Dresden
Merken

Geldwäsche-Prozess in Dresden: Wie vier Betrüger mit Schulranzen über 6.000 Euro erbeutet haben

Ein Ehepaar und zwei Frauen haben sich einen dreisten Schwindel einfallen lassen. Geschädigte sind Dutzende Eltern und Karstadt.

Von Alexander Schneider
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
In Dresden haben Gauner eine Methode gefunden, hochwertige Schulranzen günstiger anzubieten - und auch noch einen Gewinn zu machen.
In Dresden haben Gauner eine Methode gefunden, hochwertige Schulranzen günstiger anzubieten - und auch noch einen Gewinn zu machen. ©  Symbolbild: Robert Michael/dpa

Dresden. War es wirklich Zufall, dass am Amtsgericht Dresden ausgerechnet am ersten Schultag gegen eine Frau verhandeln wird, die fast 50 Schulranzen im Internet versteigert haben soll?

Der Vorsitzende Richter Arnd Fiedler bestreitet eine entsprechende Absicht in seiner Terminierung. Er habe schon mehrfach versucht, gegen die Angeklagte zu verhandeln, erfolglos. Und auch an diesem Schulbeginns-Montag scheitert der Versuch, denn die 38-Jährige aus der Nähe von Berlin ist aus gesundheitlichen Gründen nicht verhandlungsfähig.

Das jedenfalls teilt Verteidiger Kay Reese aus Berlin zum Auftakt der Sitzung mit und legt ein Attest vor. Wenigstens er hatte sich den Weg nach Dresden nicht erspart.

Vorwurf: Geldwäsche in 49 Fällen

Die Staatsanwaltschaft Dresden wirft der Frau Geldwäsche in 49 Fällen vor. Sie soll zwischen September 2020 und März 2021 hochwertige Schulranzen bei Ebay versteigert haben, die zuvor durch Umetikettieren recht billig bundesweit in Karstadt-Filialen erbeutet worden waren. Für die 49 versteigerten Modelle habe sie einen Erlös von mehr als 6.400 Euro erzielt, das macht im Schnitt pro Schulrucksack gut 131 Euro.

Konkret ging es um Modelle der Firma Ergobag – schick, komfortabel, aber sündhaft teuer. Sie werden "normalerweise" für 250 Euro gehandelt, waren bei Karstadt-Rabatt-Aktionen jedoch hin und wieder für 70 bis 90 Euro zu haben. An dem Schwindel waren nach Überzeugung der Justiz mindestens drei weitere Täter beteiligt. Ein Ehepaar und eine weitere Frau.

Ein "Fehler" im Kassensystem hilft

Sie erwarben Billigmodelle und vervielfältigten dann die Etiketten mit dem Strichcode. Den setzten sie dann bei weiteren Käufen ein, um die nicht-reduzierte Ware bundesweit in Karstadt-Kaufhäusern zu erwerben. Sie zahlten die Sonderangebotspreise in anderen Abteilungen, damit der Schwindel nicht auffällt – die Kassen hatten den Kampfpreis noch im System.

Bremen, Celle, Hildesheim, Hannover, Dessau, Magdeburg, Halle – es funktionierte. Doch in Dresden ging etwas schief, die Gruppe flog auf. So landeten die Ermittlungen bei Polizei und Staatsanwaltschaft in Dresden.

Weitere Täterin wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt

Das Ehepaar wurde längst wegen Geldwäsche zu je einem Jahr und zehn Monaten auf Bewährung verurteilt. Der Mann, der im öffentlichen Dienst tätig war, verlor auch seinen Job. Die dritte Täterin erhielt zwei Monate mehr, weil sie auch wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt worden war. Sie hatte auf der Flucht aus der Dresdner Karstadt-Filiale eine ältere Dame verletzt.

Am Montagmittag jedenfalls schlägt Verteidiger Reese dem ob des erneuten Fehlens verdutzten Schöffengericht vor, seiner gesundheitlich angeschlagenen Mandantin einen Strafbefehl zuzustellen. Staatsanwalt und Gericht stimmten zu. Die 38-Jährige wird zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr auf Bewährung verurteilt, die Taterträge in Höhe von 6.458,44 Euro werden eingezogen. Eine höhere Freiheitsstrafe ist auf diesem Weg nicht möglich.