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Neuer Chef des Seniorenbeirats in Döbeln ist fast noch jugendlich

Sylvio Kolb ist 41 Jahre alt. Trotzdem hat er sich in den Beirat wählen lassen. Was der Grund dafür ist.

Von Jens Hoyer
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Stadtrat Sylvio Kolb hat am Frauentag 200 Rosen im Stadtzentrum verteilt. Darüber hinaus engagiert er sich jetzt auch für die Senioren der Stadt.
Stadtrat Sylvio Kolb hat am Frauentag 200 Rosen im Stadtzentrum verteilt. Darüber hinaus engagiert er sich jetzt auch für die Senioren der Stadt. © Daniel Schäfer

Döbeln. Wann ist man eigentlich ein Senior? Mit Anfang 40 sicher noch nicht. Da geht man unter heutigen Verhältnissen noch knapp als Jugendlicher durch. Der neue Vorsitzende des Seniorenbeirats der Stadt heißt Sylvio Kolb und er ist 41 Jahre alt.

Kein Hindernis, wie er meint. Bei der Besetzung der Posten gehe es nicht ums Alter und es gebe auch keine Regelungen, wie alt ein Mitglied sein darf.

„Es geht darum, für die Senioren Veränderungen zu erreichen, und das kann auch ein Jüngerer, wenn er den richtigen Blick dafür hat“, sagte Kolb, der für die SPD im Stadtrat sitzt.

Nachbesetzung war notwendig geworden

Seit 2020 hat Döbeln einen Seniorenbeirat. Erster und sehr aktiver Vorsitzender war Lothar Schmidt, der im Herbst 2022 ganz überraschend im Alter von 71 Jahren verstorben war.

Schmidt hatte sich für die Belange der Senioren im Stadtrat eingesetzt, den ersten Tanztee in Döbeln organisiert, der gleich großen Zulauf hatte, und eine regelmäßige Sprechstunde abgehalten.

Auch das Thema öffentliche Toilette war Dauerbrenner beim Seniorenbeirat. Die wird jetzt tatsächlich am Niedermarkt gebaut.

Seit Schmidts Tod war der Seniorenbeirat kaum mehr in Erscheinung getreten. Es hatte sich kein neuer Vorsitzender gefunden.

Ein Grund, warum Kolb in dem Gremium mitarbeiten wollte. Im vergangenen Monat hatte der Stadtrat die neue Zusammensetzung des Beirats beschlossen, in der vergangenen Woche hatte er sich konstituiert. Kolb wurde Vorsitzender, Stadträtin Jana Rathke (Linke) seine Stellvertreterin.

„Ich bin froh, dass der Seniorenbeirat wiederbelebt wurde. Wir haben bei unserer ersten Sitzung Ideen entwickelt und einen Fahrplan für die nächsten Monate festgelegt“, sagte Kolb.

Fragezeichen nach Kommunalwahl

Viel kann der Seniorenbeirat nicht mehr ausrichten. Seine Existenz endet in reichlich drei Monaten. Wie die Zusammensetzung nach der Kommunalwahl im Juni aussieht, ist nicht absehbar.

„Wir wollen aber etwas hinterlassen, damit der Seniorenbeirat die Arbeit gleich wieder aufnehmen kann“, sagte Kolb.

Ein großes Problem sei die Barrierefreiheit im öffentlichen Raum, das behinderungsfreie Gehen. Das betreffe nicht nur Senioren, sondern auch viele andere Personengruppen wie etwa behinderte Menschen, sagte Kolb.

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Auch um die Bushaltestellen will sich der Seniorenbeirat kümmern. „Wir wollen ein Verzeichnis über alle Bushaltestellen haben. Manche sind in einem schlechten Zustand, Sitzmöglichkeiten sind kaputt, es gibt keinen Windfang, Fahrpläne sind schlecht zu lesen“, sagte Kolb.

Ein anderes Problem seien fehlende Verweilmöglichkeiten. „Wo müsste mal eine Bank hin, auf die sich ältere Leute setzen können?“

Auch die Vereinsamung alleinstehender älterer Menschen treibt den Seniorenbeirat um. „Die älteren Leute haben vielleicht ein Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden und suchen eine Beschäftigung. Wir wollen an Vereine herantreten, dass sie ihnen Aufgaben geben. Ohne Verpflichtung für die Senioren. An einer Vereinsmitgliedschaft könnte das schon scheitern.“

Ermäßigungen sind ein Thema

Auch Ermäßigungen für Rentner beim Eintrittspreis in öffentliche Einrichtungen seien ein Thema. Der Seniorenbeirat hat die Idee, Treffs und Veranstaltungen, die für Senioren interessant sind, zu sammeln und veröffentlichen zu lassen.

Auch regelmäßige Sprechstunden will der Beirat wieder anbieten und dafür in Senioreneinrichtungen gehen.

„Man wird sicher nicht gleich alles umsetzen können. Das ist ein langer Prozess. Aber irgendwann muss man damit anfangen.“ Kolb tut das auch mit Blick auf seine Generation. „Alt werden, das betrifft uns alle einmal.“