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Polizist und Soldat als Drogenkuriere nach Dresden eingesetzt

Ein 34-jähriger Bautischler aus Bayern hat im großen Stil Drogen in Dresden verkauft. Das Krypto-Handy, das er dafür nutzte, war aber nicht so abhörsicher, wie er dachte.

Von Alexander Schneider
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Ein 34-Jähriger, der in Bayern und Berlin lebte, soll im großen Stil Drogen nach Dresden geliefert haben. Dafür soll er unter anderem einen Polizisten eingesetzt haben.
Ein 34-Jähriger, der in Bayern und Berlin lebte, soll im großen Stil Drogen nach Dresden geliefert haben. Dafür soll er unter anderem einen Polizisten eingesetzt haben. © dpa/Nicolas Armer (Symbolfoto)

Dresden. Das neue Jahr beginnt am Landgericht Dresden mit einem sogenannten Encrochat-Verfahren. Im Prozess gegen den 34-jährigen Michael H. aus Bayern geht es um Drogengeschäfte, die über abhörsichere Handys eines Krypto-Dienstes namens Encrochat abgewickelt wurden – und die im Frühjahr 2020 vom französischen Geheimdienst in einer offenbar europaweit konzertierten Aktion geknackt wurden.

Der Angeklagte, der seit Sommer 2022 in Haft sitzt, ist selbst süchtig und einschlägig vorbestraft. Laut Anklage soll er 2020 mit bis zu 30 Kilogramm Marihuana sowie allerhand Kokain gehandelt haben. Die meisten Daten zu einzelnen Vorwürfen stammen aus der sichergestellten Kommunikation.

Eine Ermittlerin des Landeskriminalamtes Sachsen berichtete als erste Zeugin, wie es gelungen war, Michael H. zu identifizieren: Sie hatte gegen zwei Abnehmer des Angeklagten ermittelt, die von dem Angeklagten beliefert worden waren.

Michael H. hat einen Großteil der Vorwürfe eingeräumt. Er war bereits 2017 in Bayreuth wegen gewerbsmäßigen Drogenhandels zu viereinhalb Jahren verurteilt worden.

Nach Therapie weitergedealt

Nach seiner zweijährigen Therapie jedoch sei er bald nach Berlin gezogen, habe weiter Kokain konsumiert und mit Drogen gedealt, um seinen eigenen Konsum zu finanzieren. Das Krypto-Handy habe er Ende 2019, Anfang 2020 erwerben müssen, um ins Geschäft zu kommen, sagte er: "Wenn Du sicher Drogengeschäfte machen willst, brauchst Du so ein Gerät", hätten ihm seine Lieferanten gesagt.

Unter den Kurieren, die den Stoff zu H.s Abnehmern nach Dresden brachten, waren auch ein Bundeswehrsoldat aus Niedersachsen, der als Uniformierter den Zug kostenfrei nutzen konnte, und ein Polizist vom Objektschutz in Berlin, der ein Auto von H. gestellt bekommen habe, so der Angeklagte. Die Uniformierten habe H. privat über Freundinnen kennengelernt.

Das Landgericht hat zunächst fünf Verhandlungstage bis Anfang Februar terminiert. Die beiden Dresdner Abnehmer von H. wurden bereits im August 2022 zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

Der Prozess wird fortgesetzt.