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Dresdens erste Marilyn Monroe setzt neue Akzente

Die Staatsoperette Dresden spielt das Musical „Blondinen bevorzugt“. Als Film schlug es hohen Wellen.

Von Bernd Klempnow
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Devi-Ananda Dahm, selbst schwarzhaarig, ist die verführerische Blondine der Staatsoperette.
Devi-Ananda Dahm, selbst schwarzhaarig, ist die verführerische Blondine der Staatsoperette. © Pawel Sosnowski

Dresden. Singen konnte sie nicht, die Marilyn Monroe. Dennoch hauchte sie Songs wie „Diamonds Are a Girl’s Best Friend“, „Bye Bye, Baby“und „I wanna be loved by you“ so charmant und verführerisch, dass ihre Originale unverändert überzeugen. Und die Lieder – wie zuletzt von Nicole Kidman und Beyoncé – oft gecovert werden.

Einige dieser Songs erklingen derzeit in der Staatsoperette Dresden. Mit poppiger, jazziger Stimme will die deutsche Musical-Darstellerin Devi-Ananda Dahm die Hits in eigenem, unverwechselbarem Sound präsentieren. Die 28-Jährige probt mit Kollegen das mitreißende Broadway-Musical „Blondinen bevorzugt!“. Premiere ist am Sonnabend. Erzählt wird darin, wie eine junge Frau aus der Unterschicht versucht, an der Seite reicher Männer zu überleben.

Das 1949 uraufgeführte Stück war die Vorlage für den gleichnamigen Film „Blondinen bevorzugt!“ von 1953. In ihm avancierte Marilyn Monroe zur bekanntesten Blondine des Jahrhunderts und lancierte ein Schönheitsideal, das Generationen prägen sollte. Besonders ihre Performance von „Diamonds“ gelang grandios. „Es ist erstaunlich“, sagt Devi-Ananda Dahm, „wie wenig die Monroe tun muss, um Sex-Appeal zu haben. Es reicht schon die leicht nach vorn geschobene Schulter.“

Wie nähert man sich dieser Rolle, die so stark von der Überfigur Monroe lebt? Zumal die Monroe, anders als ihr gespieltes Klischee, über weite Strecken eine kluge und clevere Frau war, deren Traurigkeit trotz des Erfolgs und früher Tod mit 36 Jahren noch immer berührt. „Ich sollte zur Vorbereitung auf die Rolle keine Filme mit der Monroe anschauen“, so Devi-Ananda Dahm. Aber natürlich wusste sie, die sich eigentlich für eine andere Rolle beworben hatte, wie der Hollywood-Star seine Stimme veränderte, um Männer rumzukriegen.

Zauberhafte Art, Diamanten zu besingen

Und doch wollen das Inszenierungsteam um den Regisseur Thomas Heep und sie „nicht nur Schubladen“ bedienen, weil die Musical-Story vielschichtiger ist. Das werde oft überspielt und nicht ergründet, warum die Hauptfigur Lorelei alles daran setzt, reich zu heiraten. „Lorelei kommt aus der Gosse, ist offenbar vergewaltigt worden. Sie weiß, dass sie sich nicht auf Aussehen und schon gar nicht auf sprunghafte Männer verlassen kann“, sagt die Berlinerin. „Das Einzige, was ihr Sicherheit gibt, sind Edelsteine.“ Und die besinge sie auf zauberhafte Art.

Es gebe viele solcher, auch berührenden Momente in dem Stück, sagt die junge Künstlerin, die neuerdings zum Ensemble der Staatsoperette gehört. Hier hat sie schon in Inszenierungen wie „Dreigroschenoper“ und „My Fair Lady“ große Partien gegeben. Viel beachtete Auftritte hatte die bei Gesangwettbewerben Hochgeehrte bereits im Friedrichstadtpalast und in anderen Musical-Produktionen. Sie singt toll, kann sich gut bewegen und liebt das Broadway-Feeling dieser Produktion mit dem „kompletten Zauber von großem Orchester, Chor und Ballett. Als es noch möglich war, bin ich einmal pro Jahr nach New York gereist und habe mir dort Musicals angesehen. Nirgends wird dieses Genre so perfekt, mit viel Herz und Liebe zum Detail gepflegt und geschätzt wie dort.“

Auch die Staatsoperette, die unter der Intendantin Kathrin Kondaurow stärker denn je dem Broadway Reverenz erweisen will, möchte einen Musicalabend der Extra-Klasse bieten. Laut Inszenierungsteam wird „Blondinen bevorzugt!“ eine „spritzige Tour de Force mit amourösen Verstrickungen und hitzigen Konflikten, befeuert von opulenten Tanzeinlagen und sattem Big-Band-Sound“. Die musikalische Leitung hat der Musical-erfahrene Peter Christian Feigel. Alleskönner wie Maria-Danae Bansen, Gero Wendorff und Marcus Günzel agieren neben Devi-Ananda Dahm.

Kein Wort mehr, das Frauen kleiner macht

Kenner des Films und des Musicals werden neue Akzente entdecken. Das Frauenfeindliche der Vorlage ist deutlich reduziert. „Wir können doch so ein Stück nicht mit den Ansichten und dem Sprachgebrauch von vor 70 Jahren spielen.“ So sind etwa Dialoge und Wortspiele, „die Frauen kleiner machen“, geändert worden. Die Hauptdarstellerin: „Es ist doch ein Unterschied, ob jemand hysterisch oder panisch reagiert. Manche Szene ist jetzt stimmiger.“

Und wie viel Verführung ist noch erlaubt? Da sieht Sängerin keine Grenze: „Ich darf so viel von mir und meinem Rollenverständnis zeigen und weiß trotzdem, dass ein stiller Moment manchmal mehr bewirkt als ein lauter, schneller Gag.“

  • „Blondinen bevorzugt!“: 23., 24., 26. und 27. 10. sowie November und Dezember; Kartentel. 0351 32042222