SZ + Dresden
Merken

Gegen Fastfood in Dresdner Innenstadt: Bowl-Laden "Bakuli" auf Erfolgskurs

Linda Grumbt hat lange nach gesundem Essen in Dresden gesucht und nichts gefunden. Kurzerhand hat sie den Bowl-Laden "Bakuli" gegründet. Inzwischen gibt es drei davon in der Stadt - einer davon in der Altmarktgalerie.

Von Juliane Just
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Linda Grumbt bietet seit knapp drei Jahren an drei Standorten in Dresden im "Bakuli" gesunde Bowls an. Ihre Mission: gesundes Essen in die Dresdner Innenstadt bringen.
Linda Grumbt bietet seit knapp drei Jahren an drei Standorten in Dresden im "Bakuli" gesunde Bowls an. Ihre Mission: gesundes Essen in die Dresdner Innenstadt bringen. © René Meinig

Dresden. Ein Mittagessen ohne "Suppenkoma" danach - das wär's doch! Linda Grumbt hasste das Völlegefühl, das nach einem ungesunden, schweren Mittag sehr schläfrig und antriebslos machen kann. Täglich suchte sie in der Innenstadt nach gesundem Essen und fand sich am Ende doch bei Pizza, Nudeln und Fastfood aller Art wieder. "Und da dachte ich mir: Mach ich es doch einfach selbst", sagt sie.

In ihrem Kopf entstand die Idee von "Bakuli", einem Bowl-Laden mit gesundem Quick Food. Nach fast 20 Jahren Erfahrung in der Hotellerie und Gastronomie hat die Dresdnerin mit diesem Herzensprojekt die Lösung einfach selbst in die Hand genommen. Anfang 2020 startete Linda Grumbt gemeinsam mit Tina Oehler, der später zweiten Geschäftsführerin, in die Planungsphase. "Wir wollten Sattmacher anbieten, die nicht so schwer sind", erinnert sie sich.

So kam sie zu dem Thema Bowls, also Schüsseln. Dabei werden verschiedene Zutaten nach dem Baukastenprinzip zusammengestellt. In Dresden waren zu diesem Zeitpunkt das "Sprout" in der Neustadt und die Kette "Dean & David" am Hauptbahnhof als Anbieter zu finden, sonst niemand. Die beiden Frauen gründeten die Firma "Bakuli" und schauten sich nach Läden um.

Perfekte Lage und teures Pflaster für Bowl-Läden

Im April 2020 eröffneten sie die erste Filiale am Schillerplatz in den ehemaligen Räumen der Parfümerie Thiemann. "Wir haben dort alles komplett erneuert und den Laden nach unseren Vorstellungen gestaltet", sagt Linda Grumbt. Im Juli kam eine zweite Filiale in der Altmarktgalerie - passenderweise zwischen der Fastfood-Kette McDonald's und dem Pommes-Anbieter Frittz. Beide Läden sind in perfekter Lage, aber auch auf teurem Pflaster. In das Projekt flossen insgesamt 600.000 Euro.

Seither können Gäste zwischen vorgefertigten Bowls mit Namen wie "gegrilltes Tohuwabohu", "farbenfrohes Durcheinander" oder "beerenstarke Auszeit" wählen oder sich eine Schüssel mit ihren Lieblingszutaten selbst zusammenstellen. Alle Bowls gibt es in den Größen "Appetit" und "Hunger". Preislich liegen sie zwischen 5,90 Euro und 9,90 Euro. Die Dressings sind von Köchen kreiert und selbstgemacht. "Es bringt nichts, eine gesunde Bowl zu machen und dann Fertig-Mayonnaise drüber zu kippen", sagt Linda Grumbt.

