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Roßweiner Familie hat Benzin im Blut

Tino Striegler ist begeisterter Rennfahrer. Mit seinem Team Bipro Legends ist er auch im Ausland unterwegs. Seine Frau und die drei Töchter sind die größten Fans.

Von Lea Heilmann
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Mandy (v.l.) und Tino Striegler haben ihren Töchtern Elli, Maja und Maileen die Liebe zu Motorrädern bereits in die Wiege gelegt.
Mandy (v.l.) und Tino Striegler haben ihren Töchtern Elli, Maja und Maileen die Liebe zu Motorrädern bereits in die Wiege gelegt. © SZ/DIetmar Thomas

Roßwein. Bei Familie Striegler saß schon jedes Familienmitglied auf einem Motorrad, selbst die kleine Elli mit ihren 16 Monaten.

Die Faszination war auch bei Vater Tino schon von kleinauf da. „Mein Vater hat mich immer mit auf die Rennstrecken genommen, nach Schleiz und Frohburg, die ganzen DDR-Strecken“, erzählt er.

Selbst Rennen fahren hatte ihm sein Vater verboten, jedoch vergeblich. Der Sohn hat sich kein Auto gekauft, sondern gleich mit dem ersten Ausbildungsgeld ein Motorrad. In den 2000er Jahren ist er seine ersten Rennen gefahren.

Nach einer kinder- und arbeitsbedingten Pause hat Tino Striegler 2017 wieder angefangen mit dem Motorsport. Besonders gerne fährt er Langstrecken. Die Rennen können zwei, aber auch über sechs Stunden dauern.

Doch nach 2019 folgte wieder eine längere Pause. Zuerst hatte die Corona-Pandemie auch den Motorsport komplett im Griff, dann hatte Tino Striegler gesundheitliche Probleme.

Erfolgreiches Comeback

Im Juni dieses Jahres hat er sein Comeback gefeiert, am Schleizer Dreieck, das dieses Jahr 100-jähriges Jubiläum feiert. „Weihnachten habe ich gesagt: Ich buche das jetzt. Dann habe ich darauf hingearbeitet und mit Ärzten gesprochen, ob ich wieder mit dem Sport anfangen kann“, erzählt Striegler.

Nach einer längeren Pause startete Tino Striegler in diesem Jahr beim Jubiläumsrennen am Schleizer Dreieck.
Nach einer längeren Pause startete Tino Striegler in diesem Jahr beim Jubiläumsrennen am Schleizer Dreieck. © privat

Sein „Kaltstart“, wie er es selbst nennt, lief ziemlich gut: Das erste Rennen gewann er mit neuer persönlicher Bestzeit. Beim zweiten Rennen machten ihn Motorprobleme einen Strich durch die Rechnung. Er landete auf Platz 9. „Im Motorsport liegen Freude und Leid nah beieinander“, sagt er.

Seine Familie hat ihn begleitet. Seine Frau und die drei Töchter sind seine größten Fans. Sie unterstützen ihm bei jedem Rennen, das ist dem Roßweiner aber auch unglaublich wichtig.

„Die Familie macht auch Abstriche. Wir machen nur einen großen Urlaub im Jahr, der Rest geht für den Rennsport drauf“, sagt er. Aber seine Familie komme gerne mit, für sie ist es wie Urlaub.

Auch die Kleinste, Elli, geht schon voll im Motorsport auf. „Überall wo gebaut wird, geht sie hin. Sie war unser Maskottchen am Wochenende“, ergänzt er lachend.

Sein Team hatte einige Rückschläge

Aber nicht nur deren Unterstützung ist ihm unglaublich wichtig, sondern auch die der Mechaniker, Lackierer und Werkstätten, die ihn unterstützen und natürlich auch sein Waldheimer Team Bipro Legends um Teamchef Stefan Genscher. Für das waren die letzten Monate ziemlich hart.

Einige hatten sich verletzt, im April ist ihr Cheftechniker verstorben. „Günther Schneider war unsere gute Seele. Er hat einen extra Tank für die Langstrecke entwickelt, hat vieles ausgetüftelt. Das war ein ganz schöner Rückschlag“, sagt er. Aber Striegler freut sich, dass es so langsam wieder Fahrt aufnimmt. Zu schön sind die Erinnerungen an frühere Rennen.

Vor allem die Gemeinschaft unter den Teams gefällt ihm so sehr an dem Sport. „Wir sind alle eine Riesen-Familie auf der Rennstrecke, Neid gibt es da nicht“. Jeder helfe dem anderen. Bei einem Rennen 2019 hatte der Roßweiner Probleme mit seiner Maschine – Werkzeug und Teile bekam er von der Konkurrenz, ganz selbstverständlich.

Angst um ihn hat seine Familie nicht. „Wir sind ganz entspannt, aber wenn wir es nicht wären, wäre es auch für ihn ein Krampf“, sagt Mandy Striegler. „So weiß er, dass wir uns alle freuen, wenn er wiederkommt“.

Wettkampf als Ausgleich von der Arbeit

Es gibt nur ein Rennen, bei dem die Roßweinerin ihrem Mann die Teilnahme verbietet: das Isle of Man auf der gleichnamigen Insel. Das Rennen gilt als eines der weltweit gefährlichsten. Seit 1907 sind 266 Fahrer auf der Strecke tödlich verunglückt. Auch in diesem Jahr gab es schon ein Todesopfer.

Die Motorrad-Rennen sind für den Vater auch ein Ausgleich von der Arbeit. „Man denkt das ganze Wochenende nicht mehr an den Alltag. Der Kopf ist frei, wenn ich wieder nach Hause komme“, sagt er.

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Sein bisheriges Rennhighlight waren die 666 Kilometer in Oschersleben. Damals ist er mit Rico Söhnel und Stefan Genscher als Dreierteam angetreten. „Das war das geilste Rennen, was da alles passiert ist: Wolkenbruch, Massenunfall auf der Geraden, bei uns war der Auspuff zerglüht, ein Auf und Ab der Gefühle“, schwärmt er.

Teilnahme beim Schleizer Dreieck

Als Zuschauer war und ist sein Favorit der Sachsenring. „Wir sind regelmäßig seit 2000 dort gewesen, teilweise auch über 100 Mann“, erzählt der Roßweiner. Zu seinen Rennen ist das Team kleiner, das Langstreckenteam umfasst in etwa zehn Leute.

Nach Schleiz ist das Team mit seinem Rennbus gefahren. Den haben die Motorsportfans in Eigenregie aus einem alten Linienbus umgebaut. Dort ist Platz für Schlafkojen, die Motorräder und sogar einer kleinen Küche.

Bis in die Nachtstunden wird bei den Wettkämpfen an den Motorrädern gearbeitet. Nach Motorproblemen hatten sich Zweiradmechaniker Steven Gerung und Henry Graupner die Maschine von Tino Striegler angeschaut.
Bis in die Nachtstunden wird bei den Wettkämpfen an den Motorrädern gearbeitet. Nach Motorproblemen hatten sich Zweiradmechaniker Steven Gerung und Henry Graupner die Maschine von Tino Striegler angeschaut. © privat

Für Tino Striegler geht es Anfang Juli wieder auf die Rennstrecke. Dann ist er im tschechischen Most unterwegs, um weitere Punkte im HR-Cup einzufahren. Ganz nah mit dabei und zur Unterstützung wird dann sicherlich auch wieder seine Familie sein.