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Nach Angriff auf SPD-Politiker: Musikfestspiel-Chef fürchtet ums Image von Dresden

„Verständigung ist aus der Mode gekommen“, sagt Jan Vogler und reagiert auf Angriffe auf Politiker und Wahlhelfer in Dresden.

Von Bernd Klempnow
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Jan Vogler, Musiker und Intendant der Dresdner Musikfestspiele, auf der Bühne im Kulturpalast Dresden, wo am Mittwoch die Festspiele starten. .
Jan Vogler, Musiker und Intendant der Dresdner Musikfestspiele, auf der Bühne im Kulturpalast Dresden, wo am Mittwoch die Festspiele starten. . © dpa

Die Dresdner Musikfestspiele fürchten nach den jüngsten brutalen Angriffen auf Politiker und Wahlhelfer um das Image der Elbestadt. „Da ist für die Stadt verheerend, weil es Stereotypen bedient“, sagte Festspiel-Intendant Jan Vogler am Montag in Dresden kurz vor Beginn des Festivals. Musik könne im Kleinen Toleranz und Kommunikation fördern, Menschen zusammenbringen. „Dann kommt so ein Ereignis wie ein Orkan und fegt alles weg.“

"Enges Denken haben wir überall auf der Welt"

Die Festspiele arbeiteten daran, ein weltoffenes Klima zu vermitteln. Solche Ereignisse stünden in einem starken Kontrast dazu. Zugleich warnte er davor, die „nicht entschuldbaren Ereignisse nur auf einen Ort zu verengen. Ja, es war wieder in Dresden, aber Probleme mit engem Denken haben wir überall auf der Welt“. Generell vermisst der 60-Jährige, der die Hälfte des Jahres in den USA lebt und sich von aktuellen Trump-Lügen erschüttert zeigte, eine "respektvolle politische Auseinandersetzung. Miteinanderreden ist aus der Mode gekommen“. Jeder beharre auf seinem Standpunkt und lasse partout keine anderen gelten.

Sting, Popstar aus Großbritannien, ist einer der Stars der Musikfestspiele. Sein Auftritt in der Messe Dresden am 25. Mai ist ausverkauft.
Sting, Popstar aus Großbritannien, ist einer der Stars der Musikfestspiele. Sein Auftritt in der Messe Dresden am 25. Mai ist ausverkauft. © Georg Wendt/dpa

Mit Blick auf das am Mittwoch beginnende Festival sagte Vogler: „Ich bin mir sicher, wir können mit Musik etwas bewegen.“ Schließlich sei fast jeder mit Musik zu erreichen. Er selbst, der auch ein international agierender Cellist ist, versuche, „kleine Zeichen zu setzen, etwa ein Stück zu spielen, was die Leute zum Überlegen bringt“. Unmittelbare Absagen von Künstlern gebe es nicht, sagte der Intendant. Er erwarte das auch nicht. Künstler hätten einen „so weiten Horizont“. Den des Publikums wolle er weiten. Die Musikfestspiele stehen diesmal unter dem Motto „Horizonte“.

Rund 60 Veranstaltungen sind für die 47. Ausgabe des Festivals vom 9. Mai bis 9. Juni geplant. Erwartet werden unter anderem die Pianisten Helene Grimaud, Igor Levit und Lang Lang, die Sopranistin Simone Kermes sowie der Rockmusiker Sting. Zur Eröffnung wird das musikalisch-wissenschaftliche Projekt des „Rings“ im historischen Klang der Wagner-Zeit mit der „Walküre“ fortgesetzt. Bereits jetzt sind zehn Konzerte ausverkauft. Für weitere zehn Konzerte gibt es nur noch Restkarten. Insgesamt waren 58.000 Karten im Angebot. Vogler erwartet eine Auslastung von über 90 Prozent und ein Wachstum des Festivals um 15 Prozent.

Veranstaltungen wie "Dresden singt und musiziert" und "Klingende Stadt" sind wieder eintrittsfrei und machen das Stadtzentrum tatsächlich zu einem klingenden.
Veranstaltungen wie "Dresden singt und musiziert" und "Klingende Stadt" sind wieder eintrittsfrei und machen das Stadtzentrum tatsächlich zu einem klingenden. © Oliver Killig

Wieder finden Veranstaltungen statt, die eintrittsfrei sind, wie das Mitsing-Angebot von „Dresden singt und musiziert“. Dieses beginnt am 18. Mai bereits 17 Uhr. „Wir wollen nicht in Konkurrenz zur Rockband Rammstein treten, die auch an dem Tag in der Flutrinne spielt.“