So farbenfroh kommen die Bowls vom "Bakuli" daher. Die Zutaten werden je nach Belieben nach dem Baukastenrpinzip zusammengestellt.
So farbenfroh kommen die Bowls vom "Bakuli" daher. Die Zutaten werden je nach Belieben nach dem Baukastenrpinzip zusammengestellt. © René Meinig
Die Theke im Bakuli am Schillerplatz ist mit 35 gesundenen Zutaten gefüllt. Die Bowls können nach vorgefertigten Rezepten oder frei zusammengestellt werden.
Die Theke im Bakuli am Schillerplatz ist mit 35 gesundenen Zutaten gefüllt. Die Bowls können nach vorgefertigten Rezepten oder frei zusammengestellt werden. © René Meinig
Wer die Bowls von Linda Grumbt in der Filiale essen will, findet am Schillerplatz eine kleine Wohlfühloase.
Wer die Bowls von Linda Grumbt in der Filiale essen will, findet am Schillerplatz eine kleine Wohlfühloase. © René Meinig
Doch es gibt nicht nur Bowls, sondern, was Linda Grumbt auch ganz wichtig ist: "Bei uns gibt es immer guten Kaffee."
Doch es gibt nicht nur Bowls, sondern, was Linda Grumbt auch ganz wichtig ist: "Bei uns gibt es immer guten Kaffee." © René Meinig

Doch 2020 war eine schwierige Zeit, um mit einem Food-Konzept an den Start zu gehen. "Wir hätten nicht damit gerechnet, dass uns zwei Jahre Corona und danach noch ein Krieg erwarten", sagt Linda Grumbt rückblickend. Sie sei mit einer gesunden Portion Pessimismus an die Sache herangegangen, doch mit Corona blieben die Gäste kurz nach der Eröffnung aus. Vielen Gastronomen hat die Pandemie schwere Verluste eingefahren, denn während der Lockdowns durften sie gar nicht öffnen. Doch Not macht auch erfinderisch.

Der Gedanke: Wenn die Gäste nicht ins Bakuli kommen können, sollten die Bowls leichter zu ihnen kommen. Also fragte Linda Grumbt im Einzelhandel an und bot an, ihre Bowls für die Frischetheke zu kreieren. Bei Edeka, Rewe, Nahkauf und Konsum wurde das Angebot dankend angenommen. Was mit zehn Filialen begann, hat sich inzwischen auf 40 Supermärkte in ganz Dresden ausgeweitet. Nun will sie die Produktion noch auf den kompletten Osten Deutschlands ausrollen und auch Catering anbieten.

"Wenn mir alles zufallen würde, wäre es doch furchtbar"

Was nach einer Erfolgsgeschichte aus allen Ebenen klingt, hat sich für Linda Grumbt jedoch nicht immer so angefühlt. "Es gab Momente, in denen ich geweint habe, weil ich nicht wusste, wie ich es stemmen soll", sagt die 37-Jährige heute. Sonderlich viel Schlaf hatte die zweifache Mutter seit der Eröffnung des Bakuli selten.

Die Zutaten für die Bowls für den Einzelhandel werden in den frühen Morgenstunden geschnippelt, mit sechs Mitarbeitern wird dann der Tagesbetrieb gestemmt, abends warten Bestellungen und Abrechnungen. Wie sie das alles schafft? Linda Grumbt zuckt mit den Schultern: "Das ist richtig heftig manchmal. Aber wenn mir alles zufallen würde, wär es doch furchtbar."

Doch die Unternehmerin betont auch: Auf mehreren Hochzeiten zu tanzen bedeutet nicht, dass es überall bestens läuft. "Die Filialen zum Beispiel könnten besser laufen", sagt sie. Trotzdem gibt es seit Ende Dezember eine dritte Filiale. Das "Bakuli Lunch" ist im Selgros an der Dohnaer Straße in Prohlis eingezogen. Dort gibt es im Gegensatz zu den anderen Filialen abgepackte Bowls zum Erwärmen sowie belegte Brötchen und Snacks.

"Man muss halt vorwärtskommen", sagt Linda Grumbt. Sie falle zwar, bildlich gesprochen, oft hin, aber dafür sei sie dann oft auch schneller am Ziel. Und eines ihrer zahlreichen Ziele, nämlich dem Fastfood in der Innenstadt eine gesunde Alternative entgegenzustellen, hat sie erreicht. Und genau deshalb startet sie weiter durch.