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Deutsche Frauen machen eine gute Figur beim Diskuswerfen

Seit sich Frauen der Leichtathletik widmen, dominieren die Deutschen im Ring. Eine Übersicht.

Von Jochen Mayer
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23 Jahre lang war ihre Welt eine Scheibe, 2009 hörte die dreifache Weltmeisterin Franka Dietzsch auf.
23 Jahre lang war ihre Welt eine Scheibe, 2009 hörte die dreifache Weltmeisterin Franka Dietzsch auf. © Bernd Thissen/dpa

Deutsche Frauen haben den Dreh raus. Im Diskusring sind sie eine Macht. Keine Nation stellte mehr Olympiasiegerinnen beim Schleudern der ein Kilogramm schweren klassischen Wurfscheibe. Die deutschen Diskusfrauen mit Olympiagold sind Gisela Mauermayer (1936), Evelin Jahl-Schlaak (1976/1980), Martina Hellmann (1988) und Ilke Wyludda (1996).

Olympische Diskus-Medaillen bei den Frauen (G,S,B)

Deutschland (mit DDR/BRD) 5 3 2
URS/EUN/Rus 4 3 3
USA 2 3 3

Auch bei den bisherigen 16 Leichtathletik-Weltmeisterschaften führen die deutschen Diskuswerferinnen ihre separate Disziplin-Medaillenwertung an – mit zwei enorm starken Frauen: Die Neubrandenburgerin Franka Dietzsch war dreifache Weltmeisterin (1999, 2005, 2007), die Leipzigerin Martina Opitz-Hellmann gewann zweimal den WM-Titel – bei der WM-Premiere 1973 und 1987.

WM-Medaillen der Diskus-Frauen (G,S,B)

Deutschland (mit DDR) 5 4 1
Weißrussland 3 1 0
Kroatien 2 1 0

Seit sich Frauen der Leichtathletik widmen, machen Deutsche eine gute Figur beim Diskuswerfen. Seit 1923 werden Frauen-Weltrekorde geführt, bereits in diesem Startjahr stand Emilie „Milly“ Reuter aus Frankfurt/Main in der Liste der Superlative. Sieben weitere deutsche Frauen stehen in dieser Statistik: Greta Heublein (Bremen/1932), Gisela Mauermayer (München/sechs Weiten 1935/1936), Liesel Westermann (Leverkusen/vier Weiten 1967 - 1969) übertraf als erste Frau die 60-Meter-Marke, Christine Spielberg (Leipzig/1968), Evelin Jahl (Potsdam/1978), Irina Meszynski (TSC Berlin/1984) und Gabriele Reinsch (Cottbus/1988), die den wohl ewigen Weltrekord von 76,80 Metern hält.

Dresden ist im Weltrekord-Datenwerk gleich zweifach vertreten. Am 25. August 1935 warf Gisela Mauermayer beim Länderkampf gegen Polen 47,12 Meter – Weltrekord. Sie verbesserte damals ihre eigene Bestmarke um mehr als einen Meter. Am 12. August 1978 schleuderte Evelin Jahl im Steyer-Stadion die Scheibe auf 71,50 Meter, womit sie die sowjetische Serien-Weltrekordlerin Faina Melnik ablöste, die als erste Frau die 70-Meter-Marke überworfen hatte. Die Jahl-Weite ist immer noch ein imposanter Dresdner Stadionrekord. So weit warf in diesem Jahr keine Frau auf der Welt.

Warum die deutschen Frauen so dominant sind, darüber zerbricht sich die Leichtathletik-Welt den Kopf. Traditionen befeuern die Entwicklung, mehrere Spitzentrainer hatten ihre Erfahrungen, reichten die weiter, tauschten sich aus. Und da sind da waren noch die vielen subjektiven Einflüsse, die sich auf die Leistungen auswirkten.

„Ich habe eine kleine Meise, sonst würde ich nicht Sport machen“, sagte zum Beispiel mal die Dreifach-Weltmeisterin Franka Dietzsch. „Und wenn ich nicht so einen verrückten Trainer hätte, wäre ich auch nicht mehr dabei.“ Dieter Kollark hatte auch Astrid Kumbernuss zum Olymia- und WM-Gold im Kugelstoßen geführt. Außerdem hatte Franka Dietzsch eine solide Grundausbildung in der DDR, die auch im hohen Sportler-Alter noch Früchte trug – mit 39 Jahren gewann sie ein drittes Mal WM-Gold.