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Warum diese Frau Kühe rettet

Cornelia Böttger ist auf einem Hof bei Dresden aufgewachsen, Rinder lebten dort in Ketten. Heute hat sie nicht nur die letzte Kuh von dort vor dem Schlachten bewahrt.

Von Kay Haufe
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Cornelia Böttger mit ihrer ersten geretteten Kuh Bella.
Cornelia Böttger mit ihrer ersten geretteten Kuh Bella. ©  privat

Dresden. Fast fünf Jahre ist es jetzt her, dass Conny Böttger ihre erste Kuh gerettet hat. Bella heißt das cappuccinofarbene Tier, das heute inmitten einer Herde von 16 Rindern und zwei Ziegen bei Döbeln lebt. "Es war die letzte Kuh meines Großvaters, er hat sie zum Schlachten verkauft. Für 800 Euro habe ich sie dem Händler abgekauft", sagt Böttger. Kurz darauf rettete sie auch Bellas Mutter Cora, die bereits wieder trächtig war. Cora und ihr Sohn Diano sind heute ebenfalls Teil der glücklichen Herde.

Die Arztsekretärin ist bereits einige Jahre im Tierschutz tätig, hat 2017 und 2019 jeweils einen Hund aus einem rumänischen Tierheim aufgenommen. Bis vor wenigen Tagen hat sie eine junge Taube aufgepäppelt, die jetzt in eine artgerechte Haltung vermittelt wurde. Warum jetzt auch noch Kühe retten?

Auf Bauernhof bei Dresden groß geworden

"Das hat mit meiner Geschichte zu tun, ich bin auf einem Bauernhof bei Dresden groß geworden", sagt die 44-Jährige. Kühe wurden dort mit Ketten angebunden. "Ich habe 20 Jahre lang nur neben ihnen her gelebt, sah sie nur von hinten." Während für die Kinder alles getan wurde, damit sie glücklich waren, wurden die Kühe an Ketten ohne jeglichen Sozialkontakt gehalten. "So wurden die Kühe in dieser Zeit oft gehalten, auch heute noch vereinzelt", schätzt Böttger ein.

Hunde, Katzen oder Pferde genießen in Deutschland einen hohen Stellenwert als Haustiere, doch sogenannten Nutztieren wie Rindern gestehe man nicht mal Gefühle zu. "Ich nenne sie die Schattentiere, denen man die Kälbchen direkt nach der Geburt wegnimmt", sagt Conny Böttger.

Doch sie hat beschlossen, dass nicht jede Kuh in diesem Schatten bleiben soll. Motiviert haben sie Videos von Tierschützern, die Kühen, Ziegen, Schweinen und weiteren Tieren ein Leben auf Lebens- oder Gnadenhöfen ermöglichen, wie auf Gut Aiderbichl. Möglich wird das über Spenden oder Patenschaften für ein Tier.

Die geretteten Rinder leben heute glücklich auf einer Weide bei Döbeln.
Die geretteten Rinder leben heute glücklich auf einer Weide bei Döbeln. © privat

Genau so etwas hat Conny Böttger auch für ihre Tiere initiiert. Die 16 Rinder und zwei Ziegen haben bereits Paten gefunden, doch nicht jeder von denen kann auch die 90 Euro pro Monat aufbringen, die für Futter und das Einstellen im Stall nötig sind. "Mittlerweile habe ich meinen gesamten Freundeskreis mobilisiert, alle unterstützen mich", sagt sie. Dazu kommt auch Hilfe aus ganz Deutschland, denn Tierschützer sind gut vernetzt, wie Conny Böttger einschätzt. Für eine kurzfristige Rettungsaktion von drei Schweinen hat sie die "Harten Hunde" um Tierschützer Ralf Seeger gewinnen können, bekannt aus dem Fernsehen.

"Die Kühe begrüßen mich"

Sie träumt davon, einmal ganz aus Dresden weg auf einen Bauernhof zu ziehen, um die Tiere immer um sich zu haben. "Es ist faszinierend mitzuerleben, wie Kühe kommunizieren. Sie begrüßen mich, man merkt, wem es gerade nicht so gut geht", sagt Böttger. Irgendwann könnte aus dem Hof ein Sozialprojekt entstehen, auf dem ältere Menschen leben, die sich auch mit um die Tiere kümmern. Das wäre eine große Freude für Conny Böttger.

"Ich weiß, dass es mittlerweile viele Leute gibt, die etwas gegen Massentierhaltung unternehmen wollen. Vielleicht finden wir weitere Interessierte, die Paten für unsere Kühe werden möchten. Die Zeit drängt, denn es gibt noch weitere 20 Schlachtrinder, die gerettet werden sollen", sagt Böttger, die mittlerweile dazu den Tierschutzverein "Tierparadies MUHrielle e. V." im Juni mit vielen Tier- und speziell Kuh-Liebhabern gegründet hat.

Unterstützer können helfen unter www.gofundme.com/f/rettet-mit-uns-20-rinder

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