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Geständnis: Der Drogenkurier von der Polizei

Ein Wachmann der Berliner Polizei hat sich für einen Kumpel als Drogenkurier ein Zubrot verdient – und dabei seine Dienstuniform getragen.

Von Alexander Schneider
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Verteidiger Michael Sturm bespricht sich mit seinem Mandanten Jan E. (r.) beim Prozessauftakt im Landgericht Dresden. Der Angeklagte soll sich 2020 als Polizist einem Kumpel als Drogenkurier zur Verfügung gestellt haben.
Verteidiger Michael Sturm bespricht sich mit seinem Mandanten Jan E. (r.) beim Prozessauftakt im Landgericht Dresden. Der Angeklagte soll sich 2020 als Polizist einem Kumpel als Drogenkurier zur Verfügung gestellt haben. © Foto: Alexander Schneider

Dresden. Der Plan war nicht schlecht, funktioniert hat die Sache aber nicht lange. Ein vorbestrafter Drogenlieferant aus Berlin hat uniformierte Staatsdiener eingesetzt, um Kokain und Marihuana möglichst unerkannt nach Dresden zu transportieren. Im Februar wurde der 34-Jährige am Landgericht Dresden zu sieben Jahren und acht Monaten Haft verurteilt. Einer seiner Kumpel ist der Berliner Wachpolizist im Abschnitt 47: Jan E. Der 26-Jährige sitzt seit einem halben Jahre in Untersuchungshaft, am Mittwoch hat sein Prozess begonnen.

Laut Anklage ist Jan E. zweimal als Drogenkurier nach Dresden gefahren. In Laubegast hat er seine Fracht abgeliefert und das Geld für H. entgegengenommen: 33.000 Euro im März 2020 für sieben Kilo Marihuana, im April 32.800 Euro für 300 Gramm Kokain zu je 40 Euro und vier Kilo Marihuana für 4,20 Euro pro Gramm – Drogen für 65.800 Euro in einem Monat.

Als Lohn für seine Dienste habe der Polizist 1.000 Euro pro Fahrt erhalten, jeweils die Hälfte vom Lieferanten und dem Kunden. Bemerkenswert ist, dass E. seine Uniform getragen hat, als er im Auto seines Kumpels H. nach Dresden fuhr. Davon sollen sich die Täter ein geringeres Risiko etwa bei Kontrollen versprochen haben. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Kurier nun Beihilfe zum Handel mit Betäubungsmitteln vor.

Verteidiger Michael Sturm regte eine Verfahrensverständigung an. Hinter verschlossenen Türen berieten er mit der Staatsanwältin und der Kammer über eine mögliche Strafe im Fall eines Urteils. Man sei sich jedoch nicht einig geworden, so der Vorsitzende Richter Birger Magnussen im Anschluss.

Dennoch legte der Angeklagte ein umfassendes Geständnis ab. Er sei mit Michael H. befreundet gewesen, habe gewusst, dass der mit Drogen handelt und das Geschäft größer aufziehen wollte. „Dann hat er mich gefragt, ob ich für ihn als Kurier fahren möchte“, so E. „Das hab’ ich zweimal gemacht.“ Bei der ersten Fahrt sei H. mitgekommen, beim zweiten Mal sei er alleine gefahren. Er habe weder gewusst, wie viele Drogen H. in seinem Skoda Superb deponiert hatte, noch wie viel Geld er auf der Rückfahrt dabei hatte.

Kokain im Werkzeugkasten

Die Betäubungsmittel seien in einem Plastik-Werkzeugkasten verstaut im Kofferraum gewesen, dazu Malerzubehör. Falls jemand nach dem Zweck der Fahrt fragt, solle er sagen, er hilft beim Streichen der Wohnung einer Freundin, so Jan E. Markus S. (26), der Empfänger, habe den Werkzeugkasten herausgenommen und ein baugleiches Modell, in dem das Geld war, hineingestellt. Er selbst habe die Kästen weder berührt noch hingesehen.

Nach der zweiten Fahrt habe er H. gesagt, dass er das nicht mehr machen könne, sagt der ehemalige Polizist. Ja, er habe seine Uniform getragen, das habe er selbst vorgeschlagen. Die Dienstwaffe jedoch habe er im Schließfach gelassen, nicht mitgenommen.

Jan E. hatte eine Lehre als Außenhandelskaufmann abgebrochen und 2015 als Tarifbeschäftigter im Objektschutz der Berliner Polizei angefangen. Nach der viermonatigen Ausbildung war er bis zu seiner Verhaftung Wachpolizist im Schichtdienst.

Michael H. und Markus S. bestätigten E.s Angaben. Der Angeklagte kann mit einer Strafe von um die zwei Jahren rechnen und kam noch am Dienstag aus der U-Haft. Sein Prozess wird fortgesetzt.

Ein weiterer Beschuldigter, der angeblich für H. in Soldatenuniform per Zug Drogen nach Dresden brachte, wird sich vor dem Amtsgericht verantworten müssen.