Dresden. Ein Gallen-Täubling, vermutet Stefan Zinke nach einem kurzen Blick auf den unscheinbaren Pilz zwischen buntem Herbstlaub. "Schön scharf" schmeckten die, sagt der Pilzsachverständige und zieht ihn aus dem feuchten Waldboden. Brennend scharf sogar, korrigiert er. Aber erst die Geruchsprobe. Wie vermutet: fruchtig. Außerdem hat er gelbe Lamellen. Recht leicht zu bestimmen, der Gallen-Täubling.
Trotzdem beißt Stefan Zinke nun ein Stück aus dem Schirm des als ungenießbar geltenden Pilzes. "Oh. Ja. Wirklich brennend scharf." Er spuckt das Stück schnell wieder aus. Manchmal verlangt die Pilzleidenschaft auch einem Sachverständigen viel ab.
Beim Gang mit Zinke durch die Dresdner Heide in Klotzsche lernt man vor allem eines: Pilzbestimmung hat mit allen Sinnen zu tun. Zwei Stunden lang hält der Dresdner sich Pilz um Pilz unter die Nase, streift über Lamellen, um zu sehen, ob sie splittern, bricht Stiele, um zu sehen, ob Milch kommt, und kaut immer wieder kurz auf einem Stück, um zu kosten, ob der Pilz scharf oder bitter schmeckt. Und wenn er nicht ganz sicher ist, landet das Exemplar unter seinem Mikroskop.