SZ + Dresden
Merken

So geht es am Kaufpark Nickern weiter

Der Abriss am Kaufpark läuft, die Tankstelle schließt Ende März. Die Zahl der Parkplätze wird in Zukunft schrumpfen. Dafür werden Lastenräder wichtiger. Was geplant ist.

Von Dirk Hein
 4 Min.
Teilen
Folgen
Das war einmal der alte Kaufpark: Der Abriss in Nickern läuft auf Hochtouren.
Das war einmal der alte Kaufpark: Der Abriss in Nickern läuft auf Hochtouren. © Sven Ellger

Dresden. Unter Hochdruck arbeiten die Abrissbagger am ehemaligen Kaufpark Nickern. Während die wichtigsten Geschäfte weiter offen haben, wird für den zukünftigen ersten Bauabschnitt das Baufeld freigemacht. Der alte Baumarkt ist bereits weg, die Tankstelle schließt Ende März. Danach rücken auch dort die Bagger an.

Was passiert aktuell?

"Wir werden noch zwei Monate weiter fleißig abreißen. Danach wird die Baugrube hergestellt, vorhandene Leitungsmasten werden versetzt", sagt Andreas Uhlig, der für Investor Kurt Krieger die Arbeiten in Dresden koordiniert.

Im Anschluss daran ist das Rathaus erneut gefragt. Der Bebauungsplan muss beschlossen werden. Uhlig: "Wir hoffen auf eine Zustimmung im Juni. Wir wollen dann zwischen Juli und September schnellstmöglich mit dem Hochbau beginnen."

Zusammen mit Politik und Rathaus-Verwaltung wurden mittlerweile fast alle Details geklärt. So wurde um jeden Baum gefeilscht, der gefällt werden sollte. Sicher ist mittlerweile: Entlang der Dohnaer Straße muss kein einziger Baum weichen. Vor allem im Umweltausschuss war das ein zentrales Thema.

Extra deshalb wurde in den letzten Monaten die Liefereinfahrt verändert. Sie führt jetzt nicht mehr von der Dohnaer Straße ins neue Einkaufszentrum, sondern hinter dem Fahrrad-XXL Markt an der Michaelisstraße in das neue Center.

Wie ändert sich das Verkehrskonzept?

Für die neue Liefereinfahrt muss der bekannte Radladen laut den neuen Eigentümern weichen. Uhlig: "Wir haben das Gebäude zusätzlich gekauft. Der Termin für den Abriss steht noch nicht fest. Das angrenzende Geschäft von Multipolster bleibt erhalten." Laut SZ-Informationen hat Krieger dafür weitere zehn Millionen Euro investiert. Fahrrad-XXL ließ Nachfragen zur Zukunft des Standortes unbeantwortet.

Geklärt sind mittlerweile wichtige Details für das Verkehrskonzept. Die Anzahl der Pkw-Stellplätze wird um 400 auf etwa 1.700 Stellplätze reduziert. Im Gegenzug entstehen 330 Abstellmöglichkeiten für Räder. Zudem erhält das Center eine komplett eigene Verkehrsführung nicht nur für Autos und Fußgänger, sondern auch für Räder. Laut Bauplaner Uhlig ist das einzigartig in Deutschland: "Lastenräder werden immer wichtiger, wir sind darauf vorbereitet." Autos und Räder würden damit gleichberechtigt verschiedene Areale im neuen Center erreichen.

Was hat Kurt Krieger noch vor?

Eigentümer Kurt Krieger kommt der Stadt an weiteren Punkten entgegen: Der von den Prohlisern gewünschte eigene Raum für Veranstaltungen wird von 200 auf 600 Quadratmeter vergrößert und erhält einen eigenen Zugang. Krieger beteiligt sich an der Renaturierung des Geberbaches mit etwa 100.000 Euro. Dort entsteht im Auftrag der Stadt das Blaues Band Geberbach.

Uhlig: "All das ist in Zusammenarbeit mit der Stadt entstanden. Dresden hat beim Thema Bauen seinen eigenen schlechten Ruf. Ich habe in den letzten 30 Jahren hingegen noch nie eine so konstruktive Zusammenarbeit erlebt."

Ein möglicher Hintergrund für so viel Nähe: Krieger und Uhlig wollen beim Bauen unbedingt schnell vorankommen. Bereits vor Weihnachten 2023 soll der erste Bauabschnitt fertig sein. Ein Jahr später folgt der komplette neue Einkaufspark. Die wichtigsten Mieter wie Kaufland, Müller und Media Markt bleiben erhalten.

Gibt es noch Widerstand gegen die Pläne?

Die Kritik am nahezu mit der Brechstange vorangetriebenen rund 300 Millionen Euro teuren Umbau war lange groß. Beunruhigt waren vor allem Innenstadthändler, die durch den neuen Kaufpark negative Auswirkungen für ihre Geschäfte befürchten. Bis zuletzt hatte Citymanagerin Friederike Wachtel um eine Verkleinerung der Verkaufsfläche für innenstadtrelevante Sortimente gekämpft.

Doch ein von den Stadträten gefordertes Gutachten kam zu dem Ergebnis, dass die geplante Neustrukturierung des Kaufparks keine schädlichen Folgen im Sinne einer Funktionsstörung für zentrale Versorgungsbereiche zur Folge habe. Dies gelte insbesondere für die Dresdner Innenstadt, deren Position als kräftigster und attraktivster Einzelhandelsstandort der gesamten Region mittel- bis langfristig nicht gefährdet sei.

Stadtrat Thomas Löser (Grüne): "Unsere Fraktion kritisiert diese Art von überdimensionierten Einkaufscentern weiterhin. Aber: Wir sehen, dass sich das Projekt entwickelt. Herr Krieger bemüht sich, etwas Gutes entstehen zu lassen." Die Hauptgründe dafür: "Die Baumreihe an der Dohnaer Straße bleiben erhalten. Seine Zusage zu einer Holzhybrid-Bauweise steht. Bislang hat Herr Krieger Wort gehalten."

Zustimmung fanden auch die geplanten 18.000 Quadratmeter Dachgrün und die vorgesehenen 15.000 Quadratmeter große Fotovoltaik. Löser: "Das ist richtungsweisend für ähnliche Bauprojekte."

Auch die Linken sehen positive Aspekte: Stadtrat Tilo Wirtz: "Es hat sich gelohnt, auf Nachbesserungen zu bestehen. Der Schutz der Bäume und die Verbesserungen an der Fassade gehen auf unseren politischen Druck zurück. Auch das Stadtteilzentrum wird gut werden."