren Tauben. „Aber solche Auflagen habe ich noch nie erlebt“, sagt er.

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Hintergrund für die Vorgaben des Landratsamtes ist die Geflügelpest. Die ist im vergangenen Jahr allerdings nicht in Mittelsachsen und nicht einmal in Sachsen ausgebrochen, sondern in Mecklenburg-Vorpommern.

Das bestätigt auch das Landratsamt. „Im Landkreis Mittelsachsen gab es im letzten Jahr mehrere Ansteckungsverdachtsfälle über Geflügelhändler, die aber negativ abgeklärt werden konnten“, erklärt Landkreissprecher André Kaiser auf Nachfrage.

Die letzten beiden Ausbrüche von HPAI in Geflügelbeständen des Landkreises habe es im Frühjahr 2021 in Burgstädt und in Döbeln gegeben. „Dabei hat es sich um kleine Hobbyhaltungen gehandelt“, so Kaiser.

Mittelsachsen sei der einzige Landkreis, der Rassegeflügelzüchtern solche Auflagen für Ausstellungen erteilt. Auch in den angrenzenden Landkreisen Nordsachsen und Meißen gebe es solche nicht. Nachvollziehbar sei das nicht, so Pranke.

Züchter geben nicht auf

Aufgeben wollen die Rassegeflügelzüchter aber nicht. Der Ostrauer Verein, der seit einiger Zeit mit dem Döbelner kooperiert, ist der einzige in der Region Döbeln, der noch eine Ausstellung organisiert – „auch, wenn es anstrengend ist“, meint Pranke.

In der Schau am Wochenende werden Tauben, Zwerghühner und große Hühner zu sehen sein. „Enten und Gänse stellt niemand mehr aus“, sagt der Vereinschef. Denn für das Wassergeflügel gibt es noch eine zusätzliche Vorgabe. Das muss getupfert werden.


Bei dem Abstrich wird getestet, ob sich krankheitserregende Bakterien im Körper der Tiere befinden. Auch das kostet den Züchter zusätzlich Geld und bedarf einer gewissen Wartezeit, ehe das Ergebnis vorliegt.

Erhard Pranke hofft trotz der Umstände auf viele Besucher, die auch an einer reich gefüllten Tombola ihr Glück versuchen können. Am Sonntag wird zudem Kinderschminken angeboten.

Rassegeflügelausstellung: 18. November, 9 bis 17 Uhr; 19. November 9 bis 14 Uhr, Ostrau, Ausstellungshalle an der Bauernstube, Döbelner Straße 17