Dynamo-Krawalle: Was Dresden entschieden hat

Dresden. Zwei Monate nach den Eskalationen rund um das Aufstiegsspiel der SG Dynamo Dresden hat nun der Stadtrat eine erste Entscheidung getroffen.
Die Aufarbeitung neben den jüngsten Festnahmen Verdächtiger und dem teilweise freiwillige Stellen gesuchter mutmaßlicher Gewalttäter läuft damit an. Aber die Räte waren sich alles andere als einig, wie diese erfolgen soll.
Vorverurteilung von Dynamo?
Zumindest Linke, AfD, FDP und Freie Wähler sind sich einig, dass es darum gehe, den Verein vorzuverurteilen. "Wenn ein Stadtrat der Grünen sagt, es gehe um einen Bußgeldkatalog, kann ja nur Dynamo gemeint sein", so Linke-Fraktionschef André Schollbach. Auch die Einsatzleiter von Polizei und anderen Ordnungskräften seien nicht fehlerfrei. "Im Stadion ist es in den vergangenen Jahren zu keinen nennenswerten Vorfällen gekommen."
"Wenn es um Dynamo geht, wird immer zuerst die Schuld beim Verein gesucht", ist sich Jens Genschmar (Freie Wähler) sicher. Die Verantwortlichen des Vereins haben sich "tadellos" verhalten", sagt die AfD.
"Die schweren Ausschreitungen haben für bundesweite Schlagzeilen gesorgt und das ist völlig inakzeptabel, das ist Konsens", so FDP-Stadtrat Holger Hase. "Nicht einig sind wir, inwieweit der Verein für seine Fans außerhalb des Stadions in Haftung genommen werden kann."
Alles nur Legende?
Das sehen die Initiatoren des Antrags zur Aufarbeitung anders. "Es ist Legendenbildung, das sich dieser Antrag gegen die SG Dynamo Dresden wenden würde", so CDU-Stadtrat Hans-Joachim Brauns. "Nichts ist falscher. Der Antrag richtet sich gegen die Gewalttäter. Es ist eine Unterstützung für Dynamo. Weil diese Straftäter, die wir nie wieder in dieser Stadt sehen wollen, sich mit Dynamo verbinden und teil dieses Vereins sein wollen."
Es bedürfe einer klaren Ansage und eines klaren Handelns von allen, die bei Fußballsielen Verantwortung tragen. "Das ist an erster Stelle Dynamo", sagt Brauns.
Auch Grünen-Stadtrat Torsten Schulze versicherte. "Es gibt von uns keine Vorverurteilung des Vereins. Aber wir lehnen Gewalt ab, von allen Seiten - von vermeintlichen Fans genauso wie Polizeigewalt." Aber es seien Fehler gemacht worden, die aufgearbeitet werden müssen. "Konsequenzen auf die Ausschreitungen sind wichtig."
Richard Kaniewski (SPD) appellierte an die anderen. "Wir dürfen davor die Augen nicht verschließen, es gibt das Problem, dass es zu Gewalt kommt. Wenigstens das müssen wir doch gemeinsam verurteilen können." Es gehe nicht um eine Vorverurteilung des Vereins. "Aber Dynamo hat bei 20.000 Mitgliedern auch eine Verantwortung, das aufzuarbeiten und in die Fanszene hineinzuarbeiten."
Sanktionen für Dynamo?
Margot Gaitzsch (Linke) beantragte dann, die Sanktionen aus dem Antrag von CDU, Grünen, SPD und Linken zu streichen. Dabei handelt es sich um den besagten Bußgeldkatalog, den Torsten Schulze in den Antrag verhandelt hat, wenn gegen Punkte des Konzeptes verstoßen wird.
Das war bereits die mildere Form. Zuerst hatte die CDU gefordert, die künftige finanzielle Unterstützung des Vereins an die Vorlage des Konzeptes zur Gewaltprävention zu knüpfen. Aktuell zahlt die Stadt pro Saison 1,5 Millionen Euro zur Stadionmiete dazu.
Was wurde genau beschlossen?
Alle Beteiligten sollen nun gemeinsam die Vorkommnisse am Spieltag aufarbeiten und herausfinden, wie es dazu kommen konnte. Dazu soll es im September eine Anhörung von Sachverständigen geben.
Dazu soll Dynamo ein schlüssiges Konzept erarbeiten, das Gewalt im Umfeld der Fußballspiele wirksam verhindert. Auch daran sollen Polizei und Fanvertreter mitarbeiten. Sanktionen für Verstöße gegen dieses Konzept hat der Stadtrat allerdings knapp abgelehnt.