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Dresdens Philharmonie teilt sich mit Deutscher Oper Berlin den Chefdirigenten

Seit Freitag ist es offiziell, dass Sir Donald Runnicles im Sommer 2025 Chefdirigent der Dresdner Philharmonie wird. Er wird früher vor Ort arbeiten und dafür oft pendeln.

Von Bernd Klempnow
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Die Queen erhob den Schotten Donald Runnicles 2020 in den Adelsstand. Er liebt solche Traditionen und die Anrede.
Die Queen erhob den Schotten Donald Runnicles 2020 in den Adelsstand. Er liebt solche Traditionen und die Anrede. © dpa

Poetische Klanggebilde entstanden und vergingen, alles schien zu schweben und zu fließen, so wie die Dresdner Philharmoniker am Freitagmittag Ravels Ballettmusik „Daphnis et Chloé“ interpretierten. Zuvor hatten sie in der Generalprobe für die Konzerte des Wochenendes impressionistische und andere Meisterwerke wie Debussys Naturschilderung „La Mer“ gespielt – Schönheit pur.

Ungeachtet der Musik war die Probe dennoch nicht der übliche philharmonische Alltag. Und das lag am Dirigenten Sir Donald Runnicles. Der und Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert unterzeichneten unmittelbar nach der Generalprobe im Kulturpalast den Vertrag des neuen Chefdirigenten des städtischen Orchesters. Tags zuvor hatte der Stadtrat der Vorlage zugestimmt. Runnicles ist damit ab der Saison 2025/26 Chefdirigent der Dresdner Philharmonie. Sein Vertrag läuft über vier Jahre bis Juli 2029.

Bereits ab der Spielzeit 2024/25 wird er als designierter Chefdirigent künstlerisch wirken. Wohl ist er noch bis Sommer 2026 Generalmusikdirektor der Deutschen Oper Berlin. Der im schottischen Edinburgh Geborene, der zugunsten von Dresden seinen Berliner Vertrag eher auslaufen lässt, wird also zwischen beiden Städten pendeln.

Ist seit Jahrzehnten ein Dirigent der Spitzenklasse ob in der Oper oder in der Sinfonik: Donald Runnicles. Er ist ein Genussmensch und dürfte die Philharmoniker zu neuen, schwelgerischen Klangfarben animieren.
Ist seit Jahrzehnten ein Dirigent der Spitzenklasse ob in der Oper oder in der Sinfonik: Donald Runnicles. Er ist ein Genussmensch und dürfte die Philharmoniker zu neuen, schwelgerischen Klangfarben animieren. © Robert F.Kusel

Die Freude an der Elbe jedenfalls ist groß. Sein Vorgänger, der eher wortkarge Marek Janowski, lobte ihn jüngst „als einen sehr guten Mann mit sehr großem Repertoire“. Oberbürgermeister Hilbert, der Runnicles durch Zufall bei einem Australien-Trip kennengelernt hatte, setzt darauf, dass der neue Chef „das Orchester weiter in der internationalen Spitzenklasse profilieren und verankern und damit den Ruf unserer Stadt (nicht nur) in der Musikwelt weiter festigen wird“. Er freue sich auf musikalische und menschliche Begegnungen mit einem Künstler, der ein Orchester stets als Medium von und für Menschen verstehe. „Ich bin sicher, dass auch die Zuhörerinnen und Zuhörer auf eine spannende Reise mitgenommen werden.“

Dresdner Gedenkkonzert als Anliegen von ihm

Der ungemein vitale 69-Jährige dankte kurz und glücklich für das Vertrauen und das Votum: „„Mein Votum gilt den Musikerinnen und Musiker der Philharmonie. Sie verkörpern für mich das Ideal eines großen Orchesters: Zusammen werden wir künstlerisch vieles erreichen.“ Er sei sich ganz sicher, dass sie gemeinsam mit dem Publikum in diesem exzellenten Konzertsaal die Aufgaben, die sie sich selbst stellten, meistern würden. Ebenso die Aufgaben, die die Gegenwart an ein modernes Orchester stelle. „Musik mitten in der Stadt und gleichzeitig mitten in der Welt lebendig werden zu lassen – dafür werde ich mich mit Leidenschaft einsetzen!“

Erste Dresden-Termine stehen bereits fest. So wird der von der britischen Queen geadelte Dirigent die Saisoneröffnung im September leiten. Am 13. Februar 2025 will er Benjamin Brittens „War Requiem“ musizieren. „Das ist mir als Brite und Britten-Verehrer ein wichtiges Signal für ein gemeinsames Erinnern.“

Zufrieden zeigte sich auch Philharmonie-Intendantin Frauke Roth. „Ich freue mich, dass nun ein für das Orchester enorm wichtiger Prozess endet und 2025 eine neue Ära beginnt.“ Allen sei klar gewesen, dass es nicht leicht sein würde, einen würdigen Nachfolger für Marek Janowski zu finden. Das Orchester habe sich dafür die nötige Zeit genommen und sich mit dem Sir für einen Dirigenten entschieden, der es mit enormer Erfahrung und künstlerischer Expertise an entscheidender Stelle weiterbringen könne. „Ich bin überzeugt, dass er mit den Musikern auf Augenhöhe langfristig den unverwechselbaren Geist der Philharmonie weiterentwickeln kann.“