Dresden
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Schlangestehen vor Dresdens erster veganer Fleischerei

Auf dem Dresdner Bischofsweg gehen seit diesem Samstag Braten, Würste, Schnitzelbrötchen und mehr in veganer Ausführung über die Theke. Der Andrang zur Eröffnung war riesig.

Von Kay Haufe
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Anstehen für veganes Fleisch: Eine rund 50 Meter lange Schlange gab es viele Stunden vor der veganen Fleischerei auf dem Bischofsweg.
Anstehen für veganes Fleisch: Eine rund 50 Meter lange Schlange gab es viele Stunden vor der veganen Fleischerei auf dem Bischofsweg. ©  Rene Meinig

Dresden. Ältere Dresdner kennen Schlangen dieser Art noch aus Zeiten, in denen Radeberger Bier oder Bananen nur alle paar Monate und limitiert im Konsum verkauft wurden. An diesem Samstag aber standen die Dresdner für ganz andere Produkte an: Die vegane Fleischerei auf dem Bischofweg bot am ersten Verkaufstag Aufschnitt, Braten, Würste und Salate an - alles ohne Fleisch. Das war offenbar ganz nach dem Geschmack vieler, vor dem Laden bildete sich eine rund 50 Meter lange Schlange, die auch nach Ladenschluss um 16 Uhr noch nicht abgerissen war.

"Ich kann jetzt noch nicht, der Laden ist noch gerammelt voll", sagt Nils Steiger, einer der Inhaber am Telefon. Mit diesem Andrang hatten er und seine drei Mitstreiter wohl nicht gerechnet. "Nie im Leben hätte ich das geglaubt." Doch die Eröffnungsangebote wollten sich interessierte Kunden nicht entgehen lassen und nahmen dafür auch die Wartezeit gelassen in Kauf.

Das ist unter anderem im Angebot: verschiedene Wurstprodukte aus Seitan...
Das ist unter anderem im Angebot: verschiedene Wurstprodukte aus Seitan... © Sebastian Kahnert/dpa
Leberkäse (r) aus Seitan und Burger Patties aus schwarzen Bohnen ...
Leberkäse (r) aus Seitan und Burger Patties aus schwarzen Bohnen ... © Sebastian Kahnert/dpa
Verschiedene vegane Braten...
Verschiedene vegane Braten... © Sebastian Kahnert/dpa
Salat aus Jackfruit.
Salat aus Jackfruit. © Sebastian Kahnert/dpa

Die Renner - Leberkäse- und Schnitzelbrötchen für je 4,50 Euro - waren schon nach zehn Minuten ausverkauft. "Wir hatten zunächst nur 50 Brötchen gekauft, aber dann nochmal 100 nachbestellt. Aber auch die waren gleich wieder weg. Also haben Freunde neue besorgt, insgesamt haben wir 200 Brötchen verkauft", sagt Steiger.

Auch das Angebot, von allen Produkten zu kosten, wurde von der Kundschaft gut angenommen. "Wir haben nur positives Feedback bekommen, das ist echt cool. Die Leute waren richtig glücklich, dass es solche Produkte jetzt auch in Dresden gibt."

Geduldig gaben die vier veganen Fleischer hunderte Tipps, wie bestimmte Produkte zuzubereiten sind. Gekauft wurde alles vom Rollbraten a 500 Gramm mit Soße für 16,50 Euro bis zur Bratwurst für 1,50 Euro. "Wir sind leer", sagt Steiger.

An diesem Samstag wollen die Fleischerei-Inhaber zeitig ins Bett, denn schon morgen um 8 Uhr geht es mit der Produktion weiter. "Schlafen ist jetzt die Hauptsache, feiern können wir später", sagt Steiger lachend.

Schnitzelbrötchen aus Soja liegen in der "veganen Fleischerei" zur Neueröffnung in der Auslage.
Schnitzelbrötchen aus Soja liegen in der "veganen Fleischerei" zur Neueröffnung in der Auslage. © Foto: Sebastian Kahnert/dpa

Schon vor Eröffnung der "Veganen Fleischerei" hätten sich Feinkostläden und der Lebensmittelmarkt Konsum bei den Produzenten der Spezialitäten ohne tierische Inhaltsstoffe gemeldet. "Sie wollen die Produkte der veganen Fleischerei ins Sortiment aufnehmen, ohne sie je gesehen zu haben", sagt der 27-jährige Steiger.

Hergestellt werden sie im Lokal "Der dicke Schmidt" von Andreas Hennig, das nur wenige hundert Meter weiter ebenfalls vegane Speisen unter die Leute bringt. Dort wird im Akkord für die vegane Fleischerei gekocht und eingeweckt. Hennig ist ebenfalls im Viererteam der Fleischerei. Dass die Worte "vegan" und "Fleischerei" sich eigentlich ausschließen, ist beiden Veganern bewusst. "Wir wollen mit dem Namen provozieren", erklärt Andreas Henning. (mit SZ/juj)