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Tausende feiern weihnachtliche Vesper in Dresden

In den letzten beiden Jahren fand die Open-Air-Vesper zu Weihnachten wegen Corona ohne Publikum statt. Jetzt ist es vor der Dresdner Frauenkirche wieder voll geworden.

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Tausende Besucher verfolgen die traditionelle Christvesper auf dem Neumarkt vor der Frauenkirche.
Tausende Besucher verfolgen die traditionelle Christvesper auf dem Neumarkt vor der Frauenkirche. © Ronald Bonß

Dresden. Rund 15.000 Menschen haben am Freitag vor der Dresdner Frauenkirche einen Open-Air-Gottesdienst gefeiert. "Wir müssen auf die achten, die eine Bleibe suchen, und ihnen nicht Steine in den Weg legen", sagte Sachsens evangelischer Landesbischof Tobias Bilz in seiner Predigt. Er rief dazu auf, trotz aktueller Krisen zuversichtlich zu bleiben: "Jetzt haben wir die Gelegenheit, neues Gottvertrauen zu gewinnen."

Möglicherweise gerate Gott "in den Zeiten des Wohlstandes und der scheinbaren Sicherheit ein wenig in Vergessenheit", sagte der Bischof weiter. Doch in Krisenzeiten werde vermehrt auch nach christlicher Orientierung gesucht. Der Glaube helfe dabei, Antworten zu finden, so Bilz, der seit 2020 im Amt ist. Für ihn war es die erste Weihnachtsvesper als Bischof auf dem Neumarkt.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) sagte, die Frauenkirche sei ein Symbol dafür, dass aus Trümmern etwas Neues entstehen könne. "Zerstörung hat niemals das letzte Wort", so Kretschmer. Er appellierte an die Menschen aufeinander zuzugehen, warmherzig zu sein, zu vergeben und sich zu versöhnen. "Wir alle haben dazu täglich Gelegenheit", sagte er. Kretschmer betonte zugleich, fast drei Jahre Corona-Pandemie hätten den Menschen viel abverlangt. Dazu gehörten Angst, Unsicherheit, Risse im Freundes- und Familienkreis und tiefe Narben.

Die Vesper fand in diesem Jahr zum 30. Mal statt.
Die Vesper fand in diesem Jahr zum 30. Mal statt. © Ronald Bonß

Zu Beginn der Weihnachtlichen Vesper hatten eine Frau aus der Ukraine und ein Mann aus Russland ihre Lebensgeschichten, die Sorgen von Menschen angesichts des Krieges und die Angst um die Familien geschildert. Sie mahnten die Menschen, für den Frieden zu beten und die Liebe in den Herzen zu bewahren.

Der Gottesdienst einen Tag vor Heiligabend war wegen der Corona-Pandemie in den beiden Vorjahren ohne Publikum gestaltet und im Fernsehen übertragen worden.

Letzte Vesper unter Ludwig Güttlers Leitung

Die Vesper fand in diesem Jahr zum 30. Mal statt. Die musikalische Leitung hatte zum letzten Mal der Trompeter und Dirigent Ludwig Güttler inne. Er beendet am 29. Dezember seine aktive Laufbahn mit einem Konzert in Röhrsdorf bei Meißen. Am 27. Dezember wird er noch einmal in der Dresdner Frauenkirche zu hören sein. Die Stiftung Frauenkirche richtet am 1. Januar eine Abschiedsveranstaltung für Güttler aus. Der Musiker hatte den Wiederaufbau wesentlich vorangetrieben. In mehr als 1.500 Benefizkonzerten warb er um Spenden.

Das Blechbläserensemble Ludwig Güttler sitzt während der traditionellen Christvesper auf dem Neumarkt vor der Frauenkirche auf der Bühne.
Das Blechbläserensemble Ludwig Güttler sitzt während der traditionellen Christvesper auf dem Neumarkt vor der Frauenkirche auf der Bühne. © dpa/Sebastian Kahnert

Die weihnachtliche Vesper wird von der Fördergesellschaft der Frauenkirche Dresden in Kooperation mit der Stiftung Frauenkirche veranstaltet. Die Kosten von derzeit rund 100.000 Euro müssen ohne öffentliche Zuschüsse gedeckt werden. Das ist nach Angaben der Fördergesellschaft nur durch Honorarverzicht der Künstlerinnen und Künstler sowie zahlreiche Helfende, Spenderinnen und Spender möglich.

Die erste weihnachtliche Vesper in dieser Form fand am 23. Dezember 1993 statt. Vor der Corona-Pandemie kamen zur Vesper auf den Neumarkt jährlich knapp 20.000 Menschen. (epd/dpa/SZ)