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Verkehrsverbund Mittelsachsen plant Chipkarte für Bus und Bahn

Unabhängig von einem Antrag der SPD im Kreistag arbeitet der VMS bereits an einem Kartensystem. Die Einführung geht aber alles andere als schnell.

Von Cathrin Reichelt
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In Ostsachsen gibt es sie bereits, die Chipkarte für die Fahrt mit Bus und Bahn. In Mittelsachsen soll sie ebenfalls eingeführt werden. Aber das braucht Zeit.
In Ostsachsen gibt es sie bereits, die Chipkarte für die Fahrt mit Bus und Bahn. In Mittelsachsen soll sie ebenfalls eingeführt werden. Aber das braucht Zeit. © VVO

Mittelsachsen. Vor fünf Monaten wurde das Deutschlandticket eingeführt. In Mittelsachsen gibt es dabei nach wie vor ein Manko. Beim Verkehrsverbund (VMS) ist das 49-Euro-Ticket nur als Handyticket erhältlich.

Vor allem Senioren, die sich ohnehin oft mit der Bedienung eines Smartphones schwertun oder gar keins besitzen, aber auch Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen, müssen Umwege gehen, um an eine Chipkarte für die Nutzung von Bus und Bahn zu gelangen. Denn in benachbarten Verkehrsverbünden gibt es diese bereits.

Die Chance, auch im ländlichen Raum mobiler zu sein, kann dadurch nicht jeder nutzen. Deshalb legte die SPD-Fraktion im Kreistag einen Antrag vor, nach dem sich Landrat Dirk Neubauer (parteilos) für die Einführung eines Chipkartensystems im Gebiet des VMS starkmachen soll.

Der Landrat sollte beauftragt werden, in der Gesellschafterversammlung des VMS einen entsprechenden Antrag einzureichen und die Kreisräte über die Ergebnisse auf dem Laufenden zu halten.

Auf Nachfrage im Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr sowie im Bundesverkehrsministerium wurde bestätigt: Eine Ausgabe des Tickets in Form einer Chipkarte entspricht den Anforderungen eines digitalen Tickets, heißt es in dem SPD-Antrag. Eine Papierlösung sei zeitlich befristet bis zum 31. Dezember dieses Jahres möglich.

Vorwurf inzwischen überholt

Die Einführung eines eigenen Chipkartensystems analog zu anderen Verkehrsverbünden in Sachsen und Deutschland solle laut VMS nicht ermöglicht werden, so die SPD-Fraktion. Was in anderen sächsischen Verkehrsverbünden möglich ist, werde in Mittelsachsen verhindert. Das Vorgehen des VMS sei nicht nachvollziehbar.

Dass der VMS weiter Menschen ohne vorhandenes Endgerät von der Nutzung faktisch ausschließen will, sei inakzeptabel und rückständig. Was in anderen Verkehrsverbünden klappt, dürfe in Mittelsachsen kein Hindernis sein.

Da der VMS offenkundig nicht gewillt sei, die Einführung eines Chipkartensystems selbstständig zu organisieren, „müssen wir als zuständige Gesellschafter das Heft des Handelns in die Hand nehmen, damit alle Bürger unseres Landkreises dieselben Möglichkeiten haben am Ticket zu partizipieren.“

Dass dieser Vorwurf inzwischen überholt ist, erklärte Rebecca Schürer, Geschäftsbereichsleiterin Kommunikation, Service und Vertrieb beim VMS, den Kreisräten während ihrer Beratung. Seit Juni werde intensiv an dem Problem gearbeitet.

Dabei habe der Verkehrsverbund nicht nur das Deutschlandticket im Blick, sondern wolle eine komplexe Chipkarte für die Abo-Tarifprodukte entwickeln. „Derzeit sind vier verschiedene Abo-Systeme im Einsatz. Das ist eine große Herausforderung“, meint Rebecca Schürer.

Teuer und nicht förderfähig

Rund zwei Millionen Euro seien an Investitionen nötig. Mit einer Förderung des Betrages sei nicht zu rechnen. Das Geld werde für die Herstellung der Chipkarten benötigt. „Dabei rechnen wir zwei Euro pro Stück“, so die Geschäftsbereichsleiterin.

Außerdem müssten ein neues Vertriebssystem geschaffen und die Fahrzeuge mit Technik ausgestattet werden, mit der die Chipkarten gelesen werden können. Bis all das umgesetzt ist, vergehen rund zwei Jahre, schätzt Rebecca Schürer.

Die Initiative des VMS bewertet der SPD-Fraktionschef Axel Buschmann positiv und spricht von möglichen Synergieeffekten. „Zum Beispiel könnte man das Schülerticket in das System mit einbinden“, sagt er. Das bestätigt Rebecca Schürer.

Die Chipkarte habe viele Vorteile. In sie könnten alle Abosysteme und das Bildungsticket integriert werden. Letzteres nutzen derzeit rund 50.000 Schüler. Bei der Moovme-App für das 49-Euro-Ticket seien es 18.000 Kunden.

Da der VMS bereits an einem Chipkartensystem arbeitet, sei eine Abstimmung dazu gar nicht mehr nötig, erklärt ein Kreisrat. Aber Dirk Neubauer erbittet sich ein Mandat, damit er beim VMS im Sinn der Kreisräte agieren kann.

Die votieren letztendlich mit 46 Ja- und 26 Nein-Stimmen sowie sieben Enthaltungen dafür, dass sich der Landrat in der kommenden Verbandsversammlung des ZVMS dafür einzusetzen soll, dass eine komplexe Chipkarten-Einführung für Abo-Tarifprodukte erfolgt